# taz.de -- Warnung vor weiterer Kriegseskalation: Offener Brief an Scholz polarisiert
> In der „Emma“ warnen Prominente aus Kultur und Medien den Kanzler vor
> einem Dritten Weltkrieg. Der Brief sorgt für eine Kontroverse.
IMG Bild: Der Adressat des offenen Briefs in der „Emma“: Bundeskanzler Olaf Scholz
Berlin taz | In einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
haben 26 Prominente aus dem Kultur- und Medienbetrieb vor einer weiteren
Eskalation des Ukrainekriegs gewarnt. Zu den Unterzeichnerinnen und
Unterzeichnern des am Freitag auf der Website der Zeitschrift Emma
veröffentlichten Dokuments gehören die Filmemacher Andreas Dresen und
Alexander Kluge, die Schriftsteller Martin Walser und Juli Zeh, der
Journalist Ranga Yogeshwar, Sozialpsychologe Harald Welzer, Strafrechtlerin
Elisa Hoven sowie Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer.
Die Prominenten begrüßen, dass der Bundeskanzler die Risiken einer weiteren
Kriegseskalation bisher [1][„so genau bedacht“ habe]. Sie hoffen
allerdings, dass sich Scholz auf seine „ursprüngliche Position“ besinne
„und nicht, weder direkt, noch indirekt, weitere Waffen an die Ukraine
liefern“ wird. Zwar teilen die Autorinnen und Autoren die Ansicht, dass
Russland Völkerrecht gebrochen habe und es eine „prinzipielle
politisch-moralische Pflicht“ gebe, vor Gewalt nicht ohne Gegenwehr
zurückzuweichen.
Allerdings gebe es Grenzen, wenn das Risiko eines atomaren Konflikts in
Kauf genommen werde und das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung zu groß
werde. Über Letzteres dürfe nicht alleine die ukrainische Regierung
entscheiden. Die Verantwortung für die Eskalationsgefahr gehe auch
diejenigen an, die dem Aggressor „sehenden Auges ein Motiv zu einem
gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern“.
„Die unter Druck stattfindende eskalierende Aufrüstung könnte der Beginn
einer weltweiten Rüstungsspirale mit katastrophalen Konsequenzen sein,
nicht zuletzt auch für die globale Gesundheit und den Klimawandel“, heißt
es in dem Brief. Es gelte, einen weltweiten Frieden anzustreben.
Im Netz sorgte der offene Brief für eine Kontroverse. Viele
Follower:innen auf [2][Twitter] und Instagram warfen den Unterzeichnern
Gutgläubigkeit und „Sofa-Pazifismus“ vor. So twitterte etwa der grüne
Europaabgeordnete Erik Marquardt: „Wer schreibt, dass der Widerstand gegen
den Angriffskrieg das Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung erzeugt,
aber in keinem Satz von Vergewaltigungen oder Butscha redet, steckt
entweder in einer Heile-Welt-Blase oder hat nicht ganz so erfolgreich
nachgedacht“. (epd, boe)
1 May 2022
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DIR [2] https://twitter.com/search?q=%23emma&src=typed_query
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