URI: 
       # taz.de -- Flutkatastrophe an der Ahr: Spiegel bittet um Entschuldigung
       
       > Ihren vierwöchigen Urlaub zehn Tage nach der Flutkatastrophe bezeichnet
       > die Bundesfamilienministerin als „Fehler“. Kanzler Scholz spricht ihr
       > sein Vertrauen aus.
       
   IMG Bild: Anne Spiegel äußert sich zu ihrem Urlaub nach der Flutkatastrophe
       
       Berlin afp/dpa | Die heutige Bundesfamilienministerin und frühere
       Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, Anne Spiegel (Grüne) hat ihre
       [1][lange Urlaubsreise kurz nach der Flutkatastrophe an der Ahr] als
       „Fehler“ bezeichnet und die Hintergründe erläutert. Ihr Mann habe im März
       2019 einen Schlaganfall erlitten und danach Stress „unbedingt vermeiden“
       müssen, sagte sie am Sonntagabend in Berlin. Auch sei die Familie durch die
       Coronapandemie sowie durch Spiegels berufliche Verpflichtungen stark
       belastet gewesen und habe daher Urlaub gebraucht.
       
       „Das war ein Fehler, dass wir auch so lange in Urlaub gefahren sind und
       dass wir in Urlaub gefahren sind“, sagte Spiegel sichtlich bewegt und den
       Tränen nahe. „Und ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung.“
       
       Die Bild am Sonntag hatte berichtet, dass die damalige
       Landesumweltministerin Spiegel zehn Tage nach der Flutkatastrophe im
       vergangenen Sommer für vier Wochen in den Urlaub nach Frankreich gefahren
       war. Dies hatte das Landesministerium der Zeitung bestätigt. CDU-Politiker
       reagierten auf den Zeitungsbericht mit Rücktrittsforderungen an Spiegel.
       
       In ihrer Stellungnahme am Sonntagabend betonte die
       Bundesfamilienministerin, sie habe am Morgen nach der Flutkatastrophe an
       der Ahr einen Krisenstab unter anderem für den Wiederaufbau der
       Trinkwasser- und Energieversorgung eingesetzt. Auch habe sie innerhalb
       weniger Tage ein 20 Millionen Euro schweres Sofortprogramm für die
       betroffenen Kommunen auf den Weg gebracht.
       
       ## „Verantwortung als Ministerin – und als Mutter“
       
       Sie habe damals eine „sehr schwere Abwägung“ treffen müssen, „die ich mir
       auch nicht leicht gemacht hatte“, und zwar „zwischen meiner Verantwortung
       als Ministerin und der Verantwortung als Mutter“. Zehn Tage nach der
       Katastrophe sei sie, „weil ich mich in der Abwägung entschieden hatte, dass
       ich an diesem Punkt für meine Familie da sein muss, in Urlaub gefahren“.
       
       Dort sei sie „immer erreichbar“ gewesen und habe Telefonate geführt,
       betonte Spiegel. „Ich habe mich immer informiert.“ Wenn es einen Anlass zum
       Abbruch des Urlaubs gegeben hätte, „dann hätte ich das auch sofort getan“.
       
       Ihr Mann habe sie immer gebeten, „dass wir die Privatsphäre unserer Familie
       wahren“, sagte Spiegel. „Aber ich möchte diesen Schritt gehen, um die
       Sachlage auch etwas einordnen zu können.“
       
       Neben dem Schlaganfall ihres Mannes verwies Spiegel auf die Coronapandemie.
       Diese sei für die Familie mit vier kleinen Kindern – eins im Kita- und drei
       im Grundschulalter – „eine wahnsinnige Herausforderung“ gewesen. Diese habe
       „die Kinder auch ganz klar mit Spuren versehen“. Ihr Kinder seien „nicht
       gut durch diese Pandemie gekommen“.
       
       Spiegel war seit 2016 Familienministerin in Rheinland-Pfalz; zudem war sie
       Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl im März 2021. Im Januar
       2021 übernahm Spiegel geschäftsführend auch das Umweltressort. Damit habe
       sie einen Schritt gemacht, „der im Nachhinein ein Fehler war, weil er zu
       viel war“, sagte sie am Sonntag. Ihr Mann sei damals „sehr stark belastet“
       gewesen.
       
       Sie habe die Aufgabe als Umweltministerin „sehr ernst genommen und es war
       zu viel. Das hat uns als Familie über die Grenze gebracht“, sagte Spiegel.
       Bei der Bildung der neuen Landesregierung im Mai 2021 gab sie das
       Familienressort ab und wurde regulär Umweltministerin. Die Flutkatastrophe
       in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ereignete sich Mitte Juli 2021.
       
