URI: 
       # taz.de -- Die Wahrheit: Twitter, Tesla, Totalherrschaft
       
       > Noch immer versucht Elon Musk, den Mikrobloggingdienst zu kaufen. Doch
       > nun positioniert sich die Konkurrenz.
       
   IMG Bild: Womöglich hat er sich verschätzt, der Mega-Mogul Musk
       
       Ein schriller Aufschrei gellt durch Deutschland. Elon Musk hat Twitter
       gekauft! Menschen weinen, verbrennen ihre Personalausweise, schlagen ihre
       Stirn auf die Tastatur und twittern: „öiugt5 ealva iewufooi nveuto.“
       
       „Das ist natürlich Unsinn“, meint Frank Scheuert, selbst Twitter-User,
       „Elon Musk will Twitter kaufen. Noch gehört Twitter … wem immer Twitter
       gerade gehört, keine Ahnung, ich bin kein Experte“, sagt der
       Twitter-Experte.
       
       Nachdem die erste Welle des Aufruhrs abgeflaut ist – zwei offene Briefe,
       eine beleidigte Leberwurst und einen Fynn Kliemann später – ist der
       Ukrainekrieg wieder ganz oben in den Schlagzeilen. Und der 50-jährige
       Milliardär Elon Musk sammelt noch immer Geld, um bei Twitter für seine
       Meinungsfreiheit zu kämpfen. Doch allen Versprechungen zum Trotz ist die
       Angst vor der Zensur durch den gebürtigen Südafrikaner in der Community
       groß.
       
       Ein Teil der deutschen Twitter-User ist vorsorglich schon mal zur besseren
       und dazu noch unabhängigen Plattform Mastodon gewechselt und tippt alle
       Tweets der letzten zehn Jahre dort noch mal ab, weil Copy-and-paste erst
       noch implementiert werden muss.
       
       ## Ostdeutsches Elefantentier
       
       99,5 Prozent der Twitter-Nutzer ist jenes ostdeutsche Elefantentier jedoch
       ziemlich egal. Auch mit dem Tröten tun sich Fremdsprachler eher schwer,
       schon wegen des Umlauts – außer in den skandinavischen Ländern und der
       Türkei.
       
       Doch die Spannung bleibt. Wird es dem Wirtschafts- und Raumfahrt-Captain
       Elon Musk gelingen, seine Aktien-Anteile zu vermehren, Twitter zu
       übernehmen und damit die heiß geliebte Weltherrschaft an sich zu reißen?
       
       Ein Szenario, das der chinesische Staatspräsident Xi Jinping mit einem
       stillen Lächeln betrachtet, nicht nur, weil bekanntlich alle Asiaten stets
       still lächeln. Xi hat sich das stille Lächeln, das ihm in der politischen
       Arbeit hilft, von Alt-Kanzlerin Angela Merkel abgeschaut. Vor allem lächelt
       Xi aber, weil die USA, wo auch Twitter wohnt, derart horrende Schulden bei
       der Volksrepublik haben, dass – so der chinesische Staatspräsident in einem
       vertraulichen Gespräch mit dertaz – das gesamte Land mittlerweile
       eigentlich schon China gehört. Mit Maus und Mann und Haut und Haar und
       Twitter und Whatsapp.
       
       Dass der Kommunist Biden nur eine Handpuppe Chinas ist, ist ja seit Langem
       bekannt, aber bald können die USA ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen und
       dann sind alle Amerikaner Chinesen. Das wird nicht jedem gefallen. Vor
       allem nicht Donald Trump, der für die nächste Präsidentenwahl kandidieren
       wollte, die nun aber von der chinesischen Regierung wahrscheinlich verboten
       werden wird.
       
       ## Bezos lacht sich ins Fäustchen
       
       Derweil lacht sich Jeff Bezos, Besitzer von Amazon, Kurzhaarträger und
       ebenfalls erfahrener Kosmonaut ins Fäustchen. Als Amerikaner ist er nun
       zwar de facto Chinese, aber – wie er erst jetzt in einem vertraulichen
       Gespräch mit der taz berichtete – habe er bei seinem ersten Weltraumflug
       Außerirdische getroffen. Namen verrät er keine, außerdem, so Bezos, könnten
       wir Menschen die sowieso nicht aussprechen, da wir nur über zwei
       Stimmbänder verfügten – und nicht über fünf wie die Außerirdischen.
       
