URI: 
       # taz.de -- Forscher protestieren für Klimaschutz: „Es geht nur noch um wenige Jahre“
       
       > Diese Woche ist „Scientist Rebellion Week“. Auch die Forscher Nikolaus
       > Froitzheim und Kyle Topfer demonstrieren für mehr Klimaschutz.
       
   IMG Bild: Aktivisten der Gruppe „Scientist Rebellion“ blockieren eine Brücke im Zentrum Berlins am 6. April
       
       taz: Diese Woche ist „Scientist Rebellion Week“, Wissenschaftler:innen
       gehen wegen der Klimakrise weltweit auf die Straße. Warum seid ihr dabei? 
       
       Froitzheim: Es wird Zeit, dass die Regierungen den Menschen die Wahrheit
       darüber sagen, wie schlimm es um die Klimakrise steht. Das ist bis jetzt
       noch nicht geschehen. Wir wollen die Regierungen zwingen, die Klimakrise in
       Angriff zu nehmen.
       
       Topfer: Diejenigen, die am meisten über die Klima- und Ökokrise wissen,
       tragen die Pflicht, andere davor zu warnen, was die Konsequenzen von
       Nichthandlung sind. Deswegen sind wir der Meinung, dass
       Wissenschaftler:innen den zivilen Widerstand anführen müssen, bis die
       Regierungen diese Krise ernst nehmen.
       
       Diesen Montag erschien der dritte Teil des IPCC-Berichts… 
       
       Topfer: [1][IPCC-Berichte] gehen medial häufig neben anderen Themen unter.
       Wir haben Teile des Berichts bereits im August geleakt, um zu zeigen, dass
       Teile der Wissenschaft nicht mehr mit dem politischen Prozess des IPCC
       einverstanden sind. Die Hauptschuldigen für die Klimakrise werden immer
       noch nicht benannt.
       
       Wer sind die Hauptschuldigen? 
       
       Topfer: Die reichsten Länder und die reichsten Unternehmen dieser Welt. Die
       [2][reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung] stoßen etwa 35 bis 46 Prozent
       der Emissionen aus – zehnfach so viel wie die ärmsten 10 Prozent. Die
       Mittelschicht wiederum hat tatsächlich einen Beitrag dazu geleistet, dass
       die Emissionen ein bisschen gesunken sind, pro Kopf gerechnet. Die
       Klimakrise lässt sich nicht von sozialen Ungleichheitsproblemen trennen,
       denn sowohl die Ursachen als auch die Folgen sind ungerecht, das müssen wir
       begreifen.
       
       Ihr habt euch entschieden, auf die Straße zu gehen. Wissenschaft ist meist
       vorsichtig, zurückhaltend. Ziviler Ungehorsam nicht. 
       
       Froitzheim: Kleine Schritte, bei denen alle mitgenommen werden,
       funktionieren nicht. Dafür ist das Zeitfenster mittlerweile zu eng. Es geht
       nur noch um wenige Jahre.
       
       Topfer: Bei [3][Scientist Rebellion] sprechen wir von 1.200
       Wissenschaftler:innen aus 26 Ländern. Besonders wir im globalen Norden
       tragen eine Verantwortung gegenüber den Menschen im globalen Süden, wo
       Menschen bereits wegen des Klimawandels sterben.
       
       Was plant ihr für diese Woche? 
       
       Froitzheim: Wir wollen wissenschaftliche Studien an öffentlichen Orten
       ankleben und Straßen blockieren. Das verärgert zwar die Menschen, die mit
       ihrem Pkw durch die Stadt fahren, doch sind diese nicht unsere Zielgruppe,
       da wir sie nicht auf unsere Seite bringen werden. Doch Menschen, die mit
       dem öffentlichen Nahverkehr und Fahrrad unterwegs sind, sehen so, dass es
       möglich ist, etwas gegen den Autoverkehr zu unternehmen.
       
       7 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Stand-der-Klimaforschung/!5843281
   DIR [2] /Ungleichheit-bei-Treibhausgasemissionen/!5814683
   DIR [3] https://scientistrebellion.com/sr-strikes-occupations/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Enno Schöningh
       
       ## TAGS
       
   DIR Protestforscher
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR klimataz
   DIR Ziviler Ungehorsam
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Fridays For Future
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung: „Mut fördern, Optionen erkennen“
       
       Barbara Unmüßig hat 20 Jahre lang die Heinrich-Böll-Stiftung geleitet.
       Jetzt geht sie in Rente. Ein Gespräch über den Mut, sich einzumischen.
       
   DIR Neuer Bericht des Weltklimarats: Drohender Klima-Kolonialismus
       
       Zum Anbau von CO2-speichernden Pflanzen bedarf es riesiger Anbauflächen.
       Die Last könnte den globalen Süden treffen.
       
   DIR Stand der Klimaforschung: Die Welt am Scheideweg
       
       Die Energiewende geht global viel zu langsam voran, zeigt ein neuer Bericht
       des Weltklimarats. Es gibt aber auch Fortschritte.
       
   DIR Die Klimabewegung im Portrait: Mensch, diese Familie!
       
       Die Klimabewegung besteht mittlerweile aus vielen Gruppen. Für alle, die da
       schon mal den Überblick verlieren: das Klima-Familien-Porträt.