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       # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Bisher 50 Tote in Kramatorsk geborgen
       
       > Bei Raketenangriffen auf einen Bahnhof in der Ostukraine sollen
       > zahlreiche Menschen getötet worden sein. Ursula von der Leyen besucht
       > Butscha.
       
   IMG Bild: Das von Selenski veröffentlichte Bild soll den Bahnhof von Kramatorsk nach russischem Beschuss zeigen
       
       ## Von der Leyen besucht Butscha
       
       Als erste westliche Spitzenpolitikerin hat sich EU-Kommissionspräsidentin
       Ursula von der Leyen nach Bekanntwerden von Kriegsverbrechen im Kiewer
       Vorort Butscha ein Bild von der Lage gemacht. Die deutsche Politikerin sah
       sich dort am Freitag unter anderem 20 exhumierte Leichen aus einem
       Massengrab an und entzündete in einer Kirche Kerzen für die Opfer des
       Massakers. (dpa)
       
       ## Gouverneur: Zahl der Toten nach Angriff auf Bahnhof von Kramatorsk
       steigt auf 50
       
       Nach dem Raketenangriff auf einen Bahnhof voller Flüchtlinge im
       ostukrainischen Kramatorsk ist die Zahl der Toten auf mindestens 50
       gestiegen. Unter den Toten seien auch fünf Kinder, teilte der örtliche
       Gouverneur Pawlo Kyrylenko am Freitag im Messengerdienst Telegram mit. 98
       Verletzte seien in umliegende Krankenhäuser gebracht worden.
       
       Der Bahnhof war am Freitagvormittag bombardiert worden, als sich zahlreiche
       ukrainische Flüchtende dort aufhielten. Er wird seit Tagen von tausenden
       Menschen für die Flucht Richtung Westen genutzt. Russland wies jegliche
       Verantwortung zurück und beschuldigte die Ukraine, den Angriff verübt zu
       haben. (AFP)
       
       ## Netzagentur setzt Generalbevollmächtigtem bei Gazprom Germania ein
       
       Die Bundesnetzagentur macht nach der [1][Übernahme der Kontrolle bei
       Gazprom Germania] Nägel mit Köpfen. Das Unternehmen bestelle zusätzlich zur
       bestehenden Geschäftsführung einen Generalbevollmächtigtem, teilte die
       Bonner Behörde am Freitag mit. Bei diesem handele es sich um das ehemalige
       Vorstandsmitglied der Energiebörse EEX, Egbert Laege. Gazprom Germania
       gehört zu den größten Gasversorgern in Deutschland.
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor wenigen Tagen Gazprom
       Germania bis Ende September in die Treuhänderschaft der Bundesnetzagentur
       übergeben. Er reagierte damit auf die Ankündigung des russischen
       Mutterkonzerns, die Tochter aufzugeben. (rtr)
       
       ## Flüchtlingsrat kritisiert Ungleichbehandlung von Flüchtlingen
       
       Der niedersächsische Flüchtlingsrat wirft Bund und Ländern vor, ein
       Zwei-Klassen-Recht für Geflüchtete geschaffen zu haben. Die am Donnerstag
       beschlossene Leistungsgewährung nach Hartz IV für ukrainische Geflüchtete
       sei zwar zu begrüßen, sagte Geschäftsführer Kai Weber am Freitag dem
       Evangelischen Pressedienst (epd). Jedoch seien Gesetzgeber und Politik
       offenbar bestrebt, diese Besserbehandlung an Geflüchteten anderer Nationen
       vorbei zu organisieren. „Das halten wir für fatal. Wir wünschen uns, dass
       der Gesetzgeber eine Gleichbehandlung aller Geflüchteten praktiziert.“
       
       Weber befürwortete es, das Asylbewerberleistungsgesetz nicht auf
       ukrainische Geflüchtete anzuwenden. Denn dieses Gesetz sei 1993 geschaffen
       worden, um Asylbewerber durch die Reduzierung von Leistungen abzuschrecken.
       Das Gesetz müsse daher für alle Geflüchteten aufgehoben werden. „Auf
       gleiche Situationen muss es auch gleiche Antworten geben.“
       
