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       # taz.de -- Bündnis für Kunst in Tempelhof: Alle wollen die Halle
       
       > Das „Transformationsbündnis THF“ streitet für Atelierräume in den
       > Tempelhofer Hangars. Am Dienstagabend war schon mal symbolische
       > Schlüsselübergabe.
       
   IMG Bild: Französische Kunst in Berlin: Aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Berlin
       
       Feierliches Querflötengesäusel erklingt am Dienstagabend auf dem
       Tempelhofer Feld vor den Hangars 2 und 3: Mit der eigenwilligen
       musikalischen Untermalung inszeniert ein neues „Transformationsbündnis
       THF“ hier eine Art symbolische Schlüsselübergabe.
       
       Eine „Halle für Alle“ fordert das Bündnis, das sich aus freien
       Kulturschaffenden, Geflüchteteninitiativen und
       Nachhaltigkeitsakteur*innen zusammensetzt. Ein verkleideter Mensch
       mit Maske überreicht einen riesigen goldenen Schlüssel aus Pappmaché einer
       anderen Person, die das Land Berlin darstellen soll.
       
       Der Verkleidete mit der Maske, die eine gar nicht so nette Grimasse zieht,
       soll den Bonner Kulturmanager Walter Smerling darstellen – die Reizfigur
       schlechthin für das Bündnis. Smerling hatte die beiden [1][Hangars mietfrei
       vom damals noch rot-rot-grünen Senat zur Verfügung gestellt bekommen]. Das
       wiederum hatte zu einem kollektiven Aufschrei der alternativen Berliner
       Kunstszene geführt. Seit Jahren kämpfen viele Künstler*innen um knappe
       Atelierräume, die Gewerbemieten gerade in der Innenstadt sind für die
       meisten kaum noch erschwinglich.
       
       Die 10.000 Quadratmeter Fläche der beiden Hangars könnten mit staatlicher
       Förderung natürlich diesem Zweck dienen und vielen Menschen freien Raum für
       ihre Kreativität ermöglichen. Doch dass stattdessen einem Bonner Kunstmäzen
       die Halle mietfrei überlassen wurde und dann auch noch der Name „Kunsthalle
       Berlin“ eine freibenutzbare Fläche für die Berliner Künstler*innen
       suggerierte, brachte die freie Szene gegen sich auf.
       
       ## Stählerne Rippen
       
       Trotz Smerlings Versprechen, Berliner Kunst zu fördern, steht seit Beginn
       des Jahres in der „Kunsthalle“ eine Ausstellung des renommierten
       französischen Künstlers Bernar Venet. Seine massiven Skulpturen liegen und
       stehen verstreut in den Hangars, wie riesige stählerne Rippen.
       
       Mit dem Transformationsbündnis hat Smerling allerdings einen hartnäckigen
       Gegner – und sie wittern ihre Chance. Obwohl die Ausstellung von Venet zwei
       Jahre laufen sollte, endet sie nun bereits nach vier Monaten. Weitere
       Projekte seien nicht geplant, hatte eine Sprecherin der Kunsthalle gesagt.
       
       Mit ihrer „Halle für Alle“ fordert das Bündnis die Verwandlung der
       insgesamt 300.000 Quadratmeter des kompletten Flughafengebäudes in ein
       Zentrum für die Entwicklung der alternativen Kunstszene Berlins mit
       mietfreien Atelier- und Proberäumen. Auch Geflüchteten sollen hier Räume
       für kreative Projekte bekommen.
       
       Mit seiner „Halle für Alle“ will das Bündnis einen Ort schaffen, das den
       Berliner*innen und ihren sozialen und kreativen Bedürfnissen dient.
       Nicht zuletzt fallen mit dem geplanten [2][Umbau des RAW-Geländes in
       Friedrichshain] weitere Freiräume zumindest zum Teil weg. „Kunst braucht
       Raum!“, sagt das THF-Bündnis. Das ist wohl wahr.
       
       31 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neue-Kunsthalle-Berlin-in-der-Kritik/!5832721
   DIR [2] /Umbauplaene-fuer-RAW-Gelaende/!5833924
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antonia White
       
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