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       # taz.de -- Verkehrspolitik in Berlin: Der Verkehrswende 'ne Brücke bauen
       
       > Die Verkehrsverwaltung überarbeitet die Planungen für die Mühlendamm- und
       > die Neue Gertraudenbrücke in Mitte. Kritik daran gibt es weiter.
       
   IMG Bild: 1968 errichtet, inzwischen baufällig und unsicher für Radler*innen: Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte
       
       Berlin taz | Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) bessert die Pläne
       für den Neubau der Neuen Gertraudenbrücke und der Mühlendammbrücke in Mitte
       nach. Die beiden direkt hintereinander liegenden Übergänge über die Spree
       sollen schmaler werden und einen separaten Radweg erhalten, sagte sie am
       Mittwoch vor der Presse. Die Senatorin reagiert damit auch auf [1][massive
       Kritik von Initiativen und dem Bezirk Mitte] aus dem Jahr 2020. Man habe
       „dringliche Anregungen bekommen, die bisherigen Planungen dahingehend zu
       überdenken, ob sie wirklich zukunftstauglich sind“, so Jarasch. Die neuen
       Pläne würden nun „allen Bedarfen gerecht“.
       
       Die Kritiker*innen hatten Jaraschs grüner Vorgängerin Regine Günther
       vorgeworfen, den Umbau der Mühlendammbrücke nicht an die Ziele der von der
       Koalition avisierten Verkehrswende anzupassen. Schließlich sollte auch der
       Neubau der derzeit 45 Meter breiten Brücke östlich des Nikolaiviertels noch
       41 Meter breit sein – viel zu überdimensioniert, angesichts der Pläne von
       SPD, Grünen und Linken, weniger Autos in die Stadt zu locken, so der
       Vorwurf. Die Intervention war erfolglos: Nach Günthers Vorgaben [2][fand
       der Architekt*innenwettbewerb statt].
       
       Doch dessen Ergebnis ließe sich korrigieren, erläuterte Jarasch am
       Mittwoch. Nach Gesprächen mit dem Gewinner habe dieser den schmaleren
       Querschnitt sogar als positiv bewertet. Künftig soll die Mühlendammbrücke
       noch 36,20 Meter Breite messen; die Neue Gertraudenbrücke, derzeit 34,1
       Meter breit, soll auf 29,3 Meter verkleinert werden.
       
       ## Autos müssen zusammen rücken
       
       Möglich werde dies durch den Verzicht auf eine Spur für den Autoverkehr,
       erläuterte Jarasch. Außerdem gebe es künftig eine eigene Spur für die Tram.
       Denn die Straßenbahn soll Richtung Potsdamer Platz verlängert werden und
       damit weitgehend den Busverkehr und also die bisherige Busspur ersetzen.
       Zugleich ergebe sich Platz für Fußgänger*innen und eine gesicherte
       Radspur. Die geplanten Kosten für die Mühlendammbrücke belaufen sich auf
       46,5 Millionen Euro, für den Neubau der Neuen Gertraudenbrücke auf 25
       Millionen Euro.
       
       Jaraschs Verwaltung plant in drei Phasen für die Umgestaltung. In einer
       ersten werde eine der bisher drei Autospuren wegfallen und dem Radverkehr
       zugeschlagen; zugleich werden die Gleise der Tram verlegt und für
       Radler*innen und Fußgänger*innen Spuren über die parallel
       verlaufende alte Gertraudenbrücke von 1895 angelegt.
       
       Sobald die Straßenbahn fährt, fällt die Busspur weg – das wäre Phase zwei.
       Im Jahr 2028 soll es so weit sein. Perspektivisch wünscht man sich in einer
       dritten Phase den Wegfall einer weiteren Autospur – sofern das
       Verkehrsaufkommen das zulasse. [3][Die Brücken sind stark frequentiert]:
       60.000 Fahrzeuge überqueren sie täglich; bis 2028 soll diese Zahl auf
       40.000 sinken. Der Umbau soll bei laufenden Betrieb stattfinden und mit dem
       teilweisen Abriss der baufälligen Mühlendammbrücke Ende 2023 starten.
       
       ## Lob für Jarasch, Kritik für ihre Pläne
       
       Die neuen Pläne sind laut Jarasch am Dienstagabend dem Bezirk und
       Initiativen präsentiert worden, darunter auch Hendrik Blaukat von der
       Interessengemeinschaft Leipziger Straße. Zwar habe es am Ende (virtuellen)
       Applaus gegeben, dieser habe aber lediglich der offenen Kommunikation von
       Jarasch gegolten. Blaukat favorisiert eine andere Lösung: Die alte
       Gertraudenbrücke solle ertüchtigt werden, sodass auch die Tram darüber
       fahren könne, und auf mittlere Sicht die einzige Brücke sein.
       
       „Wir rechnen mit sehr viel weniger Verkehr nach der Verkehrswende; der
       Neubau ist dann überflüssig“, sagt Blaukat. Die bisherige Gertraudenbrücke
       sollte übergangsweise noch einen Teil des Verkehrs aufnehmen. Jaraschs Plan
       sei aber als „alternativlos“ vorgestellt worden.
       
       22 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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