       Vergangenen Donnerstag hatte die [2][Landesumweltministerin von
       Nordrhein-Westfalen, Ursula Heinen-Esser,] ihren Rücktritt erklärt. Sie war
       im Zeitraum der Flutkatastrophe überwiegend im Urlaub auf Mallorca.
       
       ## Scholz: „Persönlich bewegt und betroffen“
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) arbeitet nach Angaben der stellvertretenden
       Regierungssprecherin Christiane Hoffmann „eng und vertrauensvoll“ mit
       Familienministerin Anne Spiegel zusammen. Die Sprecherin antwortete am
       Montag in einer Pressekonferenz in Berlin auf mehrere Nachfragen, ob die
       Grünen-Politikerin noch die volle Rückendeckung des Bundeskanzlers habe
       oder ob dieser Gründe für einen Rücktritt sehe.
       
       Die momentan diskutierten Vorgänge fielen in die Zeit, als Spiegel
       Ministerin in Rheinland-Pfalz gewesen sei, sagte die Sprecherin. „Was die
       Zusammenarbeit in der Regierung angeht, so schätzt der Bundeskanzler die
       Ministerin und arbeitet mit ihr eng und vertrauensvoll zusammen.“
       
       Scholz habe Spiegels Statement am Sonntagabend „natürlich“ gesehen, sagte
       Hoffmann. „Ich kann sagen, dass dieser Auftritt ihn auch persönlich bewegt
       und betroffen gemacht hat.“ Das sei ein menschlich sehr beeindruckender
       Auftritt gewesen. Die Grünen äußerten bis zum Montagmittag auf dpa-Anfrage
       nicht zur Zukunft Spiegels.
       
       11 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vorwuerfe-gegen-Ministerin-Anne-Spiegel/!5848389
   DIR [2] /Nachwirkungen-der-Flutkatastrophe/!5848256
       
       ## TAGS
       
   DIR Flutkatastrophe in Deutschland
   DIR Sturmflut
   DIR Anne Spiegel
   DIR Familienministerin
   DIR Urlaub
   DIR Familienministerium
   DIR Familienpolitik
   DIR Anne Spiegel
   DIR Anne Spiegel
   DIR Anne Spiegel
   DIR Anne Spiegel
   DIR Ursula Heinen-Esser
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nachfolge von Anne Spiegel: Paus wird neue Familienministerin
       
       Die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus folgt auf Anne Spiegel als
       Familienministerin. Das bestätigte die Grünen-Spitze.
       
   DIR Rücktritt von Ministerin Anne Spiegel: Verheerendes Krisenmanagement
       
       Einmal mehr haben die Grünen im Umgang mit einer wichtigen Personalkrise
       versagt. Dieses Mal: Bundesfamilienministerin Anne Spiegel.
       
   DIR Rücktritt der Bundesfamilienministerin: Das laute Schweigen der Grünen
       
       Anne Spiegel wollte das Amt der Familienministerin nicht aufgeben. Die
       Spitzen-Grünen verzichteten aber darauf, sie öffentlich zu stützen.
       
   DIR Umgang mit der Flutkatastrophe: Anne Spiegel erklärt Rücktritt
       
       Weil sie kurz nach der Flutkatastrophe an der Ahr in den Urlaub fuhr, war
       Anne Spiegel stark kritisiert worden. Jetzt ist die Familienministerin
       zurückgetreten.
       
   DIR Familienministerin Anne Spiegel: Sie sollte zurücktreten
       
       Anne Spiegel hat in ihrer Rolle als Umweltministerin in Rheinland-Pfalz bei
       der Ahr-Katastrophe versagt. Sie sollte zu ihrer Verantwortung stehen.
       
   DIR Vorwürfe gegen Ministerin Anne Spiegel: Vier Wochen Urlaub nach der Flut
       
       Die damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin ist zehn Tage nach der
       Flutkatastrophe in den Urlaub gefahren. Kritik daran weist ein Sprecher
       zurück.
       
   DIR Konsequenzen nach Kritik: NRW-Umweltministerin gibt Amt auf
       
       Ursula Heinen-Esser war massiv dafür kritisiert worden, während der
       Flutkatastrophe überwiegend im Mallorca-Urlaub gewesen zu sein. Nun tritt
       sie zurück.