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       # taz.de -- Am Zwischenlager soll gebaut werden: Asse-Betreiber kauft Grundstücke
       
       > In direkter Nähe des niedersächsischen Bergwerks sollen neue Atomanlagen
       > entstehen. Das sei der dritte Schritt vor dem ersten, kritisieren
       > Bürgerinitiativen.
       
   IMG Bild: In der Schachtanlage Asse
       
       Göttingen taz | Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Betreiberin
       [1][des unterirdischen Atommülllagers Asse im niedersächsischen Kreis
       Wolfenbüttel], hat jetzt weitere Grundstücke in unmittelbarer Nähe des
       Bergwerks gekauft. Auf den Flächen will sie neue Atomanlagen errichten –
       ein Zwischenlager und eine sogenannte Abfallbehandlungsanlage. Diese
       Anlagen seien für die spätere Bergung der rund 126.000 Fässer aus den
       unterirdischen Kammern des Bergwerks notwendig, erklärt die BGE.
       
       [2][In das frühere Salzbergwerk Asse 2] wurden zwischen 1967 und 1978 rund
       126.000 Fässer mit radioaktiven und chemischen Abfällen gebracht. Teilweise
       kippten Radlader die Behälter einfach in die alten Abbaukammern. Weil die
       ganze Grube instabil ist und voll Wasser zu laufen droht, sollen die
       Behälter geborgen und an die Oberfläche geholt werden. Die Nachbarschächte
       Asse 1 und Asse 3 waren schon früher vollgelaufen und aufgegeben worden.
       Nach den Planungen der BGE könnte die Bergung der Abfälle 2033 starten.
       Bislang hat das bundeseigene Unternehmen dafür aber noch keinen
       Genehmigungsantrag gestellt. Aus der Sicht von Bürgerinitiativen macht die
       BGE mit dem Grundstückskauf denn auch den dritten Schritt vor dem ersten.
       
       Sie müsse zunächst und unverzüglich bei den zuständigen Behörden die
       Genehmigung der Rückholung des Atommülls beantragen, so der
       Asse-II-Koordinationskreis, in dem mehrere Initiativen aus der Region
       zusammenarbeiten. Anträge für andere Baumaßnahmen an der Asse müssten bis
       zur Genehmigung der Rückholung zurückgestellt werden. Der
       Koordinationskreis verlangt weiter, dass nach der Rückholungsgenehmigung
       umgehend der Bau des neuen Schachtes Asse 5 beginnen müsse – über diesen
       neuen Schacht sollen die Fässer mit radioaktiven Abfällen an die Oberfläche
       geholt werden. Für die Errichtung weiterer Atomanlagen dürfe es hingegen
       vorerst keine Erlaubnis geben. Vielmehr müsse die Zeit genutzt werden, um
       für die Zwischenlagerung andere Standorte mit mindestens vier Kilometern
       Entfernung zur Wohnbebauung zu prüfen.
       
       Um den Standort für ein Zwischenlager, in dem die Asse-Abfälle bis zu einer
       späteren Endlagerung aufbewahrt werden sollen, gibt es seit Jahren heftigen
       Streit. Während die BGE das Lager in der Nähe des Bergwerks bauen will, um
       längere Transportwege zu vermeiden, sprechen sich Anwohner und
       Anti-Atom-Gruppen dafür aus, auch weiter entfernte Standorte unter die Lupe
       zu nehmen. Das von der BGE favorisierte Areal liege zu nah etwa an dem Ort
       Remlingen, nur rund 1,5 Kilometer. Was für den Schutz vor dem Coronavirus
       gelte, gelte auch für den Schutz vor radioaktiven Belastungen: „Abstand
       halten.“ Offiziell ist über den Standort noch nicht entschieden.
       
       ## Der dauerhafte Verbleib der Abfälle ist ungeklärt
       
       Die jetzt getätigten Landkäufe hätten auf die Planung des Zwischenlagers
       keine Auswirkungen, behauptet die BGE. Der Koordinierungskreis mutmaßt
       hingegen, dass die Anlagen „möglicherweise ganz anderen Zwecken dienen
       werden als der dringend notwendigen Rückholung“.
       
       Doch solchen Befürchtungen, dass in ein Zwischenlager an der Asse auch
       radioaktive Abfälle anderer Herkunft eingebunkert werden könnten, tritt die
       BGE entgegen. Dort würden ausschließlich die aus dem Bergwerk geborgenen
       Fässer eingelagert, versichert BGE-Chef Stefan Studt: „Ich betone noch
       einmal, dass in ein Zwischenlager an der Asse ausschließlich die
       zurückgeholten Abfälle aus der Schachtanlage Asse II eingelagert werden.
       Das werden wir auch rechtlich absichern.“
       
       Neben dem Standort für das Zwischenlager ist auch der dauerhafte Verbleib
       der Asse-Abfälle ungeklärt. Das frühere Eisenerzbergwerk Schacht Konrad in
       Salzgitter, das zurzeit zum Bundesendlager für schwach- und
       mittelradioaktive Abfälle ausgebaut und von Atomkraftgegnern heftig
       bekämpft wird, kann den strahlenden Schrott aus der Asse schon aus
       Platzgründen nicht aufnehmen.
       
       18 May 2022
       
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