# taz.de -- Engagierter Ersthelfer: Ein Arzt mit Auftrag
> Wjahat Waraich findet, Wohlstand verpflichtet: Der Gynäkologe und
> SPD-Bezirksbürgermeister in Hannover hilft Geflüchteten aus der Ukraine.
IMG Bild: Seit 13 Jahren engagiert sich Wjahat Waraich bei der Hilfsorganisation „Humanity First“
Hamburg taz | Es war bereits sein zweiter Einsatz am polnisch-ukrainischen
Grenzübergang Medyka, von dem Wjahat Waraich am vergangenen Freitag nach
Hannover zurückkehrte. Als Ersthelfer für Geflüchtete war er dort. „Ich
erachte es als meine Pflicht zu helfen – Wohlstand verpflichtet, zu Hause
und global“, sagt Waraich.
Gesellschaftlichem Engagement verpflichtete er sich schon früh: Als der
heute 35-Jährige während seines Medizinstudiums eine Klinik im Benin
unterstützte, verwarf er seinen sorgfältig geplanten Entschluss,
Kinderonkologe zu werden.
Später reifte bei ihm als Assistenzarzt in Westafrika die Erkenntnis, dass
Frauen diejenigen sind, die am allermeisten unter Armut leiden – er
entschied sich, Gynäkologe zu werden, um den Schwächsten unter die Arme zu
greifen. Die Promotion im Fachgebiet Onkologie war da schon geschrieben.
Auch wenn Frauen am Grenzübergang einen Großteil der Geflüchteten
ausmachen, war die gynäkologische Behandlung nicht an der Tagesordnung.
„Viele Menschen, die jetzt kommen, haben fünf oder sechs Wochen in Bunkern
im Süden oder Osten der Ukraine ausgeharrt. Aber jetzt geht es einfach
nicht mehr“, sagt Waraich.
Entsprechend muss der Arzt sich hier um chronisch Herz- oder Lungenkranke,
Diabetiker:innen und Schlaganfallpatient:innen genauso kümmern
wie um traumatisierte oder psychisch kranke Menschen.
## Ehrenamt Politiker
Zurück in Hannover schildert er diese Erlebnisse, die eines von vielen
Erfahrungen seiner Arbeit bei der Hilfsorganisation „Humanity First“ sind,
einfühlsam und detailliert. Seit mittlerweile 13 Jahren engagiert er sich
dort. Die beiden Einsätze an der ukrainischen Grenze hat Waraich, dessen
Eltern selbst vor religiöser Verfolgung aus Pakistan nach Deutschland
flohen, während seiner privaten Urlaubszeit abgeleistet.
Neben dem Beruf als Gynäkologe bleibt ihm kaum Freizeit, er arbeitet
ehrenamtlich als Bezirksbürgermeister für die SPD in Hannovers größtem
Bezirk Bothfeld-Vahrenheide. Dort ist er aufgewachsen und nachdem er als
erster in der Familie Abitur und Studienabschluss ablegte, kehrte er auch
dorthin wieder zurück.
Jetzt denkt er bereits an die anlaufende Integrationspolitik: Die solle, so
hört man bei Waraich heraus, sachlich, aber nicht gefühllos gelingen.
Anfangen müsse man etwa mit dem Bau neuer Schulen. Mit einem dauerhaften
Wechsel in die Berufspolitik hält er es jedoch wie Genosse Müntefering:
„Bezirksbürgermeister ist das schönste Amt neben dem Papst.“
1 May 2022
## AUTOREN
DIR Leopold Pelizaeus
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