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       # taz.de -- Neue Regierung in Frankreich: Macron setzt auf Kontinuität
       
       > Der wiedergewählte Präsident Emmanuel Macron gibt seine neue Regierung
       > bekannt: Viele sind ihm verbunden, Überraschungen gibt es kaum.
       
   IMG Bild: Neue Regierungschefin Élisabeth Borne
       
       Paris taz | Nach wochenlangen Sondierungen steht die neue französische
       Regierung. Der [1][Ende April wiedergewählte Präsident Emmanuel Macron]
       setzt dabei auf Kontinuität: zwölf der 27 Minister:innen und
       Staatssekretär:innen bleiben im Kabinett. Dazu gehören Innenminister
       Gérald Darmanin und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, die ihre Posten
       behalten.
       
       Aufgewertet wird das Umweltressort, das in die Bereiche Umwelt und Energie
       aufgeteilt wird. Die Umwelt übernimmt die bisherige Ministerin für den
       öffentlichen Dienst, [2][Amélie de Montchalin], die als Technokratin gilt
       und kein ökologisches Profil hat. Die Energiepolitik verantwortet künftig
       die beigeordnete Ministerin im Wirtschaftsministerium, Agnès
       Pannier-Runacher. Beide Frauen unterstehen direkt der [3][neuen
       Regierungschefin Élisabeth Borne], die die Ökologie künftig zentral steuern
       soll.
       
       Neu im Kabinett ist die konservative Politikerin Catherine Colonna, die
       Außenministerin wird. Die 66-Jährige war bereits in den 1990er Jahren
       Sprecherin des konservativen Präsidenten Jacques Chirac und später
       Europa-Staatssekretärin.
       
       Nachfolger des zuletzt umstrittenen Bildungsministers Jean-Michel Blanquer
       wird der Historiker Pap Ndiaye, der derzeit das Pariser Einwanderungsmuseum
       leitet und als Spezialist für das Thema Rassismus gilt.
       
       ## Die Neuzugänge erfüllen nicht alle Erwartungen
       
       Ins Sozialministerium berief Macron mit [4][Damien Abad] einen prominenten
       Überläufer der konservativen Républicains. Abad hatte erst am Donnerstag
       sein Amt als Fraktionschef in der Nationalversammlung niedergelegt und
       seine Parteimitgliedschaft aufgekündigt. Vor der Stichwahl um das
       Präsidentenamt hatte er als einer der wenigen Konservativen offen zu einem
       Votum für Macron aufgerufen.
       
       Trotz der Neuzugänge erfüllt die neue Regierung nicht die Erwartungen, die
       Macron selbst geweckt hatte, als er nach seinem Wahlsieg gegen die
       Rechtspopulistin Marine Le Pen ankündigte, ein „neuer Präsident“ mit einer
       „neuen Methode“ zu werden. Bereits die Ernennung Bornes, die unter Macron
       drei verschiedene Ministerämter hatte, galt als Zeichen der Kontinuität.
       
       Die neuen Minister:innen sind zunächst bis zu den Parlamentswahlen in
       drei Wochen im Amt. Falls Macrons Partei Renaissance mit ihren Verbündeten
       eine Mehrheit in der neuen Nationalversammlung gewinnt, dürfte zumindest
       die Besetzung der Schlüsselministerien hinterher unverändert bleiben.
       Ersten Umfragen zufolge könnte Renaissance eine absolute Mehrheit der Sitze
       erobern.
       
       Die Regierungspartei steht allerdings unter starkem Druck des linksgrünen
       Bündnisses NUPES, zu dem sich Sozialisten, Kommunisten, Grüne und die
       Linksaußenpartei La France Insoumise (LFI) nach den Präsidentschaftswahlen
       zusammen geschlossen hatten. Der Wortführer der neuen Union, LFI-Chef
       Jean-Luc Mélenchon, will im Falle [5][eines als unwahrscheinlich geltenden
       NUPES-Wahlsieges] Premierminister werden. Er kritisierte die neue Regierung
       noch bevor die Kabinettsliste überhaupt bekannt war. Im
       Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er: „Die Devise des neuen Macron 2
       lautet: Von jetzt an ist alles wie früher. Und sogar schlechter, wenn
       möglich.“
       
       21 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nationalversammlung-in-Frankreich/!5850189
   DIR [2] https://twitter.com/ademontchalin?lang=de
   DIR [3] /Neue-Regierungschefin-in-Frankreich/!5855447
   DIR [4] https://www2.assemblee-nationale.fr/deputes/fiche/OMC_PA605036
   DIR [5] /Vor-den-Parlamentswahlen-in-Frankreich/!5847794
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christine Longin
       
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