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       # taz.de -- „Polizeiruf 110“ aus München: Famoses Spiel
       
       > Trotz eines erneuten toten Mädchens ist dieser Krimi ganz großes Kino.
       > Vom diesem Ermittler-Duo möchte man in Zukunft mehr sehen.
       
   IMG Bild: Kommissarin Eyckhoff (Verena Altenberger, r.) befragt Stefanie Reither (Zoë Valks)
       
       Zwei Mädchen, die sich ähnlich sehen. Beide trainieren in der Eislaufhalle,
       beide steigen in weiße Lieferwagen. Beide verschwinden. Bis Karo nun wieder
       auftaucht, in Plastikfolie gewickelt, in einer Grube, Herbstlaub drumherum;
       die andere, Anne, bleibt verschwunden. Jahre liegen dazwischen. Damals
       ermittelte Bessie Eyckhoff (Verena Altenberger) – und jetzt auch wieder.
       
       Der neue [1][Münchner „Polizeiruf 110“] „Das Licht, das die Toten sehen“,
       ist die fünfte Folge mit der Kriminaloberkommissarin. Sie bekommt für den
       aktuellen Fall einen Kollegen an die Seite, Dennis Eden ([2][Stephan
       Zinner]), sie haben früher auf einem Stadtrevier schon mal
       zusammengearbeitet.
       
       Als klar wird, dass ausgerechnet Annes Mutter noch in der Eishalle mit Karo
       geredet hat, beginnt sich der Fall zu drehen, hin zu Anne; Karos Tod
       rutscht fast ins Randgebiet. Und so gehen nach der Hälfte des Films erst
       eine, dann zwei neue Türen auf, dass sogar die Staatsanwältin irgendwann
       sagt: „Das ist ja absurd.“ Spoiler: Klappt trotzdem.
       
       Da ist Annes Mutter, die ihre Tochter geprügelt haben soll, der Vater hatte
       damals Anzeige erstattet, sie sind längst getrennt, die Mutter betrinkt
       sich abends in Kamelhaarmantel und Pumps an der Tanke. Und dann sind da
       eine junge Frau (Zoë Valks), ein junger Mann, sie hängen in der
       Eislaufhalle und in Parkhäusern rum, sie dealen, jede Aktion ein
       Arschlochmove. Irgendwann sitzen dann drei Menschen in drei Verhörräumen.
       
       ## Ein Rätsel bleibt
       
       Vielleicht sollte man vorschlagen, dass die Kombo dieses Films genau so
       weitermacht: Altenberger und Zinner, Sebastian Brauneis und Roderick Warich
       als Autoren, Philipos Tsitos als Regisseur. Die Texte, die die Ermittelnden
       und alle anderen zu sagen bekommen, sind so ungekünstelt, dass es eine
       wahre Freude ist. Die Autoren sorgen obendrein dafür, dass Eyckhoff in
       Tonfall und Handeln als Figur immer wiedererkennbarer wird.
       
       Dass das alles gelingt, liegt zum einen am famosen Spiel von Altenberger,
       Zinner und Valks. Und zum anderen an der Art und Weise, wie Tsitsos –
       unterstützt vom hervorragenden Schnitt von Dimitris Peponis – diese
       Geschichte inszeniert: Wer wann spricht, was dabei zu sehen ist, wann kein
       Wort fällt und dennoch Denkprozesse sichtbar werden, das ist wirklich
       großes Kino. Auch wenn dies schon wieder ein TV-Krimi mit toten Mädchen
       ist. Nur wieso eine Eislaufhalle der absolut heiße Scheiß sein soll, das
       bleibt dann doch ein Rätsel.
       
       15 May 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anne Haeming
       
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