       Auch in den Kommunen werde Ukrainern das Ankommen vielfach leichter
       gemacht. So müssten sie sich nur sehr kurz in den Sammelunterkünften
       aufhalten und bekämen sehr schnell eine Wohnung. Andere Geflüchtete etwa
       aus Afghanistan, die teilweise jahrelang in den Sammelunterkünften leben
       müssten, beobachteten dies mit Bitterkeit. „Diese Bitterkeit können wir
       nachvollziehen, auch wenn wir jetzt um keinen Preis eine Neiddebatte
       hervorrufen wollen“, sagte Weber. (epd)
       
       ## Russland weist 45 polnische Diplomaten aus (Foto – aktuell)
       
       Als Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus Polen hat Moskau
       nun 45 Mitarbeiter polnischer Auslandsvertretungen zu „unerwünschten
       Personen“ erklärt. Betroffen seien Diplomaten in Polens Botschaft in Moskau
       sowie in den Generalkonsulaten in der Ostsee-Metropole St. Petersburg, in
       der Exklave Kaliningrad sowie in Irkutsk am Baikalsee, teilte das russische
       Außenministerium am Freitag mit.
       
       Polen hatte vor mehr als zwei Wochen – auch mit Blick auf Russlands Krieg
       gegen die Ukraine – 45 Russen Spionage vorgeworfen und sie zu
       „unerwünschten Personen“ erklärt. Aus Moskau hieß es, man werte das als
       „bewussten Willen Warschaus, die bilateralen Beziehungen vollständig zu
       zerstören“.
       
       Auch zwei bulgarische Diplomaten wurden als Antwort auf vorherige
       Strafmaßnahmen aus Russland ausgewiesen. Zuvor hatte auch [2][Deutschland
       russische Diplomaten ausgewiesen.] (dpa)
       
       ## Bauern können zusätzliche Flächen für Futter nutzen
       
       Angesichts gestiegener Futterpreise infolge des Ukraine-Krieges können die
       deutschen Bauern im Sommer zusätzliche Flächen nutzen, um Gras und andere
       Pflanzen zu mähen. Dafür werden ausnahmsweise bestimmte „ökologische
       Vorrangflächen“ ab dem 1. Juli freigegeben, wie eine am Freitag vom
       Bundesrat gebilligte Verordnung von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne)
       vorsieht. Insgesamt handelt es sich um gut eine Million Hektar, die nun
       genutzt werden können, um Futter zu gewinnen oder dort Tiere weiden zu
       lassen. Dies soll den Preisanstieg bei Futter für die Betriebe abmildern.
       
       Özdemir sagte, mit der ausgewogenen Regelung werde die effektivste Karte
       mit den kleinsten ökologischen Verwerfungen gezogen. Es sei gut, dass der
       Bundesrat mit Änderungen der Verordnung nicht so weit gegangen sei wie von
       manchen gefordert. Eine völlige Freigabe des Anbaus und der Einsatz von
       Pflanzenschutzmitteln auf Brachflächen hätten erhebliche negative
       Auswirkungen auf die Artenvielfalt. „Wir dürfen jetzt nicht die
       Biodiversitäts- und Klimakrise verschärfen.“ Der Hunger sei schon jetzt am
       größten, wo die Klimakrise zuschlage.
       
       Mit Blick auf weltweit angespannte Agrarmärkte wegen des Krieges bekannten
       sich Bund und Länder zur globalen Ernährungssicherung. Deutschland treffe
       auch eine humanitäre Verpflichtung, einen Beitrag zur weltweiten
       Versorgungssicherheit zu leisten, hieß es im Beschluss nach Beratungen von
       Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den Ministerpräsidenten am Donnerstagabend.
       (dpa)
       
       ## 🐾 Eklat im Parlament
       
       Im Athener Parlament ist es am Donnerstag bei einer live übertragenen Rede
       des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski zu einem Eklat gekommen.
       Der Grund dafür: die Einblendung des Statements eines Kämpfers, der sich
       als Mitglied des berühmt-berüchtigten Regiments Asow vorstellte. [3][Ein
       Bericht von Ferry Batzoglou.]
       
