URI: 
       # taz.de -- Erdbeben in Afghanistan: Den Opfern beistehen
       
       > Die Menschen in der Erdbebenregion brauchen jetzt schnelle Hilfe.
       > Aufmerksamkeit gilt den Taliban und ihrem Verhalten nach der Katastrophe.
       
   IMG Bild: Afghanen suchen nach dem Beben nach Überlebenden
       
       Das [1][Erdbeben in den Paschtunengebieten im Südosten Afghanistans] sei
       „eine Strafe Allahs“ für die Diktatur der Taliban, schreibt ein
       international preisgekrönter afghanischer Künstler, nun im Exil, in den
       sozialen Medien. Ein Funktionär der Vorgängerregierung meint, die
       Rettungsmaßnahmen der Taliban könnten schon deshalb nicht erfolgreich sein,
       weil deren Regime illegitim sei.
       
       Natürlich ist die Taliban-Politik der Angst eine Hauptursache dafür, dass
       die staatlichen Institution des Landes – auch die des Katastrophenschutzes
       – durch die Flucht vieler Fachkräfte geschwächt wurden. Aber sie arbeiten,
       das bestätigen Afghanen vor Ort – mit Mühen zwar, aber das liegt vor allem
       an der [2][Isolation der betroffenen Region].
       
       Dass es in Paktika, einer der ