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       # taz.de -- Bericht über geplante Kohlemeiler: Zu viel Kohle für 1,5 Grad
       
       > Immer noch planen 34 Länder weltweit neue Kohlekraftwerke. Größter
       > Verschmutzer: China, das auf Energiesicherheit setzt.
       
   IMG Bild: Kohlekraftwerk in Datong
       
       Berlin taz | Die Zahl der weltweit geplanten Kohlekraftwerke nahm im
       vergangenen Jahr weiter ab – und dennoch verbrennt die Menschheit immer
       noch zu viel von dem fossilen Brennstoff, um die Erderhitzung auf einem
       Niveau von 1,5 Grad abzubremsen. Das ist das Ergebnis des [1][Global Energy
       Monitor], den mehrere Klimaschutz-NGOs jährlich erstellen.
       
       Danach sank die Kapazität der weltweit projektierten Kohlemeilerprojekte
       2021 um 13 Prozent auf 457 Gigawatt (GW), die Zahl der Länder mit
       Kohleblöcken in Planung ging von 41 auf 34 zurück. Dafür nahm die
       Kraftwerkskapazität um 18,2 GW zu, da weniger Kraftwerke stillgelegt wurden
       – und die Nachfrage anstieg.
       
       Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der 45 GW neu in Betrieb genommener
       Kapazität stehen in China. Außerhalb Chinas schrumpfte die
       Kohlekraftwerksflotte das vierte Jahr in Folge. In der EU gingen
       Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt 12,9 GW vom Netz, davon
       5,8 GW in Deutschland. Portugal legte seine letzten 1,9 GW im November 2021
       still – und vollzog damit den Kohleausstieg neun Jahre früher als geplant.
       Deutschland will 2030 folgen.
       
       Laut dem Anfang April erschienen dritten [2][Teilbericht des Weltklimarats
       (IPCC)] verkraftet das verbleibende globale CO2-Budget keine neuen
       Kohlekraftwerke. Die Kohlenutzung muss danach bis 2030 um 75 Prozent im
       Vergleich zu dem Niveau von 2019 sinken, um die 1,5-Grad-Grenze
       einzuhalten.
       
       ## China setzt auf Energiesicherheit
       
       Vieles hängt vom Krieg in der Ukraine ab. China, der größte Kohleförderer
       und -verbraucher weltweit, setzt nämlich unter dem Eindruck des russischen
       Überfalls verstärkt auf Kohleverstromung, um Energiesicherheit zu
       gewährleisten.
       
       Die Kapazitäten zur Kohleförderung sollen deshalb allein in diesem Jahr um
       300 Millionen Tonnen oder sieben Prozent erweitert werden. Die Regierung
       will damit die schwächelnde Wirtschaft ankurbeln – und weniger von
       Rohstoff-Importen abhängig werden.
       
       Eigentlich plante Peking, ab 2030 die CO2-Emissionen zu senken und bis 2060
       CO2-Neutralität zu erreichen. „Wir sind hinsichtlich des Klimaschutzes in
       China in einer ungünstigen Zeitphase“, sagt Li Shuo von Greenpeace.
       
       27 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://drive.google.com/file/d/10-Ruh8hdB0JayOFzktghxFjzNOHXTL9c/view
   DIR [2] /Stand-der-Klimaforschung/!5843281
       
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   DIR Kai Schöneberg
       
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