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       # taz.de -- Verfassungsschutz und AfD: Rechte hält AfD für unwählbar
       
       > Die ehemalige AfD-Landeschefin Doris von Sayn-Wittgenstein warnt vor
       > Spitzeln des schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzes in der Partei.
       
   IMG Bild: Mag die AfD nun gar nicht mehr: Doris von Sayn-Wittgenstein
       
       Hamburg taz | Die Antworten des Schleswig-Holsteinischen Innenministeriums
       auf eine kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten [1][Doris von
       Sayn-Wittgenstein] laden zu Spekulationen ein: Die ehemalige
       Landesvorsitzende der AfD und gegenwärtige fraktionslose Abgeordnete wollte
       wissen, ob Spitzel für den Verfassungsschutz im AfD-Landesverband aktiv
       sind. Tatsächlich können die Antworten als Bestätigung gelesen werden.
       
       Auf die Fragen Sayn-Wittgensteins antwortet das Innenministerium zwar
       weitgehend ausweichend. Nur eine von fünf Fragen Sayn-Wittgensteins
       beantwortet es eindeutig: Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) in Kiel
       habe „Kontakt zu Mitgliedern“ der AfD aufgenommen. Personen seien
       angesprochen worden, schreibt das Innenministerium, „mit dem Ziel die
       verfassungsfeindlichen Bestrebungen eines völkisch-nationalistischen
       Personenzusammenschlusses in der AfD aufzuklären“.
       
       Sayn-Wittgenstein wollte allerdings auch wissen, ob
       [2][AfD-Mandatsträger:innen im Landtag] oder in den
       Schleswig-Holsteinischen Kommunen die Verfassungsschützer:innen mit
       Informationen versorgen. Gleiches wollte sie auch über AfD-Kandidat:innen
       für die anstehende Landtagswahl am 8. Mai in Erfahrung bringen.
       
       Das Innenministerium aber betont, dass die Offenlegung solcher
       Informationen dem „Schutz der Interessen Einzelner“ zuwiderliefe und eine
       Beantwortung „nicht im öffentlichen Interesse“ liege. Eine Beantwortung der
       Frage würde Informationen preisgeben, die „im besonderen Maße das
       Staatswohl berühren“.
       
       ## Geheimhaltung hat Priorität
       
       Hinzu schreibt das Innenministerium aber auch, dass es nicht nur um den
       Schutz jener Personen gehe, die den Verfassungsschutz mit Informationen
       versorgen. Man wolle auch verhindern, dass „Arbeitsweise und
       Funktionsfähigkeit von Geheimhaltungszusagen“ bekannt werden.
       
       Die Antworten können insofern als Bestätigung für geheimdienstliche
       Aktivitäten gelesen werden. Überraschend wäre das nicht: 2020 erwähnte das
       LfV erstmals die AfD in seinem Tätigkeitsbericht. Aufgrund dieser Tatsache
       gilt der Einsatz geheimdienstlicher Mittel, wozu das Anwerben von
       Vertrauenspersonen gehört, als wahrscheinlich.
       
       Dass die Antworten der AfD schaden, betont Sayn-Wittgenstein nun öffentlich
       – stören dürfte sie das nicht: Die enge Nähe der Abgeordneten zu
       rechtsextremen Netzwerken und Vereinen kostete sie die
       AfD-Fraktionszugehörigkeit und später sogar die Parteimitgliedschaft. Der
       Konflikt schwelt seit 2018 im Landesverband. Trotz Ausschluss wurde sie als
       Kandidatin für die anstehende Landtagswahl am 8. Mai vorgeschlagen, was
       keine Mehrheit fand. Die anhaltenden Machtkämpfe offenbarte dieser
       Vorschlag dennoch.
       
       In einer Mitteilung liefert Sayn-Wittgenstein nicht bloß die
       Interpretation, dass „Verfassungsspitzel“ im Landtag säßen. Sie warnt auch
       vor Kontakt mit der AfD: Bürger:innen, die sich vertraulich an
       AfD-Abgeordnete wenden, müssten nun damit rechnen, „weitergemeldet“ zu
       werden.
       
       ## Attacke auf die ehemaligen Parteifreunde
       
       Schuld dafür würden ihre Widersacher auf Bundesebene tragen. So raunt sie,
       dass der AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland „im Auftrag der Dienste“
       einen erfolgreichen Aufbau der AfD in Schleswig-Holstein „mit teils
       erfundenen oder unanständigen Angriffen“ habe verhindern wollen.
       
       In der Erklärung zieht sie als „Fazit“: eine „unabhängige, nur dem Wähler
       verpflichtete“ AfD gebe es nicht mehr, die im Landtag „politisch effiziente
       Arbeit“ leisten könnte. Ihre Konsequenz: Die AfD sei darum am 8. Mai „nicht
       wählbar“. Das dürfte nicht nur den AfD-Spitzenkandidaten Jörg Nobis
       verstimmen.
       
       22 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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