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       # taz.de -- Islamistischer Terror in Nigeria: Die unbekannten Toten von Borno
       
       > In Nigerias Bundesstaat Borno werden 32 Menschen getötet. Unklar ist, ob
       > Boko Haram oder eine Abspaltung für das Massaker verantworlich ist.
       
   IMG Bild: Soldaten der nigerianischen Armee patrouillieren an einer Straße in Damboa im Bundesstaat Borno
       
       Lomé taz | Die Rede ist mittlerweile von mindestens 32 Menschen, die am
       vergangenen Wochenende durch die Terrorgruppe Boko Haram in Nigerias
       Bundesstaat Borno ums Leben gekommen sind. Die Bewaffneten sollen sie im
       Dorf Mudu im Landkreis Dikwa ermordet haben. Mitunter heißt es, dass es
       sich bei den Opfern um Farmer handelt, die gerade auf ihren Feldern
       arbeiteten.
       
       Vieles ist jedoch noch unklar. Es hat Tage gebraucht, bis die Nachrichten
       die Provinzhauptstadt Maiduguri erreicht haben. Mehrere nigerianische
       Medien sprechen von bis zu 70 Todesopfern. In einer Mitteilung von Babagana
       Zulum, Gouverneur des Bundesstaates Borno, heißt es, dass es sich bei den
       Toten um junge Männer handeln würde, die nach Metallen gesucht hätten, um
       diese zu verkaufen.
       
       Die Metallsammler werden Kayan Ajaokuta genannt. Sie sollen aus dem
       Nachbarlandkreis Kala/Balge stammen. Sechs weitere Personen sollen verletzt
       worden sein, zwei konnten fliehen. Gouverneur Zulum sei „sehr besorgt“,
       heißt es.
       
       Unklar ist außerdem, ob die Täter Boko Haram angehören oder dem Islamischen
       Staat in der Westafrikanischen Provinz (ISWAP), der sich 2016 von Boko
       Haram abgespaltet hat. ISWAP hat unter anderem durch die [1][Ermordung des
       einstigen Boko-Haram-Anführers Abubakar Shekau] im vergangenen Jahr seinen
       Einfluss stark ausbauen können. Expert*innen gehen jedoch davon aus,
       dass ISWAP stärker daran interessiert ist, [2][Gebiete unter seine
       Kontrolle zu bringen,] und sich Gewalt verstärkt gegen staatliche
       Strukturen richtet.
       
       ## Amnesty: Schamlose Missachtung des Lebens
       
       Das jüngste Massaker könnte jedoch eine Vergeltung sein. In den vergangenen
       Monaten sind mehrere höherrangige ISWAP-Kommandeure bei Luftangriffen ums
       Leben gekommen. Das Massaker kann auch als Warnung an die Zivilbevölkerung
       verstanden werden, nicht mit dem nigerianischen Staat zu kooperieren.
       
       Das Nigeria-Büro der Menschenrechtsorganisation [3][Amnesty International]
       spricht von einer schamlosen Missachtung des Lebens. Bei der gezielten
       Ermordung von Zivilist*innen handele es sich um Kriegsverbrechen, die
       vor Gericht gebracht werden müssten.
       
       Die Region in der Nähe der kamerunischen Grenze gilt als die am
       schlechtesten gesicherte. Im Januar 2019 starben in Rann, lokaler
       Verwaltungssitz von Kala/Balge, mindestens 60 Menschen bei einem Angriff.
       Im November 2020 wurden im Landkreis Jere mindestens 110 Farmer ermordet.
       
       Das wirkt sich im Nordosten Nigerias auch negativ auf die
       Ernährungssicherheit aus. Seit Jahren bleiben aus Angst vor Angriffen
       Felder brach liegen. Nach Informationen des Welternährungsprogramms der
       Vereinten Nationen leiden in der Region 4,4 Millionen Menschen an Hunger.
       320.000 Kinder sind akut mangelernährt. Mehr als zwei Millionen Personen
       sind Binnenflüchtlinge.
       
       26 May 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Krise-in-Nigeria/!5769814
   DIR [2] /Terror-in-Nigeria/!5792663
   DIR [3] https://twitter.com/AmnestyNigeria/status/1529497537664671744
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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