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       # taz.de -- DFB-Elf gegen Ungarn: Alles ziemlich unentschieden
       
       > Die deutsche Nationalmannschaft kommt nicht über ein 1:1 gegen Ungarn
       > hinaus. Nun stellt sich die Frage: Weshalb gibt es die Uefa Nations
       > League eigentlich?
       
   IMG Bild: Spielerrat: Kehrer, Kehrer, Schlotterbeck, Neuer und Suele suchen den Sinn der Nations League
       
       Das Wörtchen „unentschieden“ teilt uns einiges mit, beispielsweise [1][über
       ein Fußballspiel] oder über drei Fußballspiele. Wir erfahren nicht nur,
       dass es keine klare Entscheidung gibt und folglich keine Überlegenheit zu
       konstatieren ist. Wir lernen aber auch, dass die Mannschaften, zumindest
       aber das favorisierte Team nicht so ganz entschieden in die Partie gegangen
       ist. Ein bisschen klärt uns also das Wort „unentschieden“ über das
       Zustandekommen einer nicht nach Sieger und Verlierer zu sortierenden
       Situation auf.
       
       1:1 hat [2][die DFB-Elf] am Samstag gegen Ungarn gespielt, zuvor 1:1 gegen
       England und davor 1:1 gegen Italien. Dass sie mal ein wenig konzentrierter
       und offensiver, mal ein bisschen fahriger und weniger mit Tordrang spielte,
       mag sein, aber so richtig viel Entschlossenheit, die Uefa-Nations-League zu
       gewinnen, findet sich eigentlich nirgends.
       
       In diesem Wettbewerb haben laut europäischem Fußballverband die
       europäischen Auswahlmannschaften weniger als ein halbes Jahr vor der
       Fifa-WM in Katar rumzukicken. Am Samstag spielten noch England-Italien 0:0,
       Niederlande-Polen 2:2, Wales-Belgien 1:1, Norwegen-Slowenien 0:0. Das
       klingt ja nach richtig großer Entschlossenheit, nach Zug zum Tor, nach dem
       Willen zum Sieg. Einzig das 1:1 Gibraltars gegen Bulgarien sollte man
       ehrlicherweise als Erfolg Gibraltars werten.
       
       Gewiss, es gibt auch Siege und Niederlagen in dieser vergleichsweise neuen
       und vergleichsweise überflüssigen Nations League, aber große Spiele,
       Auseinandersetzungen von Teams, die um jeden Preis gewinnen wollen, von
       Mannschaften, die ihre besten Stars nicht schonen, bei denen um jeden Ball
       gekämpft wird – nein, dafür wurde die Nations League nicht gegründet.
       
       Zweck der [3][Nations League] ist, dass die Uefa, die schon mit der für
       Vereine ausgespielten Champions League einen geldscheißenden Esel auf den
       Rasen gestellt hat und sich ärgert, dass der Weltverband Fifa ihr mit einer
       Club-WM Konkurrenz macht, nun ihrerseits der Fifa mit einer als Liga
       organisierten kleinen WM Einnahmen aus TV-Geldern abgraben möchte.
       
       Dass ein europäisches Nationenturnier kein weltweites Championat ist, weiß
       zwar, wer den Fußball kennt und wer schon mal von der Existenz anderer
       Kontinent hörte, aber aus der Perspektive der Uefa ist das anders: Hier
       zählt nur Europa, denn hier werden die größte Einnahmen verzeichnet.
       Bestenfalls wäre der europäische Verband mal bereit, Argentinien oder
       Brasilien einen Gaststatus bei der Nations League einzuräumen, damit man
       auch mit deren Marktreichweite Gelder akquirieren kann.
       
       Was das mit Fußball, mit den Teams, die mitspielen sollen, mit den
       Spielern, deren Terminplan von Jahr zu Jahr dichter und deren
       Regenerationszeiten von Jahr zu Jahr kürzer werden, zu tun hat, lässt sich
       nicht leicht sagen. Zumindest offenbart Etliches an diesem fragwürdigen
       Turnier, dass das den Auswahlteams und ihren Trainern auch nicht so recht
       klar ist: Da werden Spieler geschont und gestet, da werden Spielvarianten
       ausprobiert, da wird eher mal quergespielt und eine neuer Spielaufbau
       versucht, als dass es mit großem Risiko noch vorne geht. Und da wird sich
       mit einem Unentschieden zufrieden gegeben, das sich mal – [4][gegen
       England] – besser und mal – gegen Ungarn – schlechter anfühlt.
       
       Aus der Welt der Arbeitskämpfe gibt es den Begriff des „Bummelstreiks“, den
       man auch Dienst nach Vorschrift nennt: Nur das tun, was explizit verlangt
       ist, und so offensichtlich zu machen, wieviel die Akteure real leisten,
       welche Anforderungen sie erfüllen, auch wenn diese gar nicht honoriert
       werden. Vermutlich ist es im Falle der DFB-Elf und der anderen
       Auswahlmannschaften ein wenig zu hochgegriffen, aber einen gewissen Charme
       hat der Gedanke ja schon: Bei der Uefa-Nations-League haben die Spieler
       anzutreten, dieser vertraglichen Pflicht kommen sie nach, aber entschieden
       ist damit noch nichts.
       
       12 Jun 2022
       
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