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       # taz.de -- Streit um die Super League im Golfsport: Noch reicher werden mit den Saudis
       
       > Golfprofis geht es nun wahrlich nicht schlecht. Nun lockt Saudi-Arabien
       > die gepamperten Sportler mit ein paar Extra-Millionen.
       
   IMG Bild: Einlochen für die Saudis: Greg Norman beim Sportswashing
       
       Jede Woche sind die Golfprofis unterwegs, ohne Pause, weltweit. Die Kugel
       fliegt, der Dollar rollt, das Business brummt. Am vergangenen Wochenende
       war eines der vier Major Events: die PGA Championship. Da hätte beinahe der
       sehr unbekannte Mito Pereira gewonnen. Der Chilene führte nach drei Tagen
       mit drei Schlägen Vorsprung, kapitulierte aber dann vor seinen Nerven.
       Sieger Justin Thomas profitierte. Rekonvaleszent Tiger Woods hatte vor dem
       Finaltag aufgegeben, humpelnd unter Schmerzen. „Ich bin wund“, ließ er
       wissen.
       
       Den Mund wundgeredet hat sich die Profiwelt seit Monaten, denn eine
       veritable Spaltung droht. Eine Spaltung in altes Dasein mit den klassischen
       Verbänden und angedockten Großsponsoren wie Rolex & Co und in das neue: Mit
       der Saudi-League. Mehr als doppelt so viele Abermillionen als ohnehin
       üblich im finanzverseuchten Profigolf versprechen arabische Investoren an
       Preisgeldern, wenn man denn auf ihre neue LIV-Welttour mit 48
       handverlesenen Spielern wechseln möchte.
       
       Der nächste Fall also von [1][Sportswashing] der diktatorischen
       Rohstoffverbrennermafia, ähnlich wie beim Fußball mit der Katar-WM und den
       Plänen um eine auch arabisch alimentierte Super League statt der Champions
       League. Ein saudischer Staatsfonds als Geldgeber hat den früheren
       australischen Weltranglistenersten Greg Norman, 67, zum Ligachef erkoren,
       Spitzname „Der weiße Hai“.
       
       Der neue Finanzhai positioniert sich entsprechend: Die alte Tour wolle doch
       nur „ihr illegales Monopol auf einem eigentlich freien und offenen Markt
       aufrechterhalten“. Das sei „golfer-, fan- und wettbewerbsfeindlich. Aber
       egal, welche Hindernisse die PGA-Tour uns in den Weg legt, wir werden uns
       nicht aufhalten lassen.“
       
       Mitte Mai reagierten die illegalen Monopolisten der Professional Golfers’
       Association: Wer im Saudizirkus antritt, ist bei uns raus. Auffällig, dass
       vor allem Spieler im Frühwinter ihrer Karriere noch mal richtig absahnen
       wollen: etwa [2][Phil Mickelson], Sergio Garcia und Lee Westwood. Das erste
       Turnier ist schon im Juni nahe London, später will die Tour auf einen
       Privatplatz von Norman-Freund Donald Trump in Bedminster, das Finale um die
       Weltrekordbörse von 50 Millionen US-Dollar ist im Winter in Dschidda
       geplant.
       
       ## Holiday on Green
       
       Wer wirklich antritt, ist noch offen. Vielleicht muss man sich das Ganze
       wie beim Eiskunstlaufen als eine Art „Holiday on Ice“ vorstellen, die
       herumtingelnde Show für verdiente Olympiastars. Nur ohne Eis und Kufen in
       den saudischen Sandbunkern.
       
       Die Gier nach noch mehr Millionen kann im Normalverdiener-Subproletariat so
       richtig niemand nachvollziehen. Phil Mickelson etwa konnte in seiner langen
       Karriere geschätzt 350 Millionen US-Dollar anhäufeln. Ob er jetzt mit
       mehreren blattvergoldeten Privatjets gleichzeitig um den Erdball fliegen
       will? Mickelson hatte seine Teilnahme an der PGA Championship als
       Titelverteidiger kurzfristig abgesagt und seinerseits den Funktionären
       „widerwärtige Gier“ attestiert.
       
       Interesse an den LIV Series hat auch Martin Kaymer bekundet, der ist mit
       gerade mal 37 schon lange ein Ex-Star, nicht mal mehr unter den Top-200 der
       Weltrangliste und war auch bei der PGA Championship vorzeitig
       ausgeschieden. Andere distanzierten sich deutlich, etwa Justin Thomas und
       Masters-Champ Scottie Scheffler.
       
       Das pure Geldgolf also versus traditionsbesoffenes Golf. Im Juli finden die
       150. British Open statt, das älteste Turnier der Welt, im schottischen
       Royal & Ancient Golf Club St. Andrews, dem ältesten Club aller Clubs und
       ehrwürdiger Verbandssitz. Tradition verschmilzt mit Tradition – und
       Provokateur Greg Norman bat darum, als zweifacher Ex-Champion dem Turnier
       durch seine Teilnahme die Ehre erweisen zu dürfen. Die Veranstalter teilten
       ihm mit britischer Noblesse die Kriterien für die Serie der
       Qualifikationsturniere mit. Norman nannte das „rachsüchtig“ und mottete die
       Schläger wieder ein.
       
       27 May 2022
       
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