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       # taz.de -- Russland fahndet nach SciFi-Autor: Putinkritiker kann nicht zurück
       
       > Russland schreibt den SciFi-Autor Dmitry Glukhovsky zur Fahndung aus. Der
       > positioniert sich klar gegen den Angriffskrieg in der Ukraine.
       
   IMG Bild: Der Autor Dmitry Glukhovsky im November 2021 im Moskauer Yermolova- Theater
       
       Die Liste derer, die das russische Regime als Staatsfeinde identifiziert,
       wächst beständig – nun ist einer der berühmtesten russischen
       Gegenwartsautoren hinzugekommen. Der Science-Fiction-Schriftsteller Dmitry
       Glukhovsky, dessen Roman „Metro 2033“ sich in Russland mehr als eine halbe
       Million Mal verkaufte, ist am Dienstag vom russischen Staat zur Fahndung
       ausgeschrieben worden.
       
       Der 42-Jährige ist einer der prominentesten Putin-Gegner aus der russischen
       Kulturszene, er hat seit Jahren vor dem Weg seines Landes in den
       Totalitarismus gewarnt. [1][Wiederholt hatte er zuletzt gefordert, der
       russische Angriffskrieg müsse gestoppt werden, und sich solidarisch mit den
       Ukrainer:innen erklärt.] 
       
       „Unfair, ungerecht, rücksichtslos, völlig falsch“ nannte er die Invasion zu
       Kriegsbeginn auf Arte. Auf Instagram hatte er diese Haltung kürzlich
       bekräftigt: „Nein zum Krieg in der Ukraine. Gebt zu, dass es ein Krieg
       gegen das ganze ukrainische Volk ist, und beendet ihn.“
       
       Russland wirft ihm nun einen „Verstoß gegen das russische Strafgesetzbuch“
       vor. Seit Einführung des „Fake News“-Gesetzes Anfang März drohen
       Haftstrafen von bis zu 15 Jahren, wenn man den Krieg beim Namen nennt oder
       die russischen Streitkräfte „diskreditiert“.
       
       ## Beleidigung der russischen Armee
       
       „Der Artikel, nach dem ich beschuldigt werde, heißt ‚Beleidigung der
       russischen Armee‘, aber eigentlich ist es ein Zensurparagraf. Ein Gesetz,
       das es ermöglicht, Pazifisten in Russland zu verfolgen“, erklärte
       Glukhovsky am Mittwoch auf Facebook. Er sei bereit, seine Aussage auf
       Instagram genau so zu wiederholen.
       
       In den vergangenen Jahren hatte der Autor in Moskau und Barcelona einen
       Wohnsitz, derzeit hält er sich wohl in Westeuropa auf. Erst vor wenigen
       Tagen hatte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt, durch
       seine klare Haltung zum Ukrainekrieg habe er sich „die Möglichkeit zur
       Rückkehr verbaut“.
       
       Was den kommerziellen Erfolg betrifft, rangiert Glukhovsky in Russland in
       etwa in einer Sphäre wie Juli Zeh hierzulande. Um seine
       „Metro“-Romantrilogie, die in einer Welt nach der nuklearen Zerstörung
       einsetzt, entstand eine ganze Saga. Ein Computerspiel und weitere
       Adaptionen folgten.
       
       Im dritten Teil („Metro 2035“, auf Dt. 2016 bei Heyne), skizzierte er den
       Putin’schen Propaganda- und Lügenapparat sowie die Dämonisierung des
       Westens, der Roman glich bereits einer wahr gewordenen Dystopie. Spätestens
       jetzt hat diese neue Realität auch den Schriftsteller Dmitry Glukhovsky
       eingeholt.
       
       Mitarbeit: Gaby Coldewey
       
       8 Jun 2022
       
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