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       # taz.de -- Schutzmaßnahmen und Corona-Pandemie: Die Maskenpflicht sollte bleiben
       
       > In immer mehr Ländern fällt die Pflicht zum Tragen einer
       > Mund-Nasen-Bedeckung. Dabei gibt es gute Gründe, sie beizubehalten.
       
   IMG Bild: Im öffentlichen Nahverkehr gilt sie noch: die Maskenpflicht
       
       Weltweit wird die Maskenpflicht immer weiter gelockert. Tschechien hat die
       Maskenpflicht in Bus und Bahn schon aufgehoben, Israel und Spanien heben
       sie weitestgehend auf und nun gilt vorerst auch in den USA keine generelle
       Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr. Warum eigentlich? Bei
       richtiger Anwendung [1][können FFP2-Masken 99,9 Prozent der Tröpfchen beim
       Sprechen zurückhalten]. Kein Mittel ist so einfach einzusetzen wie das
       Tragen von Masken.
       
       Eine Bundesrichterin in Florida hob die Maskenpflicht in öffentlichen
       Verkehrsmitteln den USA auf mit der Begründung, dass es nun „niedrige
       Krankenhausaufenthaltsraten“ gebe und „mehrere wirksame
       Gesundheitsinstrumente, die jetzt weit verbreitet sind“. Genannt werden das
       Boostern, medizinische Behandlungsmöglichkeiten und hochwertige Belüftungen
       in Flugzeugen. Deshalb stehe das Tragen der Maske nicht mit der
       öffentlichen Gesundheit in Einklang.
       
       Zu Recht legt nun die US-Regierung [2][Berufung gegen das Urteil ein],
       nachdem die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden zu dem Schluss gekommen
       sind, dass Masken „zum Schutz der öffentlichen Gesundheit“ weiterhin
       notwendig seien. Zuvor hatten Fluggesellschaften geklagt. Dabei
       [3][befürwortet laut einer neuen Umfrage eine Mehrheit der
       US-Amerikaner:innen eine Maskenpflicht] in Zügen, Bussen und Flugzeugen. 56
       Prozent sind dafür, 20 Prozent sind unentschieden.
       
       ## Eine einfache Maßnahme zum Schutz gegen Covid
       
       Noch bevor in Deutschland die Maskenpflicht weitestgehend aufgehoben wurde,
       ergab eine Umfrage des Forsa-Instituts für das RTL/ntv-Trendbarometer, dass
       65 Prozent für die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske sind. In
       Deutschland appelliert das Robert Koch-Institut weiterhin – wie im Übrigen
       auch der Gesundheitsminister Karl Lauterbach. „Ich appelliere an alle zum
       freiwilligen Maskentragen im Innenraum“, so Lauterbach vor dem
       Osterwochenende auf Twitter.
       
       Die Begründung der US-Richterin, dass Krankenhausauslastungen und
       medizinische Behandlungsmöglichkeiten für die Aufhebung der Pflicht genügen
       und damit anscheinend als das kleinere Übel wahrgenommen werden, ist
       absurd. Das Ziel sollte doch sein, sich gar nicht erst zu infizieren, statt
       behandelt werden zu müssen. Alle möglichen Coronavirusvarianten können
       sowohl Krankenhauspersonal als auch Individuen belasten: Das fängt an bei
       asymptomatischen Verläufen, die zur Isolation führen, geht über „milde
       Verläufe“, die dafür sorgen, dass man das Bett kaum noch verlässt, über
       Beatmung auf der Intensivstation bis hin zum Tod.
       
       Denn ja, trotz Impfungen, trotz Lüftungsanlagen, trotz Therapiemaßnahmen:
       Corona-Infektionen können immer noch zum Tod führen – am 21. April meldete
       das Robert Koch-Institut 135 Todesfälle. Und auch Zwischentöne scheinen in
       der Debatte um die Maskenpflicht verloren zu gehen: Wer „genesen“ ist, kann
       danach immer noch mit Long Covid kämpfen. [4][Menschen mit chronischen
       Erkrankungen und ihre Angehörigen] kommen oftmals nicht vor, wenn es darum
       geht, dass hauptsächlich Ungeimpfte auf den Intensivstationen liegen. Was
       ist mit diesen Menschen, die regelrecht daran verzweifeln, dass der
       Gesundheitsminister an die Freiwilligkeit appelliert?
       
       Um diese Menschen zu schützen, könnte sich die deutsche Politik in dieser
       Hinsicht ein Beispiel an der US-amerikanischen nehmen und die Maskenpflicht
       in öffentlichen Innenräumen wieder geltend machen. Auch, um die 65 Prozent
       wahrzunehmen, die nach wie vor für eine Maskenpflicht sind. Denn, so sagte
       es Karl Lauterbach selbst, als er die [5][Aufhebung der Quarantänepflicht]
       revidierte: „Wenn man sieht, dass die Vorschläge nicht wirklich
       funktionieren, muss man sie zurücknehmen.“
       
       21 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.br.de/nachrichten/wissen/so-schuetzen-ffp2-masken-gegen-das-coronavirus,S7XsGu7
   DIR [2] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-usa-maskenpflicht-berufung-100.html
   DIR [3] https://www.independent.co.uk/news/world/americas/mask-travel-mandate-planes-subway-b2061564.html
   DIR [4] /Familien-mit-vorerkrankten-Kindern/!5843484
   DIR [5] /Lauterbach-und-die-Quarantaenepflicht/!5843501
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nicole Opitz
       
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