       ## Geheimdienst: 39 Tote nach Raketenangriff auf Bahnhof in Ostukraine
       
       Bei dem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk
       sind nach Angaben des ukrainischen Geheimdiensts SBU mindestens 39 Menschen
       getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um 35 Erwachsene und 4
       Kinder, teilte der SBU am Freitag mit. Zuvor war von mindestens 30 Toten
       und 100 Verletzten die Rede gewesen. Nach Angaben des Kramatorsker
       Bürgermeisters Olexander Hontscharenko warteten Tausende Menschen am
       Bahnhof auf ihre Evakuierung aus der umkämpften Region.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski machte Russland für die
       Attacke verantwortlich. Seinen Angaben zufolge handelte es sich bei den
       Geschossen um Raketen des Typs Totschka-U. Auch die prorussischen
       Separatisten hatten vom Raketentyp Totschka-U gesprochen, aber zugleich
       betont, ukrainische Truppen hätten sie abgefeuert. Der Gouverneur des
       Gebiets Donezk hatte zunächst von einer Rakete des russischen Typs Iskander
       gesprochen. Kramatorsk wird von ukrainischen Truppen kontrolliert, gilt
       aber als Ziel russischer Angriffe.
       
       Im Nachrichtendienst Telegram kursierte ein Video, das den Abschuss von
       zwei Raketen aus der Nähe von Schachtarsk zeigen soll. Die Stadt liegt in
       der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region des Gebiets
       Donezk. Die Separatisten hatten zuvor ihrerseits ukrainischen Truppen die
       Schuld gegeben. (dpa)
       
       ## Slowakei schenkt der Ukraine ihr Flugabwehr-Raketensystem
       
       Die Slowakei hat der Ukraine ihr S-300 Flugabwehrsystem geschenkt. Das gab
       Ministerpräsident Eduard Heger während seiner Reise nach Kiew bekannt, die
       er am Freitag gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
       unternahm. Das noch zu Sowjetzeiten entwickelte russische
       Flugabwehr-Raketensystem S-300 zerstört mit präziser Lenktechnik
       gegnerische Flugzeuge oder Raketen.
       
       Der Schritt kam überraschend, weil die Regierung in Bratislava bisher stets
       erklärt hatte, das Raketensystem sei für ihre eigene Verteidigung
       unverzichtbar. Das im März aus Deutschland und den Niederlanden zur
       Verstärkung der Nato-Ostflanke gelieferte System Patriot sei kein Ersatz,
       sondern nur eine vorübergehende Ergänzung, erklärte Verteidigungsminister
       Jaroslav Nad regelmäßig auf Drängen ukrainischer und amerikanischer
       Partner.
       
       In einer offensichtlich noch während der Zugfahrt nach Kiew aufgenommenen
       Videobotschaft, die das Regierungsamt in Bratislava der Deutschen
       Presse-Agentur und slowakischen Medien weiterleitete, betonte Heger, dies
       bedeute aber nicht, dass die Slowakei damit selbst in einen bewaffneten
       Konflikt verwickelt sei. Auch werde man von den Nato-Verbündeten rasch
       einen Ersatz für das an die Ukraine gelieferte System bekommen. (dpa)
       
       ## Experten halten Kohle-Embargo für verkraftbar
       
       Das [4][Kohle-Embargo] der EU gegen Russland ist nach Ansicht des Münchner
       Ifo-Instituts „kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar“. Auch die
       deutschen Kohlenimporteure halten einen Ersatz russischer Kohle in den
       nächsten Monaten für umsetzbar. Ifo-Expertin Karen Pittel sagte am Freitag,
       die Auswirkungen dürften im Vergleich zu einem Importstopp für russisches
       Erdgas weit geringer ausfallen. Zudem geht sie davon aus, dass
       Preiserhöhungen durch das Embargo „eher kurzfristigen Charakter“ haben
       werden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) glaubt, dass
       Deutschland schon den kommenden Winter auch ohne russisches Gas auskommen
       könne.
       
       Die 27 EU-Staaten haben ein fünftes großes Paket mit Russland-Sanktionen
       auf den Weg gebracht. Die von den ständigen Vertretern der Mitgliedstaaten
       am Donnerstagabend gebilligten Vorschläge der EU-Kommission enthalten auch
       einen Importstopp für Kohle – erstmals wird damit ein Energieembargo
       verhängt. Diskutiert wird zunehmend aber auch ein Lieferstopp für Öl und
       Gas. (dpa)
       
       ## Ausgaben für Lebensmittel in Russland verdoppelt
       
       Die Menschen in Russland geben nach Angaben der Vereinten Nationen
       inzwischen im Schnitt 40 Prozent ihres verfügbaren Gehalts für Lebensmittel
       aus. Das sei doppelt so viel wie vor Beginn des Krieges, sagt der
       zuständige UN-Direktor Oleg Kobiakow Reuters. Viele schränkten sich ein, da
       ein Großteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse ausgegeben werden müsse.
       „Die Menschen verschieben Pläne wie den Besuch einer Hochschule oder den
       Kauf eines Hauses. Sie sparen für den Fall, dass sie ihren Job verlieren,
       oder für einen Todesfall.“ (rtr)
       
       ## Ukrainische Eisenbahn: Mindestens 30 Tote bei Angriff in Ostukraine
       
       Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt
       Kramatorsk sind nach offiziellen Angaben Dutzende Menschen getötet und
       verletzt worden. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef
       Olexander Kamischyn.
       
