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       # taz.de -- Israel-Palästina-Konflikt: Gewalt auf dem Tempelberg
       
       > Nach den Zusammenstößen in der Al-Aksa-Moschee kam es an Pessach zu neuer
       > Gewalt auf dem Tempelberg. Mehr als 20 Menschen wurden dabei verletzt.
       
   IMG Bild: Der Felsendom auf dem Tempelberg
       
       Jerusalem afp/dpa/ap | Bei erneuten Zusammenstößen rund um den Tempelberg
       in Jerusalem sind am Sonntag mehr als 20 Menschen verletzt worden. Unter
       den Verletzten waren nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds 19
       Palästinenser, die teilweise von Gummigeschossen getroffen worden seien.
       Fünf von ihnen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Sieben weitere
       Menschen wurden außerhalb der Jerusalemer Altstadt von steinewerfenden
       palästinensischen Jugendlichen verletzt.
       
       Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern hatten sich in den
       vergangenen Wochen erheblich verschärft. Durch die Gewalt am Sonntag
       erhöhte sich die Zahl der [1][seit Freitag in Jerusalem Verletzten] auf
       mehr als 170. Die Spannungen fallen in den muslimischen Fastenmonat
       Ramadan, der sich in diesem Jahr mit dem jüdischen Pessachfest und dem
       christlichen Osterfest überschneidet.
       
       Nach Angaben der israelischen Polizei hatten am Sonntagmorgen kurz vor dem
       geplanten Besuch jüdischer Gläubiger auf dem Tempelberg hunderte
       palästinensische Demonstranten Steine angesammelt. Um die „Ordnung
       wiederherzustellen“ seien Sicherheitskräfte eingeschritten. Ein Team von
       Reportern sah am frühen Morgen jüdische Gläubige beim Verlassen des
       Tempelbergs. Begleitet wurden sie von schwer bewaffneten Polizisten.
       
       Bei einem weiteren Vorfall im von Israel annektierten Ost-Jerusalem warfen
       junge Palästinenser Steine auf vorüberfahrende israelische Busse. Auf einem
       von der Polizei veröffentlichten Video waren zwei Busse mit zerstörten
       Windschutzscheiben und Seitenfenstern zu sehen. Das
       Shaare-Zedek-Krankenhaus nahm nach eigenen Angaben sieben Menschen mit
       leichten Verletzungen auf. Die israelische Polizei meldete die Festnahme
       von 18 Palästinensern.
       
       ## Heilige Stätte für Muslime und Juden
       
       Im vergangenen Jahr hatten Zusammenstöße auf dem Tempelberg und rund um die
       Al-Aksa-Moschee zu tagelangen schweren Auseinandersetzungen zwischen der
       radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und israelischen
       Sicherheitskräften geführt. Bis zum Inkrafttreten einer von Ägypten
       vermittelten Waffenruhe wurden 260 Palästinenser und 13 Israelis getötet.
       
       Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der
       Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam und ist auch den
       Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Ein Brauch zu
       Pessach ist die Wallfahrt nach Jerusalem. Der Tempelberg ist nur wenige
       Gehminuten von der Grabeskirche entfernt, wo Christen am Sonntagmorgen die
       Ostermesse zelebrierten.
       
       Der ranghohe Palästinenservertreter Hussein Al-Scheich warf Israel vor, für
       die Gewalt am Sonntag verantwortlich zu sein. „Die gefährliche Eskalation
       auf dem Al-Aksa-Gelände durch Israel“ sei ein „eklatanter Angriff auf
       unsere heiligen Stätten“, erklärte er. Hamas-Chef Ismail Hanijeh erklärte:
       „Die Al-Aksa(-Moschee) gehört uns, und uns allein.“ Über Lautsprecher
       riefen Moscheen in palästinensischen Vierteln in Jerusalem die Menschen
       dazu auf, zur Al-Aksa-Moschee zu gehen.
       
       ## Papst ruft zu Frieden auf
       
       Angesichts der jüngsten Gewalt in Jerusalem forderte Papst Franziskus in
       seiner Osterbotschaft „Frieden“ für den Nahen Osten und freien Zugang zum
       Tempelberg für Juden, Christen und Muslime. „Mögen Israelis, Palästinenser
       und alle Bewohner der Heiligen Stadt zusammen mit den Pilgern die Schönheit
       des Friedens erfahren, in Geschwisterlichkeit leben und möge ihnen der
       freie Zutritt zu den Heiligen Stätten unter gegenseitiger Achtung der
       Rechte jedes Einzelnen gewährt werden“, sagte er.
       
       Der Zentralrat der Muslime in Deutschland forderte die Bundesregierung auf,
       sich für den Schutz der Al-Aksa-Moschee und der Gläubigen „und das Ende der
       Provokationen auf dem Tempelberg (Al-Haram Al-Sharif) einzusetzen, um die
       Spirale der Gewalt zu beenden“.
       
       Die jüngsten Zusammenstöße verschärften die Spannungen der vergangenen
       Woche, die durch [2][eine Anschlagsserie] mit insgesamt 14 Toten in Israel
       angeheizt worden waren. Im selben Zeitraum wurden mehr als 20 Palästinenser
       getötet.
       
       Anmerkung der Redaktion: Diese Meldung wurde um die Zahl der Verletzten
       sowie Reaktionen aktualisiert.
       
       17 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
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