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       # taz.de -- das portrait: Trainer Pedro Calles möchte in Oldenburg Gemeinsames erschaffen
       
   IMG Bild: Liebt joggen und radeln: Pedro Calles Foto: Axel Heimken/dpa
       
       Der dissonante Buzzer dröhnt durch die Arena. Es ist das Ende des Spiels
       und zugleich das Ende der Saison für die Towers. Der Basketballbundesligist
       aus Hamburg-Wilhelmsburg hat gerade die Erstrundenserie der Playoffs 0:3
       gegen Bonn verloren und damit auch seinen Trainer Pedro Calles (38).
       
       Dieser hatte bereits vor dem Beginn der Playoffs verkündet, dass er seinen
       auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird und den Verein verlässt.
       Zunächst schien ein Erstligaverein in Spanien die neue Adresse für Calles
       zu werden, bevor in der vergangenen Woche verschiedene Medien einen Wechsel
       zum Bundesligarivalen Oldenburg meldeten.
       
       Der in Córdoba im Süden Spaniens geborene und aufgewachsene Calles starte
       mit seiner Trainerkarriere nach einem Studium der Sportwissenschaften
       zunächst in der Dritten spanischen Basketballliga als Athletiktrainer,
       bevor er bei Plasencia ebenfalls in der Dritten Liga Assistenz- und dann
       Cheftrainer wurde. Calles gilt als sehr ehrgeizig, wobei er gesagt hat,
       dass er dennoch nicht in die weltbeste amerikanische Liga NBA möchte.
       
       Er will lieber „Beziehungen aufbauen und gemeinsam etwas schaffen“, sagt
       Calles wiederholt. Darin liegt für ihn die Schönheit des Teamsports. Um
       seine Ziele zu erreichen, ist er dabei höchst diszipliniert und lebt sehr
       enthaltsam. „Ich verbringe gerne Zeit mit mir selbst“, sagte er kürzlich in
       einem Interview mit spox: „Auch indem ich versuche, viel nachzudenken und
       mir und meinem Körper zuzuhören, anstatt mit Leuten zu sprechen.“
       
       Mit seiner Frau und seinen zwei jungen Kindern lebt er ein wenig außerhalb
       Hamburgs, geht viel joggen und fährt Fahrrad mit seinem Hund. Oldenburg
       wird ihm diesbezüglich gelegen kommen.
       
       ## Deutlich größeres Budget
       
       Bislang hatte Calles an jeder seiner Trainer-Stationen großen Erfolg. Von
       der Dritten spanischen Liga wechselte er in die Basketballbundesliga zu den
       Artland Dragons in Quakenbrück. Von dort wechselte er zu Rasta Vechta, mit
       denen er zweimal als Co-Trainer in die Bundesliga aufstieg und dort zum
       Cheftrainer avancierte. In seiner ersten Saison als Cheftrainer war das
       Team direkt so erfolgreich, dass ihn die anderen Bundesliga-Trainer zum
       Trainer des Jahres wählten.
       
       Im Sommer 2020 wechselte er dann zu den Hamburg Towers, die in ihrer
       Premierensaison in der Bundesliga fast abgestiegen wären, aufgrund der
       wegen der Coronapandemie ausgesetzten Abstiegsregel aber erstklassig
       blieben. In den zwei Saisons seither konnten die Hamburger zweimal die
       Play-offs erreichen, wobei sie auch letztes Jahr mit 0:3 in der ersten
       Runde ausschieden. In dieser Saison spielten sie sogar international und
       qualifizierten sich für das Achtelfinale des Euro-Cup.
       
       Ob die Erfolge der vergangenen zwei Jahre ohne Calles wiederholbar sind,
       bleibt abzuwarten. Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby wird mit der
       Nachfolgersuche und der Kaderplanung jedenfalls alle Hände voll zu tun
       haben. Insbesondere deshalb, weil mit dem Absprung von Hauptsponsor VTG und
       den finanziellen Schwierigkeiten, die die Coronapandemie bereitet hat,
       weniger Geld verfügbar ist. Darüber hinaus verlassen einige wichtige
       Spieler den Verein.
       
       Oldenburg hingegen bietet Calles ein deutlich größeres Budget und die
       Chance, sich weiter auf der internationalen Bühne zu etablieren, um damit
       einen der großen europäischen Clubs auf sich aufmerksam zu machen.Hagen
       Gersie
       
       23 May 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hagen Gersie
       
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