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       # taz.de -- Gleichberechtigung für nackte Oberkörper: Brust raus im Schwimmbad
       
       > In Göttingen können bald alle Menschen oberkörperfrei ins Schwimmbad. Ein
       > Fortschritt bei der Gleichberechtigung – allerdings bisher nur am
       > Wochenende.
       
   IMG Bild: Oben ohne baden, und das als Frau? Geht doch – demnächst dann auch in Göttingens Schwimmbädern
       
       Bremen taz | Ab dem 1. Mai können in Göttingen auch Frauen mit nacktem
       Oberkörper ins Schwimmbad – so wie es Männern schon immer erlaubt war. Das
       neue Recht soll allerdings vorerst nur an den Wochenenden gelten – und erst
       einmal auf Probe bis Ende August. Auf den Kompromiss hat sich der
       Sportausschuss der Stadt am Dienstag geeinigt.
       
       Den Sinneswandel angestoßen haben in Göttingen Mina Berger (Name von der
       Redaktion geändert) und das Bündnis „Gleiche Brust für alle“. Nachdem
       Berger im August 2021 im Göttinger Eisbad ihr Oberteil ausgezogen hatte,
       war die nichtbinäre Person des Bades verwiesen worden [1][und hatte
       Hausverbot bekommen.] Eine Ungleichbehandlung, argumentierte Berger –
       schließlich dürfen als Männer gelesene Personen allerorten ihre nackte
       Brust zeigen.
       
       Der Fall löste eine breite Diskussion aus. Am Dienstag hat der
       Sportausschuss nun einstimmig für die veränderten Regeln gestimmt. Die
       [2][Debatte um das gleiche Recht aller Geschlechter, d]en Oberkörper nackt
       zu zeigen, wird auch anderswo geführt, doch mit dem Beschluss gehört
       Göttingen nun bundesweit [3][zu den Vorreitern].
       
       Uneingeschränkt über die Entscheidung freuen können sich die
       Befürworter*innen trotzdem nicht. „Gleichstellung bei der Badekleidung
       findet jetzt am Wochenende statt“, sagt Göttingens
       Gleichstellungsbeauftragte Christine Müller. „Immerhin. Aber etwas absurd
       ist es schon.“
       
       ## Gleichberechtigung ist kein Kompromiss
       
       Das Schulschwimmen wäre sonst beeinträchtigt, heißt es als Begründung. Der
       Geschäftsführer der Göttinger Sport- und Freizeit GmbH argumentiert
       zusätzlich mit „Nutzern aus anderen Kulturkreisen“ – und einige
       Ratspolitiker mit der „öffentlichen Meinung“: Bis auf SPD und Linke haben
       sich alle Fraktionen nur für die eingeschränkte Freiheit für weibliche
       Brüste eingesetzt. „Wir wollten einen Beschluss, der in der Bevölkerung
       Akzeptanz findet“, sagt Sportausschussmitglied Mehmet Tugcu (Grüne).
       „Gleichberechtigung muss auch Mehrheiten finden.“
       
       Im Bündnis sieht man das anders; „Gleichberechtigung ist nicht zu
       verhandeln“, meint Sari Sprinke vom Bündnis. „Vielleicht liegt die Lösung
       in einer Klage, damit wir sieben Tage die Woche Gleichberechtigung
       erreichen.“ Erst mal geht es noch nicht in den Gerichtssaal: Während der
       Probephase wollen die Aktivist*innen des Bündnisses so oft es geht
       Präsenz zeigen und gemeinsam in die Bäder gehen – oberkörperfrei natürlich.
       
       28 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Lotta Drügemöller
       
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