URI: 
       # taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Vom Triphop zur Kammermusik
       
       > Ein Konzertabend in der Akademie der Künste erforscht die Zukunft
       > musikalischer Traditionen. Ebenso grenzgängerisch ist die Musik von
       > Kameel Farah.
       
   IMG Bild: Du Yun ferformt „A Cockroach’s Tarantella“
       
       Die Grenzen dessen, was als klassische Musik gilt, lösen sich schon länger
       auf. Exemplarisch für das, was so geht, ist das Schaffen der aus Shanghai
       stammenden, [1][in New York lebenden Komponistin] Du Yun. Unter anderen
       wurde sie mit Krautrock und Triphop musikalisch sozialisiert und hat schon
       kammermusikalische Projekte, Soundinstallationen und Indiepop komponiert.
       
       Für ihre Oper „Angel's Bone“, die die Abgründe moderner Sklaverei
       behandelt, bekam sie 2017 den Pulitzerpreis. Filmemacher wie Wong Kar-Wai
       oder Quentin Tarantino sind für Yun ebenso Inspiration wie
       unterschiedlichste musikalische Traditionen.
       
       Mit narrativen Komponenten arbeitet auch die österreichische Komponistin
       [2][Olga Neuwirth], die ähnlich interdisziplinär aufgestellt ist. Mit ihr
       wird sich Yun im Rahmen der Reihe Speicher des Hörens zum Gespräch treffen:
       es soll bei ihren Austausch um „Future Traditions and Art-in-Between“
       gehen.
       
       Unterstützt werden die Komponistinnen, die zudem jeweils zwei Soloarbeiten
       vorstellen, vom ensemble mosaik. [3][Zu erleben am Samstag in der Akademie
       der Künste] (28. 5., 20 Uhr, Tickets 10, erm. 6 Euro, [4][Tickets gibt es
       hier]).
       
       Ebenfalls grenzgängerisch zwischen frühzeitlicher und zeitgenössischer
       Musik – zudem unterwegs zwischen Elektronik und nahöstlichen Klängen –
       präsentiert sich der kanadische Komponist und Pianist John Kameel Farah.
       
       Er wird sich zusammen mit den vier Streicher*innen des Oriel Quartetts –
       kennengelernt haben sie sich am Londoner Royal College of Music, gegründet
       in Berlin – Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertes Klavier vornehmen.
       Genauer gesagt eine Auswahl von Präludien und Fugen – am Sonntag in der
       Zwinglikirche (29. 5., 20 Uhr, [5][Tickets gibt es für 10 bis 17,17 €]).
       
       In der neuen Woche folgt dann einen Ausflug nach Americana mit Kevin Morby
       – was der Songwriter zum Glück allerdings gar nicht eng definiert, sondern
       ordentlich Groove beimischt. Für sein neues Album „This Is a Photograph“
       begab sich der Folkrocker aus Kansas auf neues Terrain – wie eigentlich
       schon auf all seinen Vorgängeralben.
       
       Diesmal ließ er sich von den Geistern von Memphis inspirieren – und von der
       lebendigen Gegenwart der Südstaaten-Metropole. Aus dem Umfeld der
       legendären Labels der Stadt, der Soul-Schmiede Stax ebenso wie der Firma
       Sun Records trommelte er eine Reihe von Kollaborateuren zusammen; auch der
       gefeierte Chicagoer Jazz-Schlagzeuger Makaya McCraven mischte mit.
       
       Mit Anika Ostendorf aka Hachiku im Vorprogramm tritt Morby am Dienstag
       [6][mit 7-köpfiger Begleitband im Metropol] auf (31. 5., 20 Uhr, Tickets
       27,50 Euro, [7][Tickets gibt es zum Beispiel hier]).
       
       Am Mittwoch gibt es dann noch lokale Stars zu feiern. Anlass bietet der
       Release des [8][Albumdebüts einer neuen Supergroup des abseitigen Pop]:
       Painting nennen sich die drei Berliner Musiker*innen, die zusammen und für
       sich schon diverse schöne Schrägheiten an den Start gebracht haben.
       
       Multiinstrumentalistin Theresa Stroetges etwa ist sonst solo als Golden
       Diskó Ship unterwegs. Christian Hohenbild, zuständig für Schlagzeug und
       Elektronik, spielte vormals mit Stroetges bei Soft Grid. Und Sophia
       Trollmann sorgt mit ihrem Saxofon für jazzige Momente.
       
       Ansonsten klingt das Album „Painting Is Dead“ weniger psychedelisch als
       Soft Grid – und ist neben seinem Fokus auf Gesang zudem stärker dem Geist
       der 1980er verhaftet. Live wird daraus bestimmt ein noch größeres
       Vergnügen, am Mittwoch in der Berghain Kantine (1. 6., 20 Uhr, [9][Tickets
       gibt es ab 13,20 Euro]).
       
       28 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://channelduyun.com/
   DIR [2] http://www.olganeuwirth.com/
   DIR [3] https://www.adk.de/de/programm/?we_objectID=63975
   DIR [4] https://adk.eventim-inhouse.de/webshop/webticket/bestseatselect?eventId=17263
   DIR [5] https://www.eventbrite.de/e/oriel-quartett-in-kollaboration-1-mit-john-kameel-farah-tickets-334367501197
   DIR [6] https://metropol-berlin.de/event/kevin-morby-1386
   DIR [7] https://puschen.tickets.de/de/event/1006046
   DIR [8] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5850766
   DIR [9] https://amstart-vorverkauf.tickettoaster.de/produkte/46620-tickets-painting-painting-is-dead-record-releaseshow-kantine-am-berghain-berlin-am-01-06-2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
       ## TAGS
       
   DIR taz Plan
   DIR Sound der Stadt
   DIR Popmusik
   DIR Musiktheater
   DIR Singer-Songwriter
   DIR taz Plan
   DIR Debütalbum
   DIR taz Plan
   DIR Familie
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Konzertempfehlungen für Berlin: Dem Konzeptuellem zugetan
       
       Musik an tollen Orten: Der Wetshafen wird zum „Umschlagplatz Klang“, Rolf
       Hansen lädt ins Jugendmuseum und Tara Nome Doyle in das Silent Green.
       
   DIR Erstes Soloalbum von Daniel Rossen: Manchmal gelingt die Synthese
       
       Der Musiker Daniel Rossen, Sänger und Gitarrist der Art-Rock-Band Grizzly
       Bear hat sein Soloalbum vorgelegt. Fast alle Instrumente spielt er selbst.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Die Dinge in der Schwebe
       
       Painting ist die Nachfolgeband von Soft Grid. Auf ihrem Debütalbum
       „Painting is Dead“ stimmt das neue Wave Art Pop -Trio manch hymnischen
       Gesang an.
       
   DIR US-Musikerin Leyla McCalla: Suche nach der verlorenen Schönheit
       
       Die US-Musikerin Leyla McCalla arbeitet am Schallarchiv von Radio Haiti
       mit. Dadurch taucht sie tief in die Musikgeschichte der Karibik ein.