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       # taz.de -- Prozess um Mord an Afghanin: Sie hatte oft Hämatome
       
       > Im Mordprozess gegen zwei afghanische Brüder sagt eine Freundin der
       > Getöteten aus. Maryam H. habe nur Bruchstücke aus ihrem Leben
       > preisgegeben.
       
   IMG Bild: Prozessbeginn: Die angeklagten Brüder verbergen ihre Gesichter hinter Aktendeckeln
       
       Berlin taz | In einem persischen Café in Charlottenburg habe sie Maryam H.
       kennengelernt, erzählte die Unternehmerin Giti A. Die 31-jährige gebürtige
       Iranerin war am Mittwoch die erste Zeugin [1][nach der Osterpause] im
       Prozess gegen die Brüder von Maryam H.
       
       Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Yousuf H. (27) und Mahdi H.
       (23) ihre Schwester am 13. Juli 2021 ermordeten, weil diese sich entgegen
       ihren Moralvorstellungen verhalten habe. Drei Wochen nach ihrem
       Verschwinden aus einem Berliner Flüchtlingsheim war der [2][Leichnam der
       Afghanin am 5. August in Bayern gefunden] worden.
       
       Es habe sich eine lose Freundschaft entwickelt, sagt A. am Mittwoch. In dem
       Café sprächen viele Farsi, auch mit Maryam habe sie sich auf Farsi
       unterhalten. Später habe Maryam sie mit ihrer kleinen Tochter auch zu Hause
       besucht. Immer habe sie dabei „akribisch“ darauf geachtet, dass kein Mann
       im Raum gewesen sei. Das sei unehrenhaft für eine Frau, habe sie gesagt.
       Sie habe das respektiert, sagte die Zeugin, und nicht weiter nachgefragt.
       So wie auch bei anderen Dingen nicht, sie sei nicht der Typ, der
       „nachbohrt“.
       
       Maryam sei ein schüchterner Mensch gewesen, habe nur Bruchstücke aus ihrem
       Leben preisgegeben. Dass sie in Afghanistan zwangsverheiratet worden sei;
       der Ehemann sie dann in Berlin oft geschlagen habe, „immer auf den Kopf“.
       Auch, dass sie von dem Mann getrennt sei und einen Freund habe, habe Maryam
       berichtet.
       
       Auch die Brüder seien Thema gewesen, so A. Maryam habe große Angst gehabt,
       dass diese ein Video zu Gesicht bekommen, das sie in einer Bar tanzend und
       ohne Kopftuch zeige. Mit diesem Video sei sie von einer Bewohnerin ihrer
       Unterkunft erpresst worden. Sie habe Maryam geraten, Strafanzeige gegen die
       Frau zu erstatten und mit den Brüdern zu sprechen, sagte die Unternehmerin.
       Maryam habe sie angeguckt, „als ob ich bescheuert wäre, und gesagt: Die
       bringen mich um.“
       
       Mehrfach habe Maryam bei den Besuchen Hämatome gehabt. Sie sei die Treppe
       heruntergefallen oder gegen eine Tür gelaufen, habe sie dazu gesagt. Nie
       habe Maryam diese Verletzungen auf die Brüder bezogen, so die Zeugin. Im
       August 2020 sei der Kontakt abgerissen. In einer Textmessage habe Maryam
       geschrieben, sie dürfe nicht mehr kommen. Entweder der Ex-Mann oder die
       Brüder hätten Probleme gemacht, vermutete A. Der Prozess wird am Freitag
       fortgesetzt.
       
       20 Apr 2022
       
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