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       # taz.de -- Winkraft-Kompromiss in Thüringen: Keine Kuschelprobe mit der AfD
       
       > Eklat abgewendet: In der Frage der Mindestabstände bei Windkrafträdern
       > gibt es in Thüringen jetzt doch keine unschöne Kooperation von CDU und
       > AfD.
       
   IMG Bild: Mario Voigt, Thüringens CDU-Fraktionschef
       
       Dresden taz | In Thüringen ist der sich anbahnende Eklat einer stillen
       Allianz von CDU und AfD abgewendet worden. Der Landtag nahm am Donnerstag
       mit den Stimmen der rot-rot-grünen Minderheitskoalition und der CDU einen
       Gesetzentwurf der Union von der Tagesordnung. Mit ihm wollte die CDU einen
       auch in einigen anderen Bundesländern eingeführten Mindestabstand von
       Windkraftanlagen zu Wohngebäuden von einem Kilometer in der Bauordnung
       festschreiben.
       
       Dieses Vorhaben, das den in Thüringen ohnehin schleppenden Windkraftausbau
       behindern würde, teilten auch AfD und FDP. Gemeinsam hätten dies die drei
       Fraktionen gegen die rot-rot-grüne Minderheitsregierung durchsetzen können.
       
       Die grüne Umweltministerin Anja Siegesmund hatte zu Wochenbeginn noch über
       die CDU geschimpft, die sich in die „energiepolitische Schmollecke“ begeben
       habe. Doch noch am Dienstagabend, vor Beginn der dreitägigen
       Landtagssitzungen am Mittwoch, trafen sich Ministerpräsident Bodo Ramelow
       (Linke) und CDU-Fraktionschef Mario Voigt zu einem zweistündigen
       Spitzengespräch.
       
       Nach diesem Gespräch sprach Voigt von einem „Durchbruch“, weil seine
       Fraktion das Windrad-Abstandsziel durchsetzen konnte. Auf der anderen Seite
       des Kompromisses stehen Ausnahmeregeln wie das Repowering bereits
       bestehender, möglicherweise zu dicht stehender Windräder.
       
       ## Details in Arbeitsgruppen verlagert
       
       Details dazu sollen nun nicht kontrovers im Plenum, sondern nochmals in
       Arbeitsgruppen diskutiert werden. Ein Beschluss wird erst im Juli gefasst.
       Zum Paket des Koalitionskompromisses mit der CDU-Opposition gehört auch die
       von der Union geforderte kostenlose Ausbildung in Gesundheitsfachberufen.
       Die dafür erforderlichen knapp zwei Millionen Euro waren wegen der von
       derselben CDU bei den Haushaltberatungen durchgesetzten globalen
       Minderausgabe von 330 Millionen Euro gestrichen worden. Gesprochen werden
       soll auch über den Erhalt von 7.000 Arbeitsplätzen in der Glasindustrie,
       die wegen ihrer Abhängigkeit vom russischen Gas bedroht sind.
       
       Damit ist ein ähnlicher Eklat wie am 5. Februar 2020 abgewendet worden, als
       der Kurzzeitministerpräsident Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen von
       CDU, AfD und FDP gewählt wurde. Seither existiert in Thüringen faktisch
       eine in der Bundesrepublik einmalige Quasi-Duldung der Koalition durch die
       CDU, man könnte auch von einer stillen Koalition sprechen.
       
       Diese stille Koalition funktioniert wegen der gegenseitigen Abhängigkeit
       nach dem Muster heimlicher Erpressung, der in der Regel ein Kompromiss
       folgt. Beide Seiten können dann unter Gesichtswahrung die Durchsetzung
       ihrer Ziele verkünden.
       
       Denn auch der Unionsfraktion blieb nun ein möglicher Verstoß gegen das
       Unvereinbarkeitsgebot gegenüber der AfD erspart. Mario Voigt deutete
       allerdings an, dass es wegen dieser Kompromisse auch Differenzen zwischen
       Ministerpräsident Ramelow und seiner Linksfraktion gebe. Gewählt wird in
       Thüringen erst in zwei Jahren wieder, nachdem Neuwahlversuche im Vorjahr
       scheiterten.
       
       Doch noch am Dienstagabend, vor Beginn der dreitägigen Landtagssitzungen am
       Mittwoch, trafen sich Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und
       CDU-Fraktionschef Mario Voigt zu einem zweistündigen Spitzengespräch.
       
       9 Jun 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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