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       # taz.de -- VfB OIdenburg nach Aufstieg: Kein Stadion für die Dritte Liga
       
       > Nach 24 Jahren Abstinenz vom Profifußball ist der VfB Oldenburg in die
       > Dritte Liga aufgestiegen. Doch das Stadion ist für den Betrieb nicht
       > geeignet.
       
   IMG Bild: Gut genug für Aufstiegspartys, aber nicht für die Dritte Liga: das Oldenburger Stadion
       
       Bremen taz | Gute zwei Stunden Anfahrt zum eigenen Heimspiel – das müssen
       die Fans des VfB Oldenburg in der kommenden Saison wahrscheinlich das eine
       oder andere Mal auf sich nehmen. Denn das heimische Marschweg-Stadion darf
       bei Abendspielen nicht genutzt werden: Die Flutlichter könnten auf der
       angrenzenden Autobahn blenden. Doch mit der langen Anfahrt nach Hannover
       werden sich die Fans zumindest erst einmal arrangieren, denn es bedeutet,
       dass ihr Verein zurück im Profifußball ist.
       
       Der VfB Oldenburg macht das diesjährige Comeback von Traditionsklubs aus
       dem Norden komplett: [1][Werder Bremen] ist wieder erst-, [2][Eintracht
       Braunschweig] wieder zweit- und der VfB Oldenburg immerhin wieder
       drittklassig. Aber niemand war zwischenzeitlich so in der Versenkung
       verschwunden wie die Oldenburger. Bis in die Fünfte Liga und die Insolvenz
       ging es in den 1990er-Jahren.
       
       Dabei hatte gerade dieses Jahrzehnt so verheißungsvoll begonnen: Der
       frischgebackene Zweitligist war gerade vom Stadion am Donnerschwee, das den
       Ruf der „Hölle Nord“ genoss, ins städtische Marschweg-Stadion umgezogen. An
       die erste Spielzeit 1991/1992 dort erinnerte Anfang 2021 eine
       NDR-Dokumentation. Sie zeigt, wie der staksige Spielertrainer Wolfgang
       Sidka die Mannschaft mitriss, Manager-Legende Rudi Assauer an der
       Seitenlinie Davidoff paffte und Stimmungsmacher Klaus Baumgart vom
       Party-Duo Klaus & Klaus als Präsident in Ballonseide Sprüche klopfte.
       
       [3][Der VfB] wäre sogar in die 1. Liga aufgestiegen – wenn der FC St. Pauli
       im letzten Spiel gegen Bayer Uerdingen gewonnen hätte. Die Enttäuschung saß
       tief, ein Jahr später folgte der Abstieg aus der 2. Liga.
       
       ## Spielertrainer Sidka wird zum Präsidenten
       
       In Folge des NDR-Films fragten die Verantwortlichen des VfB bei Wolfgang
       Sidka an, ob er nicht Lust hätte, neuer Präsident zu werden. Der
       Ex-Werder-Profi, der nach seiner Zeit in Oldenburg unter anderem Werder
       Bremen, zwei Klubs in Katar und die Nationalteams aus Bahrain und dem Irak
       trainiert hatte, sagte zu.
       
       Gemeinsam mit Sportdirektor Sebastian Schachten, der ebenfalls als Profi in
       der Bundesliga spielte, Geschäftsführer Michael Weinberg und Trainer Dario
       Fossi führte er die Mannschaft von seinem Wohnort Berlin aus nach
       jahrelangem Mittelmaß zur überlegenen Meisterschaft in der
       Regionalliga-Nord.
       
       Das reichte, anders als für die Regionalliga-Meister aus dem Westen,
       Südwesten und Bayern, nicht zum direkten Aufstieg. Aufgrund einer von
       vielen als ungerecht empfundenen Regelung müssen die Meister aus dem Norden
       und Nordosten am Saisonende noch den vierten Aufsteiger untereinander
       ausspielen. Dabei setzte sich Außenseiter Oldenburg knapp gegen den BFC
       Dynamo Berlin durch und brachte beim Rückspiel auch das Marschweg-Stadion
       zum Beben.
       
       Der Anteil von Sidka am Erfolg besteht hauptsächlich darin, ein
       „leistungsförderndes Klima“ geschaffen zu haben, wie er das selbst nennt.
       „Ich habe den Trainer und die Leistungsträger gefragt, was wir verbessern
       können“, sagte er im NDR. „Wir haben jetzt eine Küche, wir kümmern uns um
       Athletiktrainer, die Plätze sind besser.“ Er sei felsenfest davon
       überzeugt, das mit der Wertschätzung auch die Leistung steige.
       
       Diese Wertschätzung erhofft sich Sidka nun auch von der Stadt für den
       Fußball insgesamt. Denn für die Dritte Liga braucht es ein neues Stadion.
       „Die Frage ist, ob Fußball in Oldenburg gewollt wird“, sagt er und
       vergleicht dessen Bedeutung für die Menschen mit der des
       Horst-Janssen-Museums oder des Stadttheaters.
       
       Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung in Oldenburg für
       den Neubau eines Stadions ist, das auch anderen Veranstaltungen ein
       hochwertiges Umfeld bietet. Seit einem Monat gibt es auch einen
       Bebauungsplan für das von Verein und Stadt favorisierte Gelände an der
       Weser-Ems-Halle. Im Hintergrund laufen Gespräche über
       Finanzierungskonzepte, im Raum steht eine Zahl von etwa 40 Millionen Euro.
       Klar ist, dass die öffentliche Hand den größten Teil tragen muss.
       
       Bis es so weit ist, muss das Marschweg-Stadion mit einer Rasenheizung und
       einer mobilen Flutlichtanlage so aufgerüstet werden, dass zumindest der
       größte Teil der Heimspiele dort ausgetragen werden kann. Ab 18.30 Uhr sind
       wegen der Blendungsgefahr allerdings keine Spiele möglich. Nach
       Ausweichspielorten wurde auch in Wilhelmshaven, Bremen und Lotte gesucht –
       die dortigen Spielstätten kamen aus unterschiedlichen Gründen nicht
       infrage, sodass die Wahl auf die Arena in Hannover fiel.
       
       „Ich könnte mir vorstellen, dass die Oldenburger Fans ein- bis zweimal
       neugierig sind und einen Ausflug in die Landeshauptstadt Hannover machen“,
       sagte Sidka der Bild-Zeitung. „Aber dann wird es nachlassen. Deshalb muss
       ein neues Stadion in Oldenburg her, um hier mittelfristig Profifußball
       realisieren zu können.“
       
       19 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Lorenzen
       
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