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       # taz.de -- Relegation im Fußball: Was wollt Ihr woanders?
       
       > Vier Traditionsklubs kabbeln sich derzeit um Aufstieg und Nichtabstieg.
       > Besser wäre es, wenn die Vereine alle in der zweiten Liga spielten.
       
   IMG Bild: Wer muss raus, wer darf bleiben, wer darf rein, wer nicht? Die Relegationsspiele sind ein Hingucker
       
       Zuerst ist die Relegation, wenn man den Duden fragt, die „Verweisung von
       der (Hoch)schule“. Und vom lateinischen Wortursprung her beschreibt der
       Begriff die vergleichsweise leichte Strafe einer Verbannung im Römischen
       Reich.
       
       Darum geht es also, wenn am Montag und Dienstag vier Klubs, die früher alle
       einmal Eliteinstitutionen des Fußballreichs angehörten, gegeneinander
       antreten: Wer muss raus, wer darf bleiben, wer darf rein, wer nicht?
       [1][Hamburger SV vs. Hertha BSC], Dynamo Dresden vs. 1. FC Kaiserslautern.
       
       Wenn es bei Hin- und Rückspiel zwar um Verweisung oder Verbannung geht,
       gleichwohl all diese Strafmaßnahmen nur als relativ milde Sanktionen zu
       verstehen sind, dann sollten die zuständigen DFB- und DFL-Einrichtungen
       endlich auf eine Ligareform drängen, die da lautet: Ihr vier gehört alle in
       die zweite Liga!
       
       Nicht nur, dass die zweite Liga sich unter den Gesichtspunkten des
       sportlichen Wettbewerbs als die stärkste hiesige Division etabliert hat –
       ein historischer Erfolg, der nicht zuletzt durch das jahrelange Verbleiben
       des HSV in dieser Spielklasse ermöglicht wurde (dafür ein herzliches
       Dankeschön!) und der aktuell durch den Aufstieg der ähnlich strukturierten
       Vereine [2][Werder Bremen] und [3][Schalke 04] gefährdet ist.
       
       Auch dass die zweite Liga in den vergangenen Jahren ein Auffangbecken für
       sogenannte Traditionsvereine geworden ist, die nicht mehr so recht zu einer
       von RB, Bayer, Bayern, TSG oder VW geprägten Leistungsschau passen mögen,
       ist ein Aspekt, der auf eine bessere Zugehörigkeit der vier zu
       relegierenden Klubs in die zweite Liga verweist.
       
       ## Magath, Rehhagel und die fehlende Moderne
       
       Die erste Bundesliga hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Aus dem,
       was im Sportjournalismus gerne Oberhaus genannt wird, wurde ein gespaltenes
       Unternehmen: Für die einen ist es ein Sprungbrett in europäische
       Dimensionen, in die Champions League, für deren Erreichen man gar kein
       nationaler Champion mehr zu sein braucht. Für die anderen bietet die
       Bundesliga die Möglichkeit, die Lücken zu schließen, die die reichen Klubs
       mit ihrer Fixierung auf die Champions League gerissen haben. Freiburg,
       Mainz und viele andere nutzen dies.
       
       HSV, Hertha, FCK und Dynamo haben alle ihre Meriten im gehobenen Fußball:
       Einer war DDR-Meister, einer Reichsmeister, zwei von ihnen BRD-Meister, und
       von diesen beiden Klubs war sogar einer schon Meister im wiedervereinigten
       Deutschland. (Letzterer, der FCK, stürzte entsprechend am tiefsten ab.)
       
       Zugleich ist aber die Gegenwart all dieser vier Vereine weit weg von den
       Anforderungen des zeitgenössischen Fußballs, wie er prototypisch von
       modernen, gut ausgebildeten und auf der Höhe der technischen Standards
       stehenden Trainern gelehrt wird. Alle vier Relegationsklubs, ob sie
       Aufstiegsambitionen verfolgten oder sich im Laufe der Saison genötigt
       sahen, die für den Abstiegskampf nötigen Maßnahmen zu ergreifen, haben ein
       bemerkenswertes Trainergeschiebe hingelegt.
       
       Es dürfte kein Zufall sein, dass der einzige der vier Vereine, der sich bis
       zum heutigen Tage in der höchsten Spielklasse aufhalten durfte,
       Noch-Bundesligist Hertha BSC, mit Felix Magath einen Fußballlehrer
       verpflichtet hatte, dem von Medizinbällen, Diktatur über Quälix alles
       mögliche nachgesagt wird, aber nichts mit dem Begriff Zukunft.
       
       In die bislang letzte Hertha-Relegation war Hertha BSC 2012 mit dem
       Chefübungsleiter Otto Rehhagel gegangen. Geschichte wiederholt sich
       bekanntlich schon mal als Farce, und die Relegation bekam ihren Wortsinn:
       Der Berliner Klub erhielt seinen Verweis von der Eliteeinrichtung.
       
       Wer muss raus, wer darf bleiben, wer darf rein, wer nicht?
       
       23 May 2022
       
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