       Ein AFP-Reporter sah nach Angaben der Nachrichtenagentur vor Ort nach dem
       Angriff am Freitag mindestens 20 Leichen in Leichensäcken. Der Bahnhof, von
       dem aus seit Tagen tausende Menschen vor einem befürchteten russischen
       Großangriff auf die Ostukraine fliehen, soll von zwei Raketen getroffen
       worden sein. Russland wies die Anschuldigungen am Mittag zurück. (afp/dpa)
       
       ## Ausgewiesene russische Diplomaten verlassen Deutschland
       
       Die am Montag von der Bundesregierung zu unerwünschten Personen erklärten
       russischen Diplomaten reisen noch am Freitag aus. „Es wird heute einen Flug
       von Berlin geben, mit dem die 40 Personen das Land verlassen werden“, sagt
       eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. [5][Mit der Ausweisung]
       reagiert die Bundesregierung auf die Geschehnisse von Butscha. Die
       Betroffenen sollen als Botschaftsangehörige für Geheimdienste gearbeitet
       haben. (rtr)
       
       ## Bundesregierung einigt sich auf Hilfspaket für Firmen
       
       Unternehmen in Deutschland, die unter den wirtschaftlichen Folgen des
       Ukraine-Kriegs leiden, bekommen staatliche Hilfen. Finanzminister Christian
       Lindner (FDP) sagte am Freitag im Bundestag, er werde am Mittag mit
       Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) öffentlich machen, welche
       zusätzlichen Unternehmenshilfen die Bundesregierung auf den Weg bringe.
       „Nichts tun ist in dieser Lage keine Option“, sagte Lindner. Einzelheiten
       zu den Hilfen nannte er nicht.
       
       Eine Sprecherin Habecks hatte Ende März gesagt, die Bundesregierung arbeite
       auf „Hochtouren“ an einem Hilfspaket für Unternehmen, die von den Folgen
       des Krieges betroffen sind. Das Ministerium stehe in einem engen Austausch
       mit der staatlichen Förderbank KfW über ein Kreditprogramm.
       
       Die EU-Kommission hatte den Weg frei gemacht, dass Unternehmen einfacher
       staatliche Unterstützung gewährt werden kann, um sie vor den
       wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs gegen die Ukraine zu schützen.
       
       Wirtschaftsverbände hatten die Bundesregierung zu zielgenauen Hilfen
       aufgefordert. In Einzelfällen sollten übergangsweise Instrumente wie
       Bürgschaften, Garantien, Kredite und staatliche Beteiligungen an
       gefährdeten Unternehmen nach dem Vorbild des
       Wirtschaftsstabilisierungsfonds in der Coronakrise möglich sein, hatte etwa
       der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie,
       Joachim Lang, gesagt. (dpa)
       
       ## 🐾 Hoffnungslos und für immer
       
       In der Ukraine lassen sich seit Kriegsbeginn immer mehr Menschen
       Tätowierungen zu Ehren der Soldaten stechen. Es gibt ihnen Kraft und macht
       sie stolz. [6][Eine Reportage aus Lwiw von Verena Hölzl.]
       
       ## Selenski: Situation in Borodjanka „noch schrecklicher“ als in Butscha
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sprach von weiteren
       Gräueltaten russischer Truppen in der Ukraine. In der Kleinstadt Borodjanka
       bei Kiew, wo Aufräumarbeiten liefen, sei es „viel schrecklicher“ [7][als in
       Butscha]. Dort seien „noch mehr Opfer“ russischer Einheiten. Selenski
       stellte zudem die Frage, was passieren werde, wenn die Welt erfahre, was
       russische Einheiten in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol
       angerichtet hätten. Dort sei auf „fast jeder Straße“ das, was die Welt nach
       dem Abzug der russischen Truppen in Butscha und anderen Orten um Kiew
       gesehen habe.
       
