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       # taz.de -- Monarchie in Spanien: Transparenzzwang im Königshaus
       
       > Spaniens Monarchie soll transparenter werden und sich künftig einer
       > Buchprüfung unterziehen. Ihr Ruf hat unter Altkönig Juan Carlos I.
       > gelitten.
       
   IMG Bild: König Felipe und seine Gemahlin Letizia
       
       Madrid taz | Das spanische Königshaus unter Felipe VI. soll sich künftig
       einer Buchprüfung durch den Rechnungshof unterziehen. So sieht es ein
       Dekret vor, das Spaniens Regierung unter dem Sozialisten Pedro Sánchez am
       Dienstagnachmittag öffentlich gemacht hat. Allerdings soll das Ergebnis der
       Prüfung nicht dem Parlament vorgelegt, sondern dem König selbst übergeben
       werden. Dieser werde es dann auf der Internetseite des Königshauses
       veröffentlichen, versichert die Regierung.
       
       Laut Verfassung ist das Königshaus nicht dazu verpflichtet, sich einer
       Buchprüfung zu unterziehen, die Vereinbarung mit der Regierung erfolgte
       freiwillig. Über das ihm zugeteilte Geld darf Felipe VI. außerdem frei
       verfügen.
       
       Ein allzu detaillierter Prüfungsbericht ist wohl kaum zu erwarten. Laut
       Dekret soll er sich darauf beschränken, „ob der Jahresabschluss in allen
       seinen wesentlichen Aspekten ein den tatsächlichen Verhältnissen
       entsprechendes Bild der Vermögens- und Finanzlage (…) vermittelt“. Das
       Königshaus erhält jährlich 8,4 Millionen Euro vom spanischen Staat. Darin
       sind allerdings weder der Unterhalt der Gebäude noch die Sicherheit oder
       offizielle Reisen enthalten.
       
       Die Rechenschaftspflicht solle „Effizienz und Vorbildcharakter im
       Königshaus stärken“, heißt es vonseiten der Regierung. Das tut Not. Denn
       Felipes Vater [1][Juan Carlos I.] dankte 2014 nach mehreren Skandalen ab.
       Vor knapp zwei Jahren zog er nach Dubai, als zu Hause wegen Geldwäsche und
       Steuerhinterziehung gegen ihn ermittelt wurde. Das Verfahren wurde
       mittlerweile eingestellt. Als Teil des Königshauses gilt er als
       unangreifbar und kann somit kaum strafrechtlich verfolgt werden. Dass Juan
       Carlos I. Zuwendungen und Kommissionen im oberen zweistelligen
       Millionenbereich von Unternehmern und ausländischen Königshäusern am Fiskus
       vorbei erhielt, steht auch für die Justiz außer Frage.
       
       ## König Felipe VI. macht freiwillig seine Vermögenswerte öffentlich
       
       Nur wenige Stunden vor der Kabinettssitzung, die das Dekret beschloss,
       hatte Felipe VI. freiwillig seine Vermögensverhältnisse offengelegt. Die
       Veröffentlichung beruhe „auf dem Wunsch, als Staatsoberhaupt zur Erneuerung
       des öffentlichen Lebens beizutragen.“ Demnach besitzt er – Barvermögen,
       Investitionen und Kunstgegenstände inbegriffen – exakt 2.573.392,80 Euro.
       Der Monarch erhielt seit 1998 – zuerst als Prinz von Asturien und nach 2014
       als König – Gehälter von insgesamt 4,3 Millionen Euro brutto, was 2,8
       Millionen Euro netto macht, wovon er fast 2,6 Millionen zur Seite legen
       konnte.
       
       „Ich glaube, der König spart so viel, weil er weder Miete noch einen
       Wohnungskredit zahlt. Dafür zahlen schließlich wir“, erklärt [2][Gabriel
       Rufían], Parlamentarier der im nordostspanischen Katalonien regierenden
       Republikanischen Linken (ERC), verärgert. Felipe VI. hatte seine
       Vermögensaufstellung nicht an alle im Parlament vertretenen Parteien
       verschickt, sondern nur an die, die er für verfassungstreu – soll heißen
       königstreu – hält, wie etwa die regierende sozialistische PSOE, die
       konservative Partido Popular, die [3][rechtsextreme VOX] und die
       rechtsliberale Ciudadanos.
       
       Kräfte, die wie ERC für eine Republik statt einer Monarchie eintreten,
       erhielten keine Kopie der Vermögensaufstellung Felipes. Die
       linksalternative Unidas Podemos wurde trotz ihrer prorepublikanischen
       Gesinnung benachrichtigt, allerdings nur, weil sie in der
       Regierungskoalition sitzt.
       
       Rufián fordert den König auf, die Mitglieder und Wähler der Parteien, die
       das Dokument nicht erhielten, „von der Zahlung seines Gehalts zu
       entbinden“. Das sei das Mindeste.
       
       27 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.dw.com/de/neue-steuer-enth%C3%BCllungen-%C3%BCber-altk%C3%B6nig-juan-carlos/a-56721385
   DIR [2] https://twitter.com/gabrielrufian
   DIR [3] /Rechtsextreme-Vox-nach-Regionalwahlen/!5840836
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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