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       # taz.de -- Medienkonsum in Kriegszeiten: Sorglos in der Sonne
       
       > Nachrichtenportale haben im April massiv an Klickzahlen. verloren. Haben
       > wir uns schon an den Krieg in der Ukraine gewöhnt?
       
   IMG Bild: Sie wissen nichts vom Krieg: Eine Ente sucht mit ihren Küken am Ufer des Ammersees nach Futter
       
       Mehrere Opfer bei Angriffen auf Odessa +++ Immer noch Zivilisten im
       Asow-Stahlwerk +++ 3.000 Tote in der Ukraine wegen fehlender medizinischer
       Behandlung: Das sind nur ein paar der Meldungen, [1][die am Dienstag zum
       Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine] auf deutschen Nachrichtenseiten
       liefen.
       
       Haben Sie sie gelesen? Nein? Aber vielleicht kommt es Ihnen so vor, als
       hätten Sie das alles schon mal gehört. So oder so ähnlich klangen ja auch
       die Nachrichten aus der Vorwoche. Und die aus der davor. [2][Der Krieg in
       der Ukraine] ist Alltag geworden. Wir haben uns an die minütlichen
       Schreckensnachrichten gewöhnt.
       
       Das legt auch [3][eine Erhebung nahe], die die Informationsgemeinschaft zur
       Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) am Montag
       veröffentlicht hat. Der Verein gibt regelmäßig die Klickzahlen von
       Onlinemedien bekannt. Das aktuelle Ergebnis: Im April gingen die Aufrufe
       der Nachrichtenportale in Deutschland im Vergleich zum Vormonat stark
       zurück: Bild verlor 15,6 Prozent, der Spiegel 18,3, die Welt 23,5, die
       Website des Senders ntv 26,2, Zeit Online 19,2, die Frankfurter Allgemeine
       20,3 und die Süddeutsche Zeitung 32,4 Prozent. Die Deutschen haben
       offenbar genug vom Krieg.
       
       Stattdessen klicken sie andere Websites an: Wetterplattformen wie
       wetteronline.de, wetter.com, weather.com oder wetter.de. Dort gibt es
       Zuwächse zwischen 24,5 und 40,2 Prozent. Klar, wird ja endlich sommerlich
       in Deutschland. Da werden Nachrichten von neu entdeckten Massengräbern
       schnell mal überlagert von Fragen wie: Klappt das mit der Fahrradtour
       nächstes Wochenende?
       
       Mit dem Syrienkrieg war es ja ähnlich (nur zur Erinnerung, der ist auch
       noch nicht vorbei). Auf anfängliches Entsetzen folgte bald
       Gleichgültigkeit. Mit der Ukraine, so hatten viele mit zwiespältigen
       Gefühlen geglaubt, würde es anders laufen. Weil das Land näher dran sei an
       uns, geografisch und kulturell. Womöglich hat man mit solchen Annahmen die
       allgemeine Kriegsgewöhnung unterschätzt, die trotz oder gerade wegen der
       immer neuen Meldungen über Grausamkeiten in der Ukraine um sich greift.
       
       Was also tun? Sofern sie diesen Text nicht schon nach dem ersten Absatz
       abgebrochen haben: Nehmen Sie ihn doch zum Anlass, die Nachrichten über den
       [4][Ukrainekrieg] in nächster Zeit wieder aufmerksamer zu verfolgen. In der
       Zeitung oder auf dem Handy kann man schließlich auch in der Sonne lesen.
       
       10 May 2022
       
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