# taz.de -- „Lebenslänglich“ für russischen Soldaten: Mit den Waffen des Rechts
> Das Urteil gegen einen Soldaten wegen Kriegsverbrechen ist kein billiges
> ukrainisches Manöver. Auch in Russland könnte es etwas in Bewegung
> bringen.
IMG Bild: Von ukrainischem Gericht verurteilt: der 21-jährige russische Soldat Wadim Schischimarin
Lebenslange Haft – so lautet [1][das Urteil eines ukrainischen Gerichts
gegen einen russischen Soldaten] wegen eines Kriegsverbrechens. Mit diesem
Verfahren bekommen menschliche Abgründe und Tragödien, die seit drei
Monaten den Kriegsalltag prägen und ihren Ausdruck meist nur in anonymen
Statistiken finden, reale Gesichter: Auf der einen Seite ein 62-jähriger
Zivilist, der, zur falschen Zeit am falschen Ort, kaltblütig erschossen
wurde. Auf der anderen Seite ein geständiger 21-Jähriger, der, offenbar aus
Angst, an die Ukrainer verraten und wegen Befehlsverweigerung zur
Rechenschaft gezogen zu werden, zum äußersten Mittel griff.
Die Frage ist, ob von diesem Prozess eine Art Signalwirkung ausgehen
könnte. Mehrere Aspekte verdienen Beachtung: So hat der Anwalt des
Verurteilten angekündigt, in Berufung zu gehen. Unabhängig davon, wie der
Gang vor die nächsthöhere Instanz ausgeht, lässt dieses Prozedere darauf
schließen, dass dieser Prozess rechtsstaatlichen Kriterien folgt und die
Rechte des Angeklagten gewahrt werden.
Das dürfte all diejenigen Lügen strafen, die in dem Verfahren ein billiges
Manöver sehen – getreu dem Motto: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt
man laufen. Dazu passt auch die Einlassung der Witwe des Opfers, die, nach
dem Strafmaß gefragt, auch einen Austausch des Täters gegen die gefangenen
ukrainischen Soldaten aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol nennt.
Rachegelüste sehen anders aus.
Auch in der russischen Öffentlichkeit könnte der Prozess, den selbst
staatliche Medien vermelden, etwas in Bewegung bringen: So sieht sie also
aus, die „Spezialoperation“ – ein grausamer Krieg, der so nicht genannt
werden darf. Soldaten, auch wenn sie am untersten Ende der Befehlskette
agieren, werden für ihr Tun zur Verantwortung gezogen.
Aufhorchen lässt ein Statement des [2][Kremlsprechers Dimitri Peskow], das
Schicksal eines jeden russischen Staatsbürgers sei von Bedeutung.
Tatsächlich? Angesichts des Umstandes, dass die untersten Chargen nur
verheizt werden, klingt das fast unglaublich.
23 May 2022
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## AUTOREN
DIR Barbara Oertel
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