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       # taz.de -- Technik-Akademie für Rüstungsforschung: Die Zivilklausel soll fallen
       
       > Die Akademie der Technikwissenschaften plädiert für einen Ausbau der
       > Rüstungsforschung. Zivilklauseln sollen „kritisch überdacht“ werden.
       
   IMG Bild: Digitale Kriegsführung und Verteidigung ist immer mehr auf IT und Cybersicherheit angewiesen
       
       Berlin taz | Die [1][„Zeitenwende“] nach dem Putin-Überfall auf die Ukraine
       erreicht mit einem neuen Schlenker die deutschen Hochschulen. Nach dem
       Abbruch der Kontakte zu russischen Wissenschafts-Partnern soll nun die
       Rüstungsforschung wieder salonfähig werden. Die [2][Deutsche Akademie der
       Technikwissenschaften „acatech“] stellte vor Kurzem ein Papier vor, das für
       eine „Neuaushandlung sicherheitspolitischer Prioritäten“ in Unis und
       Forschungsorganisationen plädiert. Damit würde das Ende der „Zivilklauseln“
       eingeleitet, mit denen einige Hochschulen in ihren Satzungen das Verbot
       militärisch nutzbarer Forschung förmlich verankert haben.
       
       Verfasst haben das dreißigseitige Papier mit dem Titel [3][„Sicherheit,
       Resilienz, und Nachhaltigkeit“] der amtierende Acatech-Präsident Jan
       Wörner, zuletzt Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur ESA, und
       der Chef des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Christoph M.
       Schmidt.
       
       „Um Frieden und Wohlstand zu ermöglichen, sollte die Folgerung aus dem
       russischen Angriffskrieg auf die Ukraine lauten, strategische Souveränität
       zu erlangen und zu festigen, um gleichermaßen Sicherheit, Resilienz und
       Nachhaltigkeit gewährleisten zu können“, lautet ihr Fazit.
       
       Zu den vorgeschlagenen Veränderungen, wie einer Europäischen
       Verteidigungsagentur oder einem grundsätzlichen neuen Beschaffungswesen der
       Bundeswehr, zählt auch die Wissenschaft. Rüstungsgüter für die
       Modernisierung der Bundeswehr „sollten sowohl von Verbündeten gekauft als
       auch selbstständig oder mit Partnern entwickelt werden“.
       
       ## Die Stärken nutzen
       
       Dabei gelte es, deutsche Forschungsstärken zu nutzen, wie in der Sensorik,
       die „strategisch klug“ eingesetzt werden soll. Da die digitale
       Kriegsführung wie Verteidigung heute zentral auf Informationstechnik und
       Cybersicherheit angewiesen ist, müsse hier verstärkt investiert werden.
       
       Eine erste Analyse ergibt nach dem Acatech-Papier folgende Lage: „Wir sind
       in Deutschland bei vielen Technologien der IT-Sicherheit gut aufgestellt,
       viele Firmen entwickeln erfolgversprechende (Nischen-)Produkte.
       Gleichzeitig sehen wir uns jedoch gerade im IT-Bereich mit einem
       Fachkräftemangel konfrontiert“. Gegenwärtig finde die Forschung zu
       Cybersicherheit zudem „oft in einem Graubereich“ statt, weil Forscher dazu
       in fremde Systeme eindringen müssen, um sie zu analysieren und
       Schwachstellen offenzulegen.
       
       Der neue Forschungsschwenk an den Hochschulen werde aber, so die Autoren
       weiter, durch [4][„Zivilklauseln“] behindert, wonach Forschung nur für
       zivile Zwecke betrieben werden darf. In zwei Bundesländern, in Thüringen
       und im Saarland, gilt das per Gesetz landesweit. Zahlreiche Hochschulen
       haben die Zivilklausel in ihre eigenen Satzungen aufgenommen.
       
       „Aufgrund der geänderten Voraussetzungen sollten diese Zivilklauseln jedoch
       kritisch überdacht werden“, fordert das Acatech-Papier, um auch gleich eine
       Brücke zu bauen: „Technikforschung für militärische Zwecke sollte
       allerdings gleichzeitig immer durch eine Begleitforschung und den Dialog
       mit den Beteiligten und der Gesellschaft flankiert werden“. Partizipation
       in der Verteidigungsforschung – das hat es bisher nicht gegeben.
       
       Dabei gelte es, deutsche Forschungsstärken zu nutzen, wie in der Sensorik,
       die „strategisch klug“ eingesetzt werden soll. Da die digitale
       Kriegsführung wie Verteidigung heute zentral auf Informationstechnik und
       Cybersicherheit angewiesen ist, müsse hier verstärkt investiert werden.
       
       1 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Aufruestung-in-Deutschland/!5838517
   DIR [2] /Technologien-und-Akzeptanz/!5634375
   DIR [3] https://www.acatech.de/publikation/sicherheit-resilienz-und-nachhaltigkeit/
   DIR [4] /Kongress-gegen-Ruestungsforschung-an-Unis/!5119683
       
       ## AUTOREN
       
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