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       # taz.de -- Kleinbauern in Ecuador: Bananenanbau in der Krise
       
       > Vor allem Kleinbauern bauen die Früchte in Ecuador an. Dass sie von
       > Großkonzernen verdrängt werden, ist auch Aldis Schuld.
       
   IMG Bild: Schlechte Bedingungen für Biobauern
       
       Hamburg taz | Edwin Benito Ordoñez steht vor der Pleite. Der Kleinbauer
       produziert auf rund sieben Hektar Biobananen und sieht kaum mehr
       Perspektiven für Kleinproduzenten ohne feste Abnahmeverträge. „Wir müssen
       die Kiste Bananen manchmal für weniger als drei US-Dollar verkaufen. Das
       ruiniert uns“, sagt der kräftige 44-jährige Bananenbauer und Rechtsanwalt.
       
       Offiziell gilt in Ecuador ein Mindestpreis pro Kiste von 6,25 US-Dollar für
       konventionell angebaute Früchte, 3 Dollar mehr für Bioware. Doch in Ecuador
       ist es üblich, dass dieser Preis systematisch unterlaufen wird, klagen
       Bananenproduzenten wie Ordoñez. Schlimmer noch: Hin und wieder fahren
       Ordoñez und andere Kleinbauern aus der Region die geerntete Ware zur
       Püree-Fabrik und erhalten nur ein paar Cent pro Kilo.
       
       „Verantwortlich für die Bananenkrise sind die extremen Preisanstiege bei
       Kartonagen, Düngemitteln und Verpackungsmaterial. Hinzu kommen steigende
       Transportkosten durch die Knappheit bei Containern“, erklärt Jorge Acosta,
       Koordinator von Astac, der einzigen Branchengewerkschaft Ecuadors.
       
       Für den Bananenanbau sind vor allem Kleinbauern verantwortlich, [1][und die
       gehen derzeit reihenweise in Konkurs]. „Rund 10.000 Bananen produzierende
       Unternehmen hatte Ecuador noch vor ein paar Jahren, heute sind es nur noch
       etwa 3.500“, schildert Acosta den Konzentrationsprozess, der Ecuadors
       Anbaustruktur verändert. Große Plantagen rücken derzeit nach und übernehmen
       die Flächen von Kleinbauern und Kooperativen, die vor allem im
       Verwaltungsbezirk El Oro angesiedelt sind, während weiter nördlich in den
       Anbauregionen von Los Ríos und Guayas längst die großen Plantagen mit 200
       und mehr Hektar dominieren
       
       ## Gewerkschaften beklagen Intransparenz auf allen Ebenen
       
       Die Regierung in Quito hat auf die Probleme der Kleinbauern mit
       Kreditprogrammen reagiert. International setzte sie sich im Januar an die
       Spitze von sieben Anbauländern, welche die großen Importeure der Südfrüchte
       aufforderten, [2][einen „würdevollen Preis“ für die gelben Früchte zu
       zahlen]. Über den wurde in Berlin auf der am Freitag zu Ende gegangen Messe
       für Südfrüchte, der Fruit Logistica, verhandelt.
       
       Ecuadors Agrarminister Pedro Álava trat als Verhandlungsführer der
       Initiative auf – wurde aber weder von Gewerkschaften noch
       Kleinbauernorganisationen begleitet, wie Acosta kritisiert: „Die Delegation
       warnt zwar vor einer sozialen Krise in Ecuadors Bananensektor mit mehr als
       200.000 Beschäftigten, aber die betroffenen Plantagenarbeiter sind nicht
       präsent.“
       
       Auf der Konferenz sprach Minister Álava von Fortschritten in den
       Verhandlungen mit der größten europäischen Supermarktkette Aldi. Das könnte
       Signalcharakter haben, denn an deren Ankaufspreisen orientiert sich die
       ganze Branche, auch wenn sie selten öffentlich werden.
       
       Adela Torres, Generalsekretärin der kolumbianischen Gewerkschaft der
       Agrararbeiter Sintrainagro, kritisiert diese Intransparenz: „Wir sind nicht
       informiert, über welchen Preis verhandelt wird, obwohl uns das direkt
       betrifft“, sagte Torres gegenüber der taz. Dasselbe wirft sie der
       Verhandlungsdelegation vor, in der vor allem große Exporteure vertreten
       seien. Die, so die Befürchtung, [3][agieren nicht unbedingt im Interesse
       der betroffenen Arbeiter:innen und Kleinbäuer:innen].
       
       12 Apr 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Knut Henkel
       
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