       Diese Aliens hätten bis vor Kurzem unser gesamtes Sonnensystem besessen,
       erklärte Bezos, ihm sei es aber gelungen, ihnen den Planetenverbund für den
       sprichwörtlichen Appel und ein Ei (in diesem Fall ein Apple und ein
       I-Phone) abzukaufen. „Insofern“, so Bezos still lächelnd, „gehören mir
       nicht nur China, die USA und Twitter, sondern auch der ganze Rest,
       inklusive dem Kollegen Musk.“
       
       ## Religiöse Altherrenmannschaft
       
       „Lustig“, sagt Lutz Iver, Verschwörungsexperte, langjähriger Gegenspieler
       in einer religiösen Altherrenmannschaft und FDP-Mitglied, als wir ihm unser
       Material vorlegen. Wir treffen ihn in der taz-Kantine, nachdem er uns
       vertrauliche Informationen zum Fall Musk angekündigt hat. Er bestellt einen
       Rotwein mit einem stillen Lächeln, wie es nur jemand lächeln kann, der seit
       sehr langer Zeit das Treiben um Besitz und Meinungsfreiheit beobachtet.
       Eigentlich ist es eher ein Grinsen.
       
       „Ich habe vor nun zwanzig Jahren“, sagt der gut und teuer gekleidete Lutz
       Iver, „mit Jeff Bezos diesen Vertrag hier gemacht.“ Der sympathische
       Demiurg schiebt uns fotokopierte Blätter über den Tisch. „Die können Sie
       behalten, ich hab ja das Original. Ich habe Herrn Bezos beim Start seiner
       Karriere ein wenig geholfen“, sagt Iver und nippt an seinem Bio-Rotwein,
       „dafür hab ich seine Seele bekommen. Oder bekomme sie, wenn er stirbt, was
       …“
       
       Iver schaut auf seine Armbanduhr, „… gar nicht mehr so lange hin ist. Und
       in Dreiteufelsnamen dürfen Sie raten, wem dann Twitter und der ganze Rest
       gehört.“ Lutz Iver schaut uns noch einmal still lächelnd an, dann löst er
       sich vertraulich in einer schwefligen Wolke auf.
       
       13 May 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael-André Werner
       
       ## TAGS
       
   DIR Twitter / X
   DIR Elon Musk
   DIR Mastodon
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Hartz IV
   DIR Post
   DIR Tesla
   DIR Twitter / X
   DIR Elon Musk
   DIR Party
   DIR Sergej Lawrow
   DIR Pflanzen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Wahrheit: Kopfsalat statt Pferdekopf
       
       Jetzt kämpft die Mafia gegen den Klimawandel. Besuch bei einem ehrenwerten
       Klimaschützer, der ein Angebot macht, das niemand ablehnen kann.
       
   DIR Die Wahrheit: Es hat sich ausgehartzt!
       
       Eine Sensation: Hartz IV ist ungerecht und am Ende. Es folgt das
       freiwillige Soziale Deutschlandjahr. Und das ist Pflicht. Ein Report.
       
   DIR Die Wahrheit: Kanonen für Liebesbriefe
       
       Die gute alte Post hat kaum noch etwas zu tun und geht deshalb ganz neue
       Wege bei der Zustellung des Sendeguts.
       
   DIR Tesla fliegt aus Nachhaltigkeitsindex: Musk-Konzern in der Kritik
       
       Punktabzug für den Autobauer Tesla wegen schlechter Arbeitsbedingungen und
       mangelhafter CO2-Reduktion. Elon Musk versteht die Welt nicht mehr.
       
   DIR Gestoppte Twitter-Übernahme: Musk feilscht
       
       Der Tesla-Chef besteht darauf: Der Twitter-Deal kann ohne Daten zu
       Bot-Accounts nicht weitergehen. Außerdem möchte er nochmal über den
       Kaufpreis reden.
       
   DIR Tech-Milliardär Elon Musk: Twitter-Kauf vorerst ausgesetzt
       
       Tesla-Chef Elon Musk legt den Kauf des Netzwerks Twitter vorerst auf Eis.
       Der Konzern habe ungenaue Angaben zur Anzahl von Fake-Accounts gemacht.
       
   DIR Die Wahrheit: „Wird Schröder verhaftet …?“
       
       Der neue Nebenverdienst: Ein Brandenburger Party-Paywaller plaudert aus dem
       Nähkästchen eines lukrativen Geschäftszweigs.
       
   DIR Die Wahrheit: „Rabota, Meister, rabota!“
       
       Das Wahrheit-Interview: Ein intensives Gespräch mit dem russischen
       Außenminister und Freund des Wanderns Sergej Lawrow.
       
   DIR Die Wahrheit: Vegan hoch drei
       
       Die Fleischersatzindustrie geht neue Wege und bietet mittlerweile
       faszinierende Produkte aus den entlegensten Ecken der Botanik an.