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       # taz.de -- Coronawelle im kommenden Herbst: Ein Plan für Kinder und Jugendliche
       
       > Im Herbst steigen voraussichtlich die Infektionszahlen. Der Präsident der
       > Bundesärztekammer mahnt, junge Menschen dann stärker zu berücksichtigen.
       
   IMG Bild: In der Kita treffen Kinder auf andere Kinder – wichtig für soziales Lernen
       
       Berlin taz | Während der Pandemie mussten die Schulen in Deutschland über
       Wochen hinweg schließen. Auch auf öffentlichen Plätzen durften sich Kinder
       und Jugendliche anfangs nicht mehr aufhalten. Wenn sie zum [1][Beispiel in
       Leipzig Fußball] spielten oder sich im Park trafen, wurden sie teils von
       der Polizei gejagt und mussten mit Strafen rechnen. Hinzu kam dann noch die
       Isolation – mit anderen treffen war tabu.
       
       Viele Studien belegen mittlerweile, dass die Infektionsschutzmaßnahmen
       soziale und [2][psychische Folgen für Kinder und Jugendliche] in
       Deutschland hatten. Der Deutsche Ärztetag will bei seinem Treffen ab
       Dienstag in Bremen schwerpunktmäßig erörtern, wie sich die
       Covid-19-Pandemie auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirkt.
       Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte bereits im
       Vorfeld gegenüber der Deutschen Presseagentur, es brauche rechtzeitig Pläne
       für den Herbst.
       
       Die Bundes- und Länderregierungen sollten spätestens bei der
       [3][Ministerpräsident*innenkonferenz] am 2. Juni über eine
       Coronastrategie beraten, die Schulen und Kindertagesstätten einen sicheren
       Betrieb ermögliche. [4][Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach] hatte in
       der vergangenen Woche angekündigt, zeitnah seinen Coronaplan für den Herbst
       vorzustellen. Bisher stimme er sich noch mit dem Kanzleramt über die zweite
       Jahreshälfte ab.
       
       In den vergangenen Wochen betonte der Gesundheitsminister immer wieder, die
       Pandemie sei noch nicht vorbei, eine erneute Omikron-Welle im Herbst
       wahrscheinlich und auch, dass eine Delta-Variante zurückkehre, nicht
       unmöglich. Er kündigte bisher an, verschiedene Impfstoffe zu beschaffen.
       Laut einem Bericht des Handelsblatts plant das
       Bundesgesundheitsministerium, [5][830 Millionen Euro für Impfdosen]
       auszugeben. Mit einer breiten Auswahl wolle Lauterbach auf alle
       Eventualitäten im Herbst vorbereitet sein.
       
       ## Impfkampagne bisher „halbherzig und uninspiriert“
       
       Am Samstagabend verwies Lauterbach auf eine Studie zum Corona-Medikament
       Paxlovid. Sie hatte gezeigt, dass das Medikament den Krankheitsverlauf
       vieler Menschen während der Omikron-Welle in Hongkong zwischen Februar und
       April abmilderte. Lauterbach nannte die Studienergebnisse eine gute
       Nachricht: „Paxlovid, davon haben wir sehr viel für den Herbst gekauft,
       senkt die Sterblichkeit von Covid im Praxiseinsatz deutlich.“
       
       Ärztepräsident Klaus Reinhardt bringt auch eine weitere „mutige,
       multimediale“ Impfkampagne ins Gespräch. Die bisherige Impfkampagne, welche
       laut [6][Tagesspiegel etwa 38 Millionen Euro] kostete, sei „halbherzig und
       uninspiriert“ gewesen. Aber eine möglichst hohe Impfquote sei essenziell
       für eine wirksame Impfquote. Ärztepräsident Reinhardt betont aber:
       „Corona-Infektionen verlaufen bei jungen Menschen fast immer sehr mild.“
       Daher sollten eher die Kollateralschäden der Maßnahmen gegen die Pandemie
       im Fokus stehen.
       
       Einen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen
       während der Pandemie hatte nach der derzeitigen Studienlage die soziale
       Situation. Die Höhe des Einkommens der Eltern, die Größe der Wohnfläche
       oder partnerschaftliche Konflikte zwischen den Erziehenden spielten eine
       Rolle.
       
       Eine bundesweite Studie des Uni-Klinikums Hamburg-Eppendorf befragte mehr
       als 1.100 Kinder und Jugendliche zu mehreren Zeitpunkten in der Pandemie zu
       ihrer psychischen Gesundheit. Sie ergab, dass sich die psychische Situation
       besserte, wenn Freizeitangebote und Schulen wieder zugänglich waren.
       
       Bei der Befragung im Spätsommer 2021 hatten, verglichen mit den ersten
       Monaten der Pandemie, weniger Kinder und Jugendliche mit depressiven
       Symptomen oder Ängstlichkeit zu kämpfen. Allerdings lagen psychische
       Auffälligkeiten 10 Prozentpunkte höher als bei Studien vor den ersten
       Maßnahmen.
       
       22 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://kreuzer-leipzig.de/2020/05/05/die-polizei-corona-und-die-jugendlichen-an-der-eisenbahnstrasse-in-leipzig
   DIR [2] /Psychische-Folgen-von-Corona/!5812839
   DIR [3] /Ministerpraesidentenkonferenz-zu-Corona/!5821577
   DIR [4] /Ende-der-Corona-Quarantaene/!5843418
   DIR [5] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/corona-pandemie-830-millionen-euro-fuer-impfungen-so-viel-geld-steckt-lauterbach-noch-in-die-pandemie-bekaempfung/28349684.html
   DIR [6] https://www.tagesspiegel.de/politik/bundesgesundheitsministerium-stellt-klar-impfkampagne-hat-gar-nicht-60-millionen-euro-gekostet/28078144.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
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