       Selenski begrüßte [8][härtere Sanktionen der EU], sagte aber zugleich, sie
       reichten noch nicht aus, um Russland aufzuhalten und den Krieg zu beenden.
       „Es braucht mehr Sanktionen. Es braucht härtere Sanktionen.“ Zugleich
       forderte Selenski Waffen für sein Land, „mit denen wir auf dem Schlachtfeld
       gewinnen können“. Das werde die stärkste Sanktion gegen Russland sein,
       sagte er in seiner täglichen Videobotschaft.
       
       Ukrainischen Angaben zufolge konzentrieren sich die russischen Truppen
       weiter auf die Eroberung der [9][südlichen Hafenstadt Mariupol]. Das teilte
       der ukrainische Generalstab am Freitag mit. Die Militärexperten des
       US-Kriegsforschungsinstituts Institute for the Study of War (ISW) stellten
       in ihrer jüngsten Ukraine-Analyse fest, dass die russischen Streitkräfte
       „wahrscheinlich“ in den kommenden Tagen die Eroberung von Mariupol
       abschließen könnten. Das russische Staatsfernsehen hatte berichtet, das
       Zentrum der Großstadt am Asowschen Meer sei bereits eingenommen. In der
       Stadt seien aber noch 3.000 ukrainische Kämpfer, hieß es.
       
       Nach ukrainischen Angaben wurden am Donnerstag mehr als 4.500 Menschen aus
       umkämpften Gebieten in Sicherheit gebracht. Rund 1.200 stammten aus der von
       russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol, weitere rund 2.000 aus
       mehreren Städten im Gebiet Saporischschja, teilte Vizeregierungschefin
       Iryna Wereschtschuk mit. Aus dem Gebiet Luhansk im Osten des Landes seien
       aus den Städten Lissitschansk, Sjewjerodonezk, Rubischne und Kreminna zudem
       weitere rund 1.400 Menschen evakuiert worden. Die Ukraine rechnet mit einer
       neuen russischen Offensive im Osten des Landes. (dpa)
       
       ## 🐾 „Gas ist wichtigste Einnahmequelle“
       
       Ein Importverbot würde die russische Wirtschaft stark schwächen, sagt
       Energieexperte Michail Krutichin. Ob es den Krieg stoppen würde, ist jedoch
       ungewiss. [10][Inna Hartwich hat für die taz mit Krutichin gesprochen].
       
       ## Von der Leyen auf dem Weg nach Kiew
       
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist auf dem Weg nach Kiew.
       Sie will dort den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski treffen.
       Selenski warf russischen Truppen Gräueltaten gegen Zivilisten in weiteren
       ukrainischen Städten vor. In Deutschland sollen Kriegsflüchtlinge aus der
       Ukraine vom 1. Juni an staatliche Grundsicherung erhalten, also die
       gleichen Leistungen wie etwa Hartz-IV-Empfänger.
       
       Von der Leyen brach in der Nacht zum Freitag mit dem Zug von Südostpolen in
       die ukrainische Hauptstadt auf. Die ehemalige deutsche
       Verteidigungsministerin ist die erste westliche Spitzenpolitikerin, die
       seit Bekanntwerden der Kriegsgräuel im Kiewer Vorort Butscha die Ukraine
       besucht.
       
       Als Reaktion auf das Massaker an Zivilisten in Butscha beschlossen die
       EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland.
       Darunter sind ein Importverbot für Kohle aus Russland sowie neue
       Beschränkungen für den Handel und ein weitgehendes Einlaufsverbot für
       russische Schiffe in EU-Häfen. (dpa)
       
       ## Russland steigt ganz aus UN-Menschenrechtsrat aus
       
       Als Reaktion auf Berichte über russische Menschenrechtsverletzungen im
       Ukraine-Krieg hat die UN-Vollversammlung die Mitgliedschaft Russlands
       [11][im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ausgesetzt]. Daraufhin
       erklärte Russland seine Mitgliedschaft selbst am Donnerstag für vorzeitig
       beendet, wie das russische Außenministerium in Moskau am Abend mitteilte.
       
       Eine unter anderem von Großbritannien und den USA eingebrachte Resolution
       zur Suspendierung Russlands war zuvor in New York von der Vollversammlung
       verabschiedet worden. 93 Mitglieder stimmten dafür, darunter Deutschland
       und die USA. 58 Mitglieder enthielten sich. 24 Mitglieder stimmten dagegen,
       darunter neben Russland unter anderem noch Algerien, Bolivien, China, Kuba,
       Nordkorea, Eritrea, Äthiopien, der Iran und Syrien. Insgesamt kam so die
       notwendige Zweidrittelmehrheit zusammen, für die Enthaltungen nicht gezählt
       wurden.
       
