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       # taz.de -- Empfehlungen für G7-Gipfel: Lösungen für Weltprobleme
       
       > Die Wissenschaftsakademien überreichen Empfehlungen für den G7-Gipfel.
       > Themen kommen vor allem aus dem Bereich Umwelt und Gesundheit.
       
   IMG Bild: Ein Schritt in Richtung Klimaneutralität: Solarpanels auf dem Dach
       
       Berlin taz | Wie sehen die Wissenschaftslösungen für die derzeit größten
       Weltprobleme aus? Wenn Ende des Monats die Staats- und Regierungschefs der
       sieben größten Industrienationen auf [1][dem G7-Gipfel in Elmau]
       zusammenkommen, dann steht neben den Blockbusterthemen Politik und
       Wirtschaft auch die Forschung auf der Tagesordnung. Die
       Wissenschaftsakademien der beteiligten Ländern haben unter Koordination der
       [2][deutschen Nationalakademie Leopoldina] jetzt ihre Empfehlungen
       vorgelegt. Umwelt und Gesundheit sind die dominierenden Themen.
       
       „Der G7-Gipfel muss starke Impulse für den Klimaschutz, die Energiewende
       und die Verbesserung der globalen Pandemie- und Gesundheitsvorsorge
       setzen“, erklärte Leopoldina-Präsident Gerald Haug bei der Übergabe von
       vier Stellungnahmen an den Chef des Bundeskanzleramts Wolfgang Schmidt beim
       „Science7 Dialogue Forum 2022“ in Berlin. „Die vier Themen greifen
       ineinander und betrachten jeweils das Gesamtsystem Erde“, hob Haug den
       systemischen Ansatz der Stellungnahmen hervor.
       
       Die Wissenschaftsakademien begleiten die Gipfeltreffen der G7-Staaten seit
       mehr als fünfzehn Jahren und legen dazu Stellungnahmen zu
       wissenschaftsbezogenen Fragen vor.
       
       Als Aktionsfeld Nummer eins sehen die Wissenschaftler die Ozeane und
       Polargebiete an, die von der bereits stattfindenden Erderwärmung stark
       betroffen sind. Die Meere versauern, Eisschilde schmelzen, der
       Meeresspiegel steigt. Daher fordern die G7-Wissenschaftsakademien eine
       „massive Verringerung der Treibhausgasemissionen und den weltweiten Schutz
       der Meeresökosysteme“.
       
       Als technischen Hebel zur Dekarbonsierung und weniger CO2-Ausstoß in die
       Atmosphäre wird der „Aufbau eines kohlenstoffneutralen und
       widerstandsfähigen Energiesystems“ empfohlen. Schritte zur
       „Klimaneutralität“ seien bei der Stromerzeugung, beim Heizen und Kühlen von
       Gebäuden ebenso wie im Verkehrs- und Transportsektor, in der Industrie und
       der Landwirtschaft erforderlich und möglich. Als zentrale Maßnahmen werden
       die Einführung eines internationalen Handelssystems für erneuerbare
       Energien sowie eine globale CO2-Bepreisung angesehen.
       
       ## Dringender Handlungsbedarf
       
       Als Konsequenz aus dem bisherigen Verlauf der Coronaviruspandemie sehen die
       Akademien einen „dringenden Handlungsbedarf bei der Entwicklung neuer
       antiviraler Medikamente“. Für dieses Aktionsfeld der Medizin wird
       gefordert, die Erforschung und Entwicklung „spezifischer und breit
       wirksamer antiviraler Medikamente“ langfristig zu unterstützen, die dazu
       erforderlichen klinische Studien international zu koordinieren und die
       weltweite Zusammenarbeit im Bereich der Pandemievorsorge zu verbessern.
       
       In Richtung Prävention geht der vierte Vorschlag der Akademien, dem
       sogenannten [3][„One Health“-Ansatz] im Kampf gegen Zoonosen und
       antimikrobielle Resistenzen stärker zu folgen. Bei diesem Ansatz, der
       Medizin und Ökologie kombiniert, wird die Gesundheit von Menschen, Tieren,
       Pflanzen und Umwelt zusammenhängend betrachtet. Konkrete Forderungen sind
       hier, verstärkt neue digitale Technologien zur effektiven Überwachung von
       Zoonosen und antimikrobiellen Resistenzen einzusetzen sowie Forschung mit
       One Health-Schwerpunkt zu forcieren. In Deutschland wurden dafür bereits
       neue Institute gegründet.
       
       Auch die Seite der Fachpolitik bereitet sich auf das Gipfeltreffen vor. Am
       kommenden Montag kommen die Wissenschaftsminister der G7-Staaten in
       Frankfurt am Main zusammen. Organisiert wird die Konferenz vom
       Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Ein Schwerpunkt bei
       diesem Austausch der staatlichen Vertreter ist der Schutz der
       Wissenschaftsfreiheit.
       
       „Angesichts des weiterhin andauernden, völkerrechtswidrigen Angriffskrieges
       Russlands gegen die Ukraine und die damit einhergehende Gefährdung von
       Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rücken Fragen der Sicherheit und
       Integrität der Wissenschaft ebenso wie der Wissenschaftsgemeinschaft noch
       stärker in den Fokus“, erklärte eine BMBF-Sprecherin auf Anfrage der taz.
       Die Minister wollen sich in Frankfurt „zu gemeinsamen Grundsätzen
       austauschen, Best-Practice-Beispiele sammeln und weitere
       Unterstützungsmaßnahmen entwickeln“.
       
       Auch solle, so die Sprecherin, „der ukrainische Wissenschaftsminister
       zugeschaltet werden, um dieses wichtige Thema gemeinsam zu diskutieren“.
       
       10 Jun 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Ronzheimer
       
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