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       # taz.de -- Nachrichten zur Coronakrise: Union kritisiert Triage-Entwurf
       
       > CDU und CSU beklagen, nach dem Gesetzentwurf der Ampel für
       > Triage-Situationen drohten Menschen mit Behinderung benachteiligt zu
       > werden. Die Corona-Infektionszahlen steigen wieder.
       
   IMG Bild: Covid-Patient in einer Intensivstation in Trier im jahr 2021
       
       ## Union unzufrieden mit Triage-Entwurf
       
       Die Union im Bundestag ist unzufrieden mit dem Gesetzentwurf von
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur sogenannten Triage in
       der Pandemie. Die Vorlage lasse erkennen, „dass die Triage-Entscheidung des
       Bundesverfassungsgerichts nur höchst unwillig umgesetzt wird“, erklärten
       die Bundestagsabgeordneten Tino Sorge und Hubert Hüppe (beide CDU). „Eine
       wirkliche Beteiligung der Menschen mit Behinderung ist nicht vorgesehen.“
       
       Der Referentenentwurf berücksichtige für die Zukunft nur die
       pandemiebedingte Triage in Krankenhaus-Intensivstationen, erklärten die
       beiden Unionspolitiker. Außen vor bleiben dabei weiterhin alle anderen
       denkbaren Triage-Situationen wie etwa eine Naturkatastrophe, ein Krieg oder
       ein Terroranschlag. „In solchen Situationen besteht aber genauso die
       Gefahr, dass Menschen mit Behinderungen diskriminiert werden“, erklärten
       der Gesundheitsexperte Sorge und der Berichterstatter für Menschen mit
       Behinderungen, Hüppe.
       
       „Auch der neue Entwurf gibt dem Staat keine Handhabe zu erfahren, ob
       Triagen überhaupt stattfinden“, hieß es in der Erklärung weiter. Dies würde
       eine Pflicht zur Meldung – zum Beispiel an das Gesundheitsamt – erfordern.
       Nur dann könnten die Behörden die Triagen auch kontrollieren. Nach wie vor
       verzichte der Entwurf auch darauf, Verstöße – etwa gegen das
       Mehraugenprinzip, gegen die Erfordernis, einen Facharzt hinzuziehen, oder
       gegen die Dokumentationspflicht – mit Sanktionen zu belegen.
       
       In dem AFP am Dienstag bekannt gewordenen Gesetzentwurf heißt es, niemand
       dürfe bei einem solchen Selektionsverfahren „wegen einer Behinderung, der
       Gebrechlichkeit, des Alters, der ethnischen Herkunft, der Religion oder
       Weltanschauung, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung
       benachteiligt werden“.
       
       Lauterbach sieht den Entwurf im Einklang mit den Vorgaben des
       Bundesverfassungsgerichts. Dieses hatte der Regierung im Dezember
       vergangenen Jahres auferlegt, unverzüglich Vorkehrungen zum Schutz
       behinderter Menschen bei der pandemiebedingten Triage zu treffen.
       Andernfalls sei zu befürchten, dass diese bei der Zuteilung
       intensivmedizinischer Behandlungsressourcen benachteiligt würden.
       
       Der nun von Lauterbach vorgestellte Entwurf sieht vor, dass eine
       Behandlung, die einmal begonnen wurde, nicht wegen eines neuen Patienten
       abgebrochen werden darf. Damit erteilt Lauterbach der so genannten
       „Ex-Post-Triage“ eine Absage, wie sie Berichten zufolge sein ursprünglicher
       Gesetzentwurf zunächst vorgesehen hatte.
       
       Unter Triage verstehen Mediziner ein System der Kategorisierung von
       Patienten, bei dem die hoffnungslosesten Fälle nicht mehr behandelt werden;
       das System kommt zum Tragen, wenn die Behandlungskapazitäten begrenzt sind
       und Ärzte eine Auswahl darüber treffen müssen, wen sie behandeln.
       
       ## Lauterbach: „Sommerwelle ist Realität“
       
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußert sich besorgt zum
       derzeitigen [1][Anstieg der Corona-Infektionszahlen]. „Die [2][angekündigte
       Sommerwelle] ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die
       nächsten Wochen wenig Entspannung“, sagt Lauterbach der Zeitung „Rheinische
       Post“.
       
       Weil die aktuelle Virusvariante sehr leicht übertragbar sei und fast alle
       Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen seien, verpuffe in diesem Jahr der
       Sommereffekt. „Älteren und Vorerkrankten empfehle ich daher dringend, sich
       noch mal impfen zu lassen. Das verhindert nicht unbedingt eine Infektion,
       aber es verhindert schwere Krankheitsverläufe.“
       
       In Deutschland erhielten laut Bundesgesundheitsministerium bislang 5,2
       Millionen Menschen eine zweite Auffrischungsimpfung. Dies entspricht 6,3
       Prozent der Bevölkerung. (afp)
       
       ## Fast 100.000 Neuinfektionen gemeldet
       
       Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 92.344 Neuinfektionen binnen 24
       Stunden. Das sind 7.689 mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 84.655
       Fälle gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf
       472,4 von 447,3 am Vortag.
       
       112 weitere Personen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht
       sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 140.026. (rtr)
       
       15 Jun 2022
       
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