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       # taz.de -- Das kommt am 1. Mai in Berlin: Die Revolution fährt Rad
       
       > Das „Quartiersmanagement Grunewald“ organisiert am 1. Mai den
       > Fahrradkorso in den Grunewald: für die Umverteilung von Reichtum.
       
   IMG Bild: Sie sind viele: Raddemo für Umverteilung in den Grunewald am 1. Mai 2021. 10.000 nahmen teil
       
       Berlin taz | Umverteilung dort fordern, wo das angehäufte Kapital sichtbar
       wird – das ist die Grundidee des „Quartiersmanagements Grunewald“. Bereits
       zum vierten Mal rufen die Aktivist*innen zum kreativen Massenprotest im
       Berliner Westen gelegenen Villenviertel auf. Nach der [1][Rekordbeteiligung
       von über 10.000 Demonstrierenden im vergangenen Jahr] soll es dieses Mal
       gleich drei Fahrradkorsos in den wohlhabenden Stadtteil geben.
       
       Auf dem Grunewalder Johannaplatz wird es zudem eine mehrstündige Kundgebung
       geben, die teilweise im Livestream „Radio Freies Grunewald“ übertragen
       wird. Anschließend sollen die vereinigten Fahrradkorsos gemeinsam den
       Rückweg über die A100 antreten, wo sie schließlich pünktlich beim
       [2][Startpunkt der Revolutionären Abenddemo] endet. „Wir sehen uns als
       riesigen Zubringer“, erklärt Frauke Geldher vom Quartiersmanagement. Bei
       dem Namen handelt es sich um ein Pseudonym, mit dem die Gruppe gegenüber
       der Presse auftritt.
       
       Dabei stellt der 1. Mai nur den Höhepunkt der ganzjährigen Bemühungen der
       Gruppe dar, den „abgehängten Problembezirk“ in die „solidarische
       Gesellschaft zu integrieren“, wie es auf der Webseite ironisch heißt.
       Zuletzt haben die Aktivist:innen einen „Audio-Walk“ produziert, mit dem
       auch an anderen Tagen des Jahres Ortsfremde in den Stadtteil im Südwesten
       der Stadt gelockt werden sollen. Schließlich gilt es, die „soziale
       Mischung“ in dem Bezirk wiederherzustellen.
       
       Doch bei allem Augenzwinkern, das Kernanliegen der mygruni-Initiative ist
       ein ernsthaftes: „Wir betrachten das nicht als Satire“, stellt Geldher
       klar. Die Reichen seien zwar Ursache des Problems, könnten aber auch Teil
       der Lösung sein. Tatsächlich habe das Quartiersmanagement schon einige
       ernst gemeinte Anfragen von Einwohner:innen im Grunewald bekommen, die
       sich nach sozialverträglichen Investionsmöglichkeiten für ihr Vermögen
       erkundigen wollten, berichtet Geldher. Auch die Vermögenden-Initiative „Tax
       Me Now“, die für eine höhere Vermögensteuer wirbt, unterstützt in diesem
       Jahr die Aktion.
       
       Thematisch sieht das selbsternannte „Quartiersmanagement Grunewald“ trotz
       Kriege, Pandemie und sich verschärfender Klimakrise auch im vierten Jahr
       keinen Anlass, ihre Kernforderung nach einer gerechten Vermögensverteilung
       anzupassen. „Es ist ein Grundproblem, was sich in vielen Kämpfen
       wiederfindet“, betont Geldher.
       
       So würden Reiche von Kriegen profitieren, seien für den Großteil der
       CO2-Emissionen verantwortlich und hätten in der Pandemie die großzügigsten
       Staatshilfen erhalten. „Solange es keine radikale Umverteilung von oben
       nach unten gibt, werden sich die derzeitigen Krisen weiter verschärfen“,
       fasst Geldher es zusammen. „Am Ende verlieren wir alle – auch die
       Grunewalder:innen.“
       
       Darin, dass sie ihre radikalen Forderungen stets humorvoll und spaßbetont
       vorbringen, sehen die Aktivist:innen aber keinen Widerspruch. „Wir
       treten für das gute Leben für alle ein“, erklärt Geldher. Das solle sich
       auch schon in der Aktionsform widerspiegeln. Dementsprechend stießen in den
       vergangenen Jahren eher Sektgläser als Polizei und Demonstrant:innen
       zusammen. „Politik bedeutet auch, gemeinsam positive Erlebnisse zu
       schaffen“, sagt die Sprecherin.
       
       29 Apr 2022
       
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   DIR Jonas Wahmkow
       
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