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       # taz.de -- Hohe Coronazahlen in Schleswig-Holstein: Der Norden als Hotspot
       
       > In Schleswig-Holstein gehen die Coronazahlen gerade durch die Decke. Die
       > Inzidenz liegt bei über 1.000. War die Kieler Woche ein
       > Superspreader-Event?
       
   IMG Bild: Auf Gedränge und Geschiebe folgt nun Corona: die Kieler Woche Ende Juni
       
       Kiel taz | Geschiebe an der Uferpromenade, Schlange stehen rund um
       Schwenkgrills und Mitgrölen vor den Bühnen der vielen Bands, die im Kieler
       Stadtgebiet auftraten: Rund drei Millionen Menschen aus 70 Nationen
       drängten sich zwischen 18. und 26. Juni während der Kieler Woche in der
       [1][schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt]. Wenige Tage nach dem
       Volksfest mit Segel-Event gingen die Coronazahlen durch die Decke und
       stehen heute auf dem bundesweit höchsten Niveau: Eine Sieben-Tage-Inzidenz
       von 1.015 vermeldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag für
       Schleswig-Holstein, gefolgt von Niedersachsen mit 908. Der Bundesschnitt
       beträgt 650 Erkrankte pro 100.000 Einwohner*innen.
       
       Die Kliniken im Norden spüren die Folgen: „Insgesamt ist die Lage sehr
       angespannt“, sagt Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU). Rund
       430 Personen werden landesweit aufgrund einer Covid-Infektion behandelt,
       vor allem aber fallen Beschäftigte aus, weil sie selbst in häuslicher
       Quarantäne sitzen. Als „nennenswert bis schwierig“ bezeichnete der
       Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, Patrick
       Reimund, die Lage. Allein im größten Krankenhaus des Landes, dem
       Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, fehlten laut Auskunft eines
       Sprechers knapp 500 Beschäftigte.
       
       Dass das Volksfest an der Förde dem Virus bei seiner Verbreitung half,
       scheint plausibel. Aber ist die Kieler Woche allein schuld? Nein, glaubt
       Kiels Sprecherin Kerstin Graupner. Gegenüber dem TV-Sender Sat.1 sprach sie
       von „Pech“, dass die Großveranstaltung mit dem Ende von Kontaktverboten und
       Feiersperren zusammenfiel. Auch FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki, der aus
       Schleswig-Holstein stammt, nannte die hohe Zahl an Neuinfektionen im
       Deutschlandfunk ein „Problem temporärer Natur“.
       
       Aktuell [2][zeigen die Zahlen des RKI] eine Linie zwischen alten und neuen
       Bundesländern: Die Infektionszahlen in den westlichen Ländern – neben den
       beiden Ausreißern Schleswig-Holstein und Niedersachsen – bewegen sich
       zwischen 626 in Bayern und 820 im Saarland. Die östlichen Länder liegen
       weit darunter: Thüringen hat mit 283 die bundesweit niedrigste Inzidenz,
       Brandenburg steht bei 453. Einzig Mecklenburg-Vorpommern liegt mit 635
       gemeldeten Corona-Fällen auf 100.000 Personen ähnlich hoch wie Bayern.
       
       Warum das so ist, darüber rätseln Expert*innen und Medien. Denn bereits
       im Januar lagen die Zahlen in Thüringen oder Sachsen unter dem
       Bundesschnitt, obwohl dort in vielen Regionen die Zahl der Geimpften
       niedriger ist als anderswo. Im Januar lautete eine Theorie, dass die
       Omikron-Welle von Dänemark nach Schleswig-Holstein schwappte und damit
       zuerst dort für höhere Zahlen sorgte. Doch seit fünf Monaten ist Omikron
       die dominierende Variante, vor allem der Subtyp BA.5 wird nachgewiesen.
       
       Die auseinandergehenden Inzidenzen könnten „durch ein unterschiedliches
       Testverhalten erklärt werden“, heißt es im Wochenbericht des RKI. Denn wer
       nur einen Abstrich zu Hause macht oder Symptome ignoriert, bleibt unter dem
       Radar. Zudem macht sich der Altersschnitt einer Region bemerkbar. Laut
       RKI-Wochenbericht steigen die Infektionszahlen vor allem bei den 10- bis
       14-Jährigen an. Aktuell bleiben Kiel und die angrenzenden Landkreise
       Rendsburg-Eckernförde und Plön weit oben auf der Liste der Coronahotspots.
       Dort sind durch die hohen Infektionsraten auch Dienste wie Badeaufsicht
       und Feuerwehr betroffen. Ministerin von der Decken bittet darum, dass sich
       Betroffene bei Symptomen auf keinen Fall zur Arbeit schleppen:„Wer
       infiziert ist, sollte zu Hause bleiben, um die Weitergabe der Infektion zu
       bremsen.“ (mit dpa)
       
       4 Jul 2022
       
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