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       # taz.de -- Europäische Klimazoll-Pläne: Verzögerung als Chance
       
       > Das EU-Klimapaket ist erst einmal gestoppt. Gut so: Denn jetzt könnten
       > die Hilfsgelder für den globalen Süden gesteigert werden.
       
   IMG Bild: Stahlwerk Salzgitter: Wandert die Industrie ab, wäre auch dem Klima nicht geholfen
       
       Zu viele Verwässerungen, zu wenig Klimaschutz: Das EU-Parlament hat
       zentrale Punkte des großen europäischen Klimapakets gestoppt, die die
       Abgeordneten im zuständigen Ausschuss noch mal ganz von vorne verhandeln
       wollen. Mit dieser Überraschung dauert zwar jetzt alles länger, [1][in der
       Verzögerung liegt aber eine Chance].
       
       Zum Beispiel beim Klimaschutz-Zoll: Da gibt es noch viele Fragezeichen. Die
       Idee: Auf Importe von Industriegütern wie Stahl, Zement oder Chemiedünger
       in die EU soll eine Klimaabgabe fällig werden, sofern in den Exportländern
       nicht schon für den CO2-Ausstoß des Produkts gezahlt werden musste. So soll
       verhindert werden, dass europäische Unternehmen, die ein CO2-Zertifikat im
       Europäischen Emissionshandel kaufen müssen, einen Standortnachteil haben.
       Wandert die Industrie ab in Länder, in denen man billiger und dreckiger
       produzieren kann, wäre schließlich auch dem Klima nicht geholfen.
       
       Aber was passiert mit den Einnahmen, die die Europäische Union so erzielen
       würde? Unter den Ideen ist auch der Vorschlag, europäischen
       Exportindustrien schon wieder Gutscheine für den Europäischen
       Emissionshandel zu schenken, damit sie auf außereuropäischen Billigmärkten
       bessere Chancen haben.
       
       An solche Bonbons haben sich die Konzerne leider schon zu stark gewöhnt.
       Wenn der Klimaschutz-Zoll dazu führt, dass es sie weiterhin gibt, wird er
       seinem Zweck nicht gerecht. Im Raum steht auch, dass man mit den Einnahmen
       die europäischen Hilfsgelder für Klimaschutz im globalen Süden steigern
       könnte – was ohnehin überfällig wäre.
       
       Das war bisher nicht mehrheitsfähig, wäre aber wichtig. Neben
       wirtschaftlichen Schwergewichten wie den USA haben nämlich gerade auch
       Entwicklungs- und Schwellenländer Zweifel an dem Zoll angemeldet, der ihre
       Industrieprodukte betreffen würde. Der globale Süden trägt weniger
       Verantwortung für die Klimakrise als die Industrieländer der EU. Es ist
       internationaler Konsens, dass er beim Klimaschutz deshalb mehr Zeit
       bekommen soll. Das muss sich auch beim europäischen Klimaschutz-Zoll
       widerspiegeln.
       
       Wandert die Industrie ab in Länder, in denen man billiger und dreckiger
       produzieren kann, wäre schließlich auch dem Klima nicht geholfen.
       
       8 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www1.wdr.de/nachrichten/fit-for-55-klima-verbrenner-zulassung-eu-parlament-100.html
       
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   DIR Susanne Schwarz
       
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