# taz.de -- Inklusion an Berliner Schulen: Immer noch eine exklusive Sache
> Ein Berliner Bündnis fürchtet Mittelkürzungen im Haushalt. Am Donnerstag
> ist eine Protestkundgebung vor der Bildungsverwaltung geplant.
IMG Bild: Viele Schulen in Berlin sind nicht barrierefrei
Berlin taz | Ein breites Bündnis aus Eltern, Verbänden und der Politik
kritisiert die Umsetzung der Inklusion an den Berliner Schulen und
befürchtet weitere [1][Einschnitte in den laufenden
Haushaltsverhandlungen]. In einem offenen Brief an die Senatsverwaltung für
Bildung sprechen die Initiator*innen, darunter auch der
Landeselternausschuss und die Landesarbeitsgemeinschaft Schule der Berliner
Linken, von einem „dringenden und vor allem zeitnahen Gesprächs- und
Aufklärungsbedarf“.
In dem Protestbrief bezieht sich das [2][Berliner Bündnis für schulische
Inklusion] am Dienstag unter anderem auf eine Antwort der Verwaltung auf
eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Franziska Brychy, die
sich nach dem Versorgungsgrad mit Lehrkräften an den Berliner Schulen
erkundigt hatte. Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty sieht darin in
Zukunft keinen personellen Mehrbedarf für die Inklusion, die sei in Berlin
„für die Grundstufe bereits vollständig umgesetzt“.
Das ist vielleicht nur etwas flüchtig formuliert in der Antwort des
Staatssekretärs – denn tatsächlich wähnt sich die rot-grün-rote
Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag in puncto Inklusion durchaus
noch nicht am Ziel: Da sollen zum Beispiel die Ausbildungskapazitäten für
Unterrichtshilfen und Schulassistenzen erweitert werden; mehr
Schulpsycholog*innen soll es auch geben.
Doch genau da sieht das Bündnis nun dringend Handlungsbedarf. Nicht
aufzufinden im Haushaltsentwurf für die Jahre 2022/23, der derzeit im
Parlament beraten wird, sei zum Beispiel das Sonderprogramm „Beste
(Lehrkräfte-)Bildung“, sagt Anne Lautsch vom Inklusions-Bündnis.
## Finanzierungslücke für 2022/23?
Stimmt nicht, widerspricht ein Sprecher der Bildungsverwaltung: Die Mittel
würden „nicht gesondert abgebildet“, weil sie Teil der „Regelfinanzierung
in den kommenden Hochschulverträgen“ sein sollen: „Die Maßnahmen des
Sonderprogramms werden also fortgesetzt.“ Allerdings, darauf weist wiederum
die Bürger*inneninitiative „Schule muss anders“ hin, werden die
neuen Hochschulverträge erst ab 2024 in Kraft treten. „Es gibt also eine
Finanzierungslücke für dieses und das kommende Jahr“, sagt
Initiativensprecher Philipp Dehne.
Den Etat für pädagogische Unterrichtshilfen von knapp 1,3 Millionen Euro
für 2022/23 nehme man zwar zur Kenntnis, sagt Maike Dieckmann vom
Inklusions-Bündnis. Allerdings löse das alleine nicht das massive
grundsätzliche Personalproblem an den Schulen.
Ihrer Erfahrung nach scheitere die Inklusion in der Praxis vor allem daran,
dass die Schulen weder Personal noch Räume hätten, um für Kinder mit
besonderem Förderbedarf – zum Beispiel Autismus – kleinere Klassen möglich
zu machen.
„Also wählen dann viele Eltern doch wieder die Förderschule für ihr Kind,
weil sie alles andere ihrem Kind nicht zumuten wollen“, sagt Dieckmann.
Laut dem Bündnis gebe es davon in Berlin 60 Standorte. „Obwohl es
inzwischen das Recht auf eine wohnortnahe Regelschule für jedes Kind gibt“,
betont Dieckmann. Auch der Denkmalschutz sei bei vielen Schulen eine Hürde
– in vielen alten Schulgebäuden dürften etwa keine Aufzüge nachträglich
eingebaut werden.
Am Donnerstag plant das Bündnis aus Anlass des Europäischen Protesttags zur
Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai am Nachmittag ab 14
Uhr eine [3][Protestaktion vor der Senatsbildungsverwaltung am
Alexanderplatz.]
4 May 2022
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## AUTOREN
DIR Anna Klöpper
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