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       # taz.de -- Solidarität im Ukraine-Krieg: Wiederaufstehen als Lebensmodell
       
       > Yurii Korotun musste selbst vor dem Krieg fliehen. Nun gibt der
       > Skateboarder ukrainischen Kindern in Hannover Unterricht in der Halfpipe.
       
   IMG Bild: Gibt ehrenamtlich Skate-Unterricht für ukrainische Kinder: Yurii Korotun
       
       Hannover taz | Die Schlange der Neugierigen wird von Minute zu Minute
       länger. Sie möchten von ihm Helme, Schutzkleidung und gute Ratschläge im
       Empfang nehmen. Freitagnachmittag in einem entlegenen Industriegebiet von
       Hannover: Im Skaterpark Gleis D steht [1][Yurii Korotun hinter einem
       Tresen] und hilft mit klaren Anweisungen. Der 25-Jährige umkurvt die Wirren
       in der Ukraine, indem er geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus seinem
       Heimatland kostenlosen Skate-Unterricht gibt.
       
       „Ich bringe die Kinder zum Lächeln“, sagt Korotun. Als er mit seinem
       Aufwärmprogramm beginnt, machen alle brav mit. Die Kids finden Ablenkung
       von ihrem Leid und der Trennung ihrer Familien.
       
       Sein Tempo ist beachtlich. Auf Rollen und auch sonst. Korotun verdient sein
       Geld als professioneller Boarder sowie als Produktionsassistent beim Drehen
       von Musik- und Werbevideos. Neben seiner flippigen Art überzeugt er mit der
       besonderen Gabe, durch die Luft zu fliegen und waghalsige Tricksprünge
       vorzuführen. Das lockt den Nachwuchs in Scharen an. Wenn der Yurii irgendwo
       am Start ist, verbreitet sich diese gute Nachricht wie ein Lauffeuer in der
       Stadt.
       
       Kostenloser Unterricht bei einem Star in der Szene, dazu freier Eintritt im
       Gleis D – so nimmt Jugend- und Sozialarbeit ganz unkompliziert an Fahrt
       auf. Am Vortag war Korotun noch privat in Hamburg. Am Freitagvormittag
       musste er kurz zum Sozialamt. Am Nachmittag steht er gleich wieder
       ehrenamtlich beim Skaten im Mittelpunkt. Wer ihm zuhört, wenn er von seinen
       vielen Ausflügen, Ideen, Plänen und Zielen zuhört, riskiert angesichts der
       Wucht an Lebensfreude einen mentalen Schwindelanfall. Das ständige
       Hinfallen, Wiederaufstehen und Weitermachen beim Skaten überträgt sich in
       seinem Fall in ein Lebensmodell.
       
       ## Mit Schwung durchs Leben
       
       Braucht jemand wie Korotun eine Webseite für PR in eigener Sache? Nö. Bei
       Instagram kann er [2][unter den Namen „jurasssick“] viel dynamischer und
       aktueller zeigen, was gerade abgeht. Yurii als Lehrer, Yurii als Vorturner,
       Yurii als Vater-Ersatz. Es ist nicht zu fassen, mit welchem Schwung der
       Mann durch ein Leben eilt, das ihn zutiefst traurig machen könnte. Seine
       Eltern leben weiterhin in der Nähe von Kiew. Sie fürchten Tag für Tag um
       ihr Leben. „Das Skateboarden ist das Erste, was mir geholfen hat, zu
       vergessen“, gesteht Korotun.
       
       [3][Als der Krieg ausbrach], war er gerade beruflich in der Türkei. Seine
       Freundin lebt in Hannover. Sein großes Ziel sind Reisen quer durch Europa
       zu großen Skateboard-Events und eine Zukunft in Los Angeles. Dort würde er
       am liebsten unterrichten, sich als Skater weiterentwickeln und neue Filme
       entstehen lassen. Nicht des Geldes wegen, sondern weil es ihm Spaß macht.
       
       Yurii Korotun sammelt in diesen Tagen Spenden für die Ukraine, hilft
       geflüchteten Kindern über eine schwierige Zeit hinweg und versteht sich als
       Teil einer Bewegung auf Rollen. Ihm geht es um eine grundsätzliche Haltung.
       Das Skaten ist für ihn mehr Berufung als Beruf. Wenn es einer von der
       Ukraine über das Gleis D bis nach L. A. schafft, dann er.
       
       14 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ukrainischer-Skateboarder-zum-Krieg/!5836459
   DIR [2] https://www.instagram.com/jurasssick/?hl=de
   DIR [3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
       ## TAGS
       
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