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       # taz.de -- Die Kunst der Woche für Berlin: Inmitten der Landschaft
       
       > Die Schau „Environmental Abstraction“ in der Laura Mars Gallery zeigt
       > sieben Positionen, die zu einer neuen Bildsprache für unsere Umgebung
       > finden.
       
   IMG Bild: In der Laura Mars Gallery zu sehen: DAG, „Macao“ (Ausschnitt), 2022, acrylic on canvas, 80 x 80 cm
       
       Wuchs da ein Baumstamm in ein Schwimmbad hinein oder haben sich die
       gekachelten Bruchstücke in die Natur geschlichen, um auch mal ein bisschen
       Luft zu atmen? Die Skulpturen von Bram Braam, die derzeit in der
       Gruppenausstellung „Environmental Abstraction“ in der [1][Laura Mars
       Gallery] in Schöneberg auf ihren Sockeln sitzen, könnten auch direkt von
       den Wänden über dem Waschbecken in einem leer stehenden Technoclub herab
       geschwebt sein, mit ihren abgekratzten Stickerresten und den leuchtenden
       Neonfarben.
       
       Einen Raum weiter ändert Bram Braams Arbeit „Surface matters“ die Stimmung:
       Der dunkle Holzbalken auf Plexiglas zeigt feine Spuren der Abnutzung und
       plötzlich steht man vor ihr wie unter freiem Himmel und schaut auf ein
       Sternenbild. Ganz sachte spiegelt sie wieder, dass wir nur ein ganz kleiner
       Teil des Kosmos sind.
       
       Die Schau, die ihren Auftakt letztes Jahr in der Galerie Roger Katwijk in
       Amsterdam hatte und voraussichtlich an weitere Orte wandern wird, wurde in
       Berlin ergänzt: Für Wandarbeiten wie „I remember birds and stones #03“ hat
       Astrid Busch, die ihre Fotoarbeiten häufig auf Papier bzw. Stoff aufträgt
       oder direkt auf Ausstellungswände aufzieht, diesmal mit einer dünnen
       Schicht Aluminium als Bildträger gearbeitet.
       
       Buschs Werke, die hier hoch oben im Raum fast unter der Decke hängen,
       halten die Schwebe zwischen Fotografie und Skulptur. Behutsam mit den
       Händen in dreidimensionale Form gedrückt, geben sie den architektonischen
       Fragmenten und Schichten, die sie im urbanen Raum, [2][in Hafenstädten]
       oder in alten Fabriken fotografiert, eine weitere Ebene von Faltenwurf
       hinzu.
       
       ## Schwebegrad und Staumauern
       
       Die Schwebe halten – zwischen Ungegenständlichkeit, Abstraktion und
       deutlicher Referenz zu Umwelten – das ist das Oberthema der hier
       versammelten Positionen. Neben Bram Braam und Astrid Busch, sind Isabelle
       Borges, DAG, Karsten Konrad, Katleen Vinck und Martijn Schuppers mit
       Arbeiten in der Ausstellung vertreten. Mal wird hier die Umgebung
       malerisch-grafisch verarbeitet wie bei Isabelle Borges und DAG, mal stapelt
       sie sich alltagsgegenständlich in den Raum wie bei Karsten Konrad. Und mal
       erscheint eine Aufnahme, die irgendwo auf der Erde entstanden ist,
       ausgesprochen mondkraterhaft – so wie das Martijn Schuppers gelingt.
       
       Katleen Vincks grau-grüne Skulpturen aus Acrylharz, PU, Zement, Holz und
       Farbe feiern in der Ausstellung eine beindruckende Berlin-Premiere. Oft
       bewegen sich ihre scheinbar tonnenschweren Objekte, [3][die an
       Raumstationen und Staumaurern erinnern], auf filigranen Beinen. Die
       Arbeiten, die hier auf Sockeln sitzen und an der Wand hängen, sind gerade
       mal einen halben Meter breit, in ihrer Wirkung aber entfesseln sie den
       Eindruck architektonischer Bauten inmitten verlassener Landschaften, ohne
       dass überhaupt ein einziger Grashalm zu sehen ist.
       
       21 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://lauramars.de/display/index.html
   DIR [2] /Versunken-in-Raum-Zeit-Falten-Astrid-Buschs-stroemende-Bildinstallation/!5633188/
   DIR [3] https://katleenvinck.be/work/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Noemi Molitor
       
       ## TAGS
       
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