       Der UN-Menschenrechtsrat ist ein 2006 als Nachfolger der
       UN-Menschenrechtskommission gegründetes und in Genf angesiedeltes
       Unterorgan der Vollversammlung. Ihm gehören 47 Mitgliedsstaaten an, die
       jeweils für drei Jahre gewählt werden.
       
       Russland saß seit 2020 zum wiederholten Mal im Menschenrechtsrat. Das
       Gremium erstellt immer wieder kritische Berichte über die Verletzung der
       Menschenrechte in einigen Konflikten. Andererseits werfen ihm Kritiker vor,
       Missstände bei Großmächten wie China nicht ausreichend zu verurteilen. Es
       kommt auch immer wieder vor, dass Länder vertreten sind, denen
       Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden – beispielsweise China oder
       Saudi-Arabien. (dpa)
       
       ## 🐾 Quadratisch, praktisch, Wut
       
       Seit Wochen werden Unternehmen, die weiterhin in Russland Geschäfte machen,
       hart angegangen. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk,
       teilte auf Twitter ein Bild einer Tafel Ritter Sport-Schokolade und einer
       Abwandlung von dessen Slogan – „Quadratisch. Praktisch. Blut.“ -, weil das
       Unternehmen weiterhin Schokolade in russischen Supermärkten verkauft. Zwar
       hatten in den Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine einige
       Unternehmen ihren Betrieb eingestellt, darunter VW, Continental und Obi.
       Zahlreiche Unternehmen haben sich aber entschieden, bis auf Weiteres in
       Russland zu bleiben. Welche das sind und welche Gründe sie haben, [12][hat
       Jonas Waack für die taz recherchiert].
       
       ## WHO: Mehr als 100 Angriffe auf Gesundheitswesen
       
       Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat seit dem russischen Einmarsch mehr
       als 100 Angriffe auf das Gesundheitswesen in der Ukraine verzeichnet. Der
       „schreckliche Meilenstein“ sei am Donnerstag überschritten worden, teilte
       die Organisation mit. Dabei seien 73 Menschen getötet und 51 weitere
       verletzt worden. Bei den 103 von der WHO zu dem Zeitpunkt verifizierten
       Attacken seien in 89 Fällen Einrichtungen des Gesundheitswesens angegriffen
       worden sowie 13 Mal Transporte, darunter auch Ambulanzen. (dpa)
       
       ## Bund beteiligt sich mit zwei Milliarden Euro an Flüchtlingskosten
       
       Für die Unterstützung der Flüchtlinge in Deutschland will der Bund den
       Ländern pauschal zwei Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Auch trägt der
       Bund die Ausgaben für die Grundsicherung, wie nach zähen Verhandlungen
       mitgeteilt wurde. Für die Kriegsflüchtlinge hat das Vorteile: Sie erhalten
       höhere Leistungen und eine bessere Gesundheitsversorgung. Außerdem bekommen
       sie früher Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt und haben
       mit den Jobcentern eine zentrale Anlaufstelle für ihre Belange.
       
       ## Australien fliegt Bushmaster-Panzerfahrzeuge in die Ukraine
       
       Australien fliegt von der Ukraine erbetene Bushmaster-Panzerfahrzeuge in
       die Ukraine. Die 20 vielseitig verwendbaren Truppentransporter, die
       Australien unter anderem in Afghanistan eingesetzt hatte, sollen ihre zehn
       Insassen vor Landminen und anderen Sprengkörpern schützen. Selenski hatte
       in der vergangenen Woche bei einer Ansprache an das australische Parlament
       konkret um eine Lieferung von Bushmastern gebeten. (dpa)
       
       ## Japan will Kohle-Importe aus Russland reduzieren
       
       Japan will im Einklang mit dem Westen weitere Sanktionen gegen Russland
       ergreifen. Man wolle Importe russischer Kohle „schrittweise reduzieren“ und
       darauf abzielen, Kohle-Einfuhren aus Russland letztlich ganz zu vermeiden,
       sagte Koichi Hagiuda, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie.
       Ministerpräsident Fumio Kishida hatte zuvor unter Verweis auf Berichte über
       russische Gräueltaten erstmals von Kriegsverbrechen gesprochen. (dpa)
       
       8 Apr 2022
       
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