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       # taz.de -- Konferenzen zum Artenschutz: Nur die eigene Betroffenheit zählt
       
       > Nach der Artenschutz- ist vor der Meereskonferenz. Aus der schalen
       > Routine wird wohl erst dann Handeln, wenn es den eigenen Lifestyle
       > einschränkt.
       
   IMG Bild: Plastikmüll im Meer landet entweder am Strand oder im Fischmagen
       
       Na, worüber haben Sie am Wochenende auf Ihrer Grillparty geredet: „Nächsten
       Winter 18 Grad statt 21, brrrr, wo gibt’s noch Wärmepumpen?“ Oder: „Wenn
       unsere Enkel sich die ersten Naturführer kaufen, werden nur noch knapp die
       Hälfte aller Frösche oder Echsen drinstehen, die wir heute kennen – was
       können wir tun?“ – Tja.
       
       Dabei sind die Regierungen dieser Welt vergangenes Wochenende ein weiteres
       Mal damit gescheitert, das katastrophale Artensterben aufzuhalten. Trotz
       all der Forderungen, Ankündigungen, Ziele und Strategien im Vorfeld. Diese
       Woche sind die Meere dran: In Lissabon versprechen sich die Regierungen der
       Welt auf einer großen Ozeankonferenz, wie effektiv sie endlich die
       [1][Meere schützen] werden, wie sie sie von Plastikmüll befreien, vor
       Tiefseebergbau bewahren, ihre Fischbestände retten wollen.
       
       Angesichts der gescheiterten Verhandlungen zu einem neuen Abkommen
       innerhalb der Konvention zur Biologischen Vielfalt wirken die
       Konferenzroutinen doppelt schal. Der [2][Schutz der Natur] ist allen so
       lange heilig, wie er nichts kostet und nicht beim Geldverdienen (und
       -ausgeben) stört. Das ist ähnlich wie beim Schutz des Klimas. Aber nicht
       ganz. Womit wir wieder beim Grillabend wären.
       
       Die Klimakrise ist jetzt auch für die Menschen im reichen Norden erfahrbar.
       Auch ihre Wälder brennen, ihre Wasserversorgung ist nicht mehr sicher. Und
       nun bleibt Europa auch noch das Gas weg. Die Mischung aus erkannter
       globaler Krise und persönlicher Betroffenheit wird die Energiewende wohl
       mehr pushen als alle Klimaschutzgesetze vorher. Die Krise der Natur hat
       bislang nur die Wahl zwischen Technokratie – „Biodiversitäts-Verluste“ –
       und Niedlichkeit – „der Feldhamster stirbt aus“. Das lässt sowohl das
       Publikum als auch die Regierenden mehrheitlich kalt. Warnungen, unsere
       Ernährung hänge von intakten Ökosystemen mit hoher Diversität ab, gelten
       als hysterisch.
       
       Brauchen wir wirklich Grillabende, an denen wir die Folgen des
       [3][Artensterbens] am eigenen Leib erfahren, bevor wir handeln? Man möchte
       sich die lieber nicht vorstellen.
       
       28 Jun 2022
       
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