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       # taz.de -- Aktivistischer Investor: Mini-Aktionäre bei RWE scheitern
       
       > Kleiner Investor, viel Krawall: Enkraft Capital will RWE grüner machen,
       > setzt sich aber nicht durch. Der Konzern darf sein Kohlegeschäft
       > behalten.
       
   IMG Bild: Ärger vor der Aktionärsversammlung: RWE setzt auf zu viel Kohle
       
       Berlin taz | Manche Investoren wollen die Dividende, andere setzen auf den
       Wertzuwachs des Unternehmens, an dem sie beteiligt sind, manche auf beides.
       Selbst den Kurs eines Konzerns bestimmen wollen die wenigsten. Nicht so
       Enkraft. Mit einem [1][Mini-Anteil am Aktienpaket] von RWE macht die
       Investmentfirma Enkraft Capital gerade viel Wirbel – und setzt via Medien
       und Aktienrecht den Energieriesen aus Essen vor der Hauptversammlung am
       kommenden Donnerstag unter Druck.
       
       Mit immer neuen Vorstößen attackiert Enkraft-Chef Benedikt Kormaier
       Deutschlands größten Stromerzeuger. Sein Ziel: RWE soll grüner werden. Und
       dafür schnellstmöglich sein Braunkohlegeschäft abspalten. Das werde den
       Wert des Unternehmens steigern. Weil Vorstand und Aufsichtsrat nicht
       handeln, werden sie von Kormaier immer wieder als verschnarcht kritisiert.
       
       „Die betriebswirtschaftlichen Werte decken sich mit der Nachhaltigkeit“,
       sagt Kormaier zur taz. Zwei Tage vor der Hauptversammlung hat er nun eine –
       weitere – Niederlage kassiert: Nach RWE selbst lehnten am Dienstag auch
       große Fondsgesellschaften den Enkraft-Vorstoß ab, den Vorstand zu
       verpflichten, bis 2023 einen Plan für die Abspaltung der fossilen
       Energieerzeugung vorzulegen.
       
       Dazu würde auch das rheinische Braunkohlerevier mit dem von Baggern
       bedrohten Ort Lützerath gehören. „Wir möchten nicht die Handlungsoptionen
       des Managements per formalen Beschluss begrenzen“, zitiert Reuters Ingo
       Speich, Nachhaltigkeitsexperte bei Deka Investment. „Der Umwelt ist nicht
       geholfen, wenn RWE weniger CO2 emittiert und dafür ein anderer Eigentümer
       die rheinische Braunkohle verstromt“, erklärte Henrik Pontzen von Union
       Investment.
       
       ## Nur 0,07 Prozent der Anteile an RWE
       
       Union Investment hält nach eigenen Angaben 1,4 Prozent der RWE-Anteile –
       und gehört damit zu den zehn größten Aktionären von Deutschlands größtem
       Stromerzeuger. Deka Investment kommt auf 1,02 Prozent.
       
       Enkraft hält [2][gerade mal 0,07 Prozent]. Und hat damit dennoch das Recht,
       den Krawall gegen die RWE-Bosse zu inszenieren. Derart „aktivistische“
       Investoren sind ein aus den USA bekanntes Geschäftsmodell: Dort hat der
       Investor Engine 1 schon den Verwaltungsrat des Ölgiganten Exxonmobile
       aufgemischt. Geschäftsführer Kormaier sieht sich lieber als „aktiven
       Investor“. Der 42-Jährige aus Unterhaching bei München ist in der Branche
       bekannt: Im vorvergangenen Sommer zettelte er bereits eine
       [3][Aktionärsrevolte] beim Bremerhavener Windkraftprojektierer
       Energiekontor an.
       
       Auch bei RWE fährt er eine langfristige Politik der Nadelstiche: In den
       vergangenen Wochen versuchte Kormaier, ein eigenes Aufsichtsratsmitglied
       bei RWE zu installieren – und zweifelte an der fachlichen Einigung des
       RWE-Kandidaten, des Essener Oberbürgermeisters Thomas Kufen (CDU).
       
       Zuletzt wollte Enkraft mit einem juristischen Kniff den kommunalen
       Anteilseignern ihre Stimmrechte beim Aktionärstreffen abspenstig machen –
       dabei stellen Städte wie Essen, Dortmund oder Duisburg mit insgesamt 14,1
       Prozent der RWE-Anteile den größten Block der Aktionäre.
       
       ## Angst um Jobs im Revier
       
       Sie sind wie Vorstandschef Markus Krebber gegen einen raschen Verkauf der
       Braunkohleaktivitäten – aus Angst um viele Jobs im Revier. Wie Enkraft
       redet auch der Konzern von „maximalem grünen Wachstum“ und Investitionen
       von 50 Milliarden Euro bis 2030. Krebber will auch das Ziel der
       Bundesregierung erfüllen, den Kohleausstieg auf das Jahr 2030 vorzuziehen.
       
       Enkraft ist klein, aber trifft einen Nerv. Das wird auch in den Statements
       von Deka und Union Investment deutlich – und auf der Hauptversammlung
       heftig diskutiert werden. Es geht, auch vor dem Hintergrund des
       Ukraine-Kriegs, um noch mehr Tempo beim Umbau Richtung Erneuerbare. „Die
       Art und Weise, wie der Konzern Strom produziert, ist nicht zukunftsfähig.
       Das Ziel, Klimaneutralität bis 2040 herzustellen, ist in weiter Ferne“,
       kritisiert Ingo Speich von Deka Investment. RWE dürfe sich nicht auf seinen
       Klimazielen ausruhen – und müsse seine Emissionen schneller senken.
       
       27 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Mini-Investor-greift-Kohlekonzern-an/!5795769
   DIR [2] https://www.welt.de/wirtschaft/plus238351747/RWE-Mini-Investor-will-Konzern-in-frueheren-Kohleausstieg-treiben.html
   DIR [3] https://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/energiekontor-aktie-warnschuss-der-aktionare-das-ist-jetzt-wichtig-1029276538
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
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