# taz.de -- Absage von Feuerwerken: Zeit für was Neues
> Auf Geflüchtete wirken Feuerwerke oft beängstigend oder sogar
> re-traumatisierend. Soll man deshalb verzichten? Irgendwie schon.
IMG Bild: Passt 2022 nicht mehr recht: Hannovers internationaler Feuerwerkswettbewerb, hier im Jahr 2018
Hannover taz | Gerade gibt es in vielen Städten diese Diskussion: Endlich
geht das Leben nach Corona und damit auch der Rummel wieder los, die
Frühlings- oder Maifeste, der Hamburger Dom ist gerade zuende gegangen.
Und fast immer gibt es da auch [1][Feuerwerke]. Nun sind die Städte aber
voller Menschen, die vor dem Ukrainekrieg geflüchtet sind und für die
nächtliches Geknalle und Funkenflug am Himmel Tod, Schmerz und Verzweiflung
bedeutet. Muss man da nicht Rücksicht nehmen? Hamburg hat das getan, andere
Städte nicht.
Hannover hat damit ein ganz spezielles Problem: Hier gibt es nicht nur
während des dreiwöchigen Frühlingsfestes jeden Freitag ein Feuerwerk,
sondern auch noch den Internationalen Feuerwerkswettbewerb in den
Herrenhäuser Gärten, der sich über fünf Sommerabende zwischen Mai und
September zieht. An der aufwändigen Großveranstaltung mit Musik und
Gourmethäppchen hängen monatelange Vorbereitungen.
Die Veranstalter haben nun angekündigt, eine Informationskampagne aufziehen
zu wollen. Mit Plakaten und QR-Codes will man in den Unterkünften und auf
der Straße aufklären und vorwarnen. Aber auch daran entzündet sich Kritik
in den Sozialen Medien: Denn erstens ist es nicht ganz leicht, die häufig
privat untergebrachten Geflüchteten zu erreichen.
Und zweitens zeigt sich auch hier wieder eine Ungleichbehandlung – den
Geflüchteten anderer Kriege (etwa aus Syrien, dem Irak, Afghanistan oder
auch vom Balkan) hat man so viel Rücksichtnahme schließlich nie
zuteilwerden lassen. Wobei es andersherum natürlich ein schlechtes Argument
ist, eine einmal erkannte Rücksichtslosigkeit fortzusetzen, damit es nicht
ungerecht wird.
## Die Absagegründe häufen sich
Das Problem betrifft nicht nur Feuerwerke, auch die Sirenen, die in vielen
Ortschaften für Nach-Alarmierungen bei der Freiwilligen Feuerwehr oder
Probealarme genutzt werden, erschrecken und retraumatisieren Menschen, die
glauben, sie müssten nun auch hier ganz schnell in den Bunker flüchten.
Das Feuerwerk hat nun das zusätzliche Problem, dass es eben keinen
dringenden Zweck erfüllt, sondern reines Vergnügen ist. Und daran gab
[2][es ja vorher schon massig Kritik]: Der Lärm, der Gestank, der Müll, die
Verletzungsgefahren, die [3][verstörten Tiere], das gebeutelte Klima.
Möglicherweise wäre es für kluge Veranstalter, Pyrotechniker und
Produzenten an der Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. Darüber haben
selbst die Australier schon nachgedacht, seit ihr legendäres
Silvesterfeuerwerk zur Buschbrandgefahr wurde.
Und technikversessene Städte wie Singapur und Schanghai experimentieren mit
Lichtshows, die aus Projektionen und LED-gespickten Drohnen bestehen.
Vielleicht ließe sich von dem retten, was schön ist am Feuerwerk: Die
Magie, das Ritual, die Ohs und Ahs – ganz ohne Kollateralschäden.
28 Apr 2022
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## AUTOREN
DIR Nadine Conti
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