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       # taz.de -- Zwangsräumungen in Berlin: Keine Ersatzwohnung gefunden
       
       > Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat die Zwangsräumung von zwei
       > Familien ausgesetzt. Doch abgesagt ist die Räumung damit nicht.
       
   IMG Bild: Kein Einzelfall: Regelmäßig gibt es Proteste gegen Zwangsräumungen in Berlin
       
       BERLIN taz | „Keine Zwangsräumung“ stand auf dem Transparent, hinter dem
       sich am Mittwochvormittag etwa 20 Personen vor einem Plattenbaublock in der
       Straße der Pariser Kommune in Friedrichshain versammelt hatten. Zwei
       Roma*familien sollten dort mit ihren Kindern zwangsgeräumt werden.
       Tatsächlich wurde die Räumungsaktion schon nach kurzer Zeit vom Bezirksamt
       abgesagt.
       
       Entsprechend erleichtert zeigten sich die Protestierenden. Auch
       Bewohner*innen der Habersaathstraße 40–48 in Mitte, die ebenfalls von
       Räumung bedroht sind und am Mittwoch ihre Solidarität zeigten, reagierten
       erfreut. „Dass Kinder und Jugendliche aus ihren Wohnungen geworfen werden
       sollen, das geht gar nicht“, sagte eine Teilnehmerin. Tatsächlich waren
       fehlende Ersatzwohnungen der Grund dafür, dass zwei Familien in der Straße
       der Pariser Kommune nun vorerst in ihren Wohnungen bleiben können.
       
       „Da keine passenden Unterkünfte gefunden werden konnten, wurde die Räumung
       auf meine Bitte von der Eigentümerin abgesagt“, erklärte der zuständige
       Stadtrat, Florian Schmidt (Grüne), gegenüber der taz. „Es besteht weiterhin
       der Bedarf, passende Unterkünfte für die beiden Familien zu finden.“
       
       ## Sozialplanverfahren nur für wenige
       
       Felix Baller vom Netzwerk Bare, Bündnis gegen Antiziganismus und für
       Roma*-Empowerment, in dem sich Roma* gemeinsam mit sozialen Trägern in
       Friedrichshain-Kreuzberg organisieren, hatte die erfolgreiche Mobilisierung
       am Mittwoch mit koordiniert. Gegenüber der taz bedauerte er, dass es
       lediglich eine Aussetzung und keine endgültige Absage der Räumung gab.
       
       Das Sozialplanverfahren, das der Bezirk mit der Vermieterin des
       Häuserblocks unter Beteiligung der Mieterberatung Asum ausgehandelt habe,
       greife nicht für alle Familien, kritisiert Baller. Nach [1][Kontowechseln
       und anderen Tricks der Vermieter*innen sei es zum Zahlungsrückstand]
       bei einigen Mieter*innen gekommen. Das habe dann zu den Räumungsurteilen
       geführt.
       
       „Hier wird in Kauf genommen, dass Mieter*innen aus einem unbefristeten
       Mietvertrag in die Wohnungslosigkeit rutschen. Die Bildungschancen der
       Kinder verringern sich, diese sind über Jugendsozialarbeit im Bezirk gut
       eingebunden“, moniert Felix Baller. Eigentlich wäre im Gegenteil ein
       Nachteilausgleich für die Roma* Familien, die in der deutschen
       Vergangenheit und immer noch großer Diskriminierung ausgesetzt sind,
       angemessen.
       
       27 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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