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       # taz.de -- Franken-“Tatort“ „Warum“: Trauer als Lackmustest
       
       > Der Franken-“Tatort“ ist nur bedingt spannend. Die Darstellung von Trauer
       > und Verlust ist jedoch herausragend.
       
   IMG Bild: Mia Bannert (Julie Engelbrecht, r.) ist die Freundin von Lukas und fürchtet nun auch um ihr Leben
       
       Zunächst mal: In diesem „Tatort“ hat sich Götz Otto versteckt. Sie wissen
       schon, der mal diesen wasserstoffblonden James-Bond-Fiesling spielte, „Der
       Morgen stirbt nie“, 1997, mit Oberarmen, die jedes T-Shirt sprengten. Ja,
       da war Pierce Brosnan noch 007. Nun also im „Tatort“, bisschen, hm, sagen
       wir mal: biederer.
       
       In [1][der neuen Franken-Folge] mit dem Ermittlungsduo Paula Ringelhahn
       (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) wird ein junger Typ
       umgebracht. Er kümmert sich um die IT einer internationalen
       Speditionsfirma, fährt Rad, spielt Fußball, hat eine neue Freundin, die
       alleinerziehende Mutter einer jungen Tochter ist, geht ab und an abends zu
       seiner Mutter zum Essen und beide freuen sich dann jedes Mal wie irre.
       Lukas. Normaler Typ halt. Bis die Mutter an einem Abend wartet und wartet,
       der Braten im Ofen längst durcher als durch, ruft sie bei der Polizei an,
       die wollen von einer Vermisstenanzeige natürlich nix wissen, na ja, das
       war’s dann.
       
       Nur wer soll diesen freundlichen, unauffälligen Kerl umbringen wollen?
       Zumal bald klar ist, dass sechs Monate zuvor in der Nähe schon mal jemand
       genauso ermordet wurde.
       
       ## Die Darstellung vom Danach
       
       Geschrieben von [2][Regiedino Max Färberböck und Catharina Schuchmann], die
       schon ewig zusammenarbeiten. Sie haben das Team des Franken-„Tatorts“ vor
       sieben Jahren erschaffen, nun also die vierte Folge, Färberböck führt wie
       immer Regie: „Warum“. Ohne Fragezeichen. Und das bringt uns zum Kern dieses
       Sonntagskrimis. Weil es sich wieder mal lohnt, neben den Fall selbst zu
       schauen, so spannend isser eh nicht.
       
       Sondern auf das, was sich im Lauf der Jahre andauernder
       Sonntagskrimiguckerei als eigentliches Thema herausgeschält hat. Nämlich
       die Darstellung von Schock, von Trauer, von empfundenem Verlust. Vom
       Danach.
       
       Das matte „Warum“ im Titel, das macht die Atmosphäre des Films aus. Zu mehr
       reicht die Kraft einfach nicht. Eltern sein, seit Jahren getrennt, und
       jetzt ist der Sohn tot: Wie Valentina Sauca und Karl Markovics eine Mutter
       und einen Vater spielen, deren Rolle als Mutter und Vater ihnen nun mit
       einem Mal genommen ist, ist spektakulär. Sie gehen wie ausgeschaltet durch
       die Welt. Jedes Wort, jede Bewegung, jeder Blick: Es ist alles zu viel.
       
       Trauer zeigt sich im Leben in so vielen Formen, und jede davon hat ihren
       Platz. Im TV entscheidet sie, ob der Film taugt oder nicht. Wie authentisch
       sie geschrieben und gespielt ist. Die Trauer, das ist der Lackmustest jedes
       Fernsehkrimis.
       
       1 May 2022
       
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