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       # taz.de -- Rücktritt des deutschen WWF-Chefs: Bett oder Büro?
       
       > Die Affäre um den deutschen WWF-Chef zeigt, dass es an der Durchsetzung
       > von Transparenz hapert. Nötig ist ein besserer Schutz von Whistleblowern.
       
   IMG Bild: Soll eine Affäre mit der WWF-Finanzchefin gehabt haben: Eberhard Brandes
       
       Dass der WWF jeden geschützten Zwergschimpansen ausführlicher kommuniziert
       als den Abgang seines langjährigen Chefs, ist bemerkenswert. Am Freitag kam
       die kurze Pressemitteilung: [1][Eberhard Brandes, der Geschäftsführende
       Vorstand des WWF Deutschland, gibt seinen Posten ab]. Warum, stand da
       nicht. Dabei dürfte sein Abgang nicht ganz freiwillig gewesen sein.
       
       Die taz hatte [2][schwere Vorwürfe gegen Brandes enthüllt]: Er soll eine
       Affäre mit der Finanzchefin gehabt haben, ohne das im WWF offenzulegen. Das
       hätte er nach internen Richtlinien wohl aber tun müssen. Denn es geht dabei
       nicht um seine Privatangelegenheit. Es geht um mögliche
       Interessenkonflikte und Verstöße gegen Compliance-Regeln: Ob wichtige
       Entscheidungen für den WWF zum Beispiel eher im Bett als im Büro getroffen
       worden sind.
       
       Es geht um Transparenz, die unerlässlich ist für Organisationen, die von
       Spenden abhängen. Denn Transparenz schafft Vertrauen, Vertrauen bringt
       Spenden ein. Nach außen bemüht sich der WWF um Transparenz, seit er einige
       Skandale überstanden hatte. Aber nach allem, was die taz-Recherchen ans
       Licht gebracht haben, ist es beim deutschen WWF um Transparenz nicht gut
       bestellt.
       
       Ausgerechnet die Frau, die versucht hat, die möglichen Interessenkonflikte
       in der Führungsetage aufzuklären, ist dafür gegängelt worden. Ihre
       Anonymität als Whistleblowerin sei nicht gewahrt worden, sie sei unter
       Druck gesetzt worden, ihr sei mit Kündigung gedroht worden. So hat sie es
       in Protokollen und in einer Gerichtsverhandlung angegeben. Wer so etwas
       erlebt, wird sich beim nächsten Missstand gut überlegen, ob er ihn meldet.
       
       Um Whistleblower besser zu schützen, hat die EU schon vor Langem eine
       Richtlinie erarbeitet. Die sollten die Mitgliedsländer bis Ende 2021 in
       geltendes Recht umsetzen. Nur hat Deutschland das bis heute nicht getan.
       Vor wenigen Wochen hat nun FDP-Justizminister Marco Buschmann einen Entwurf
       für ein Gesetz vorgelegt. Das mag noch nicht vollkommen sein. Aber der Fall
       des WWF zeigt, wie dringend es benötigt wird.
       
       23 May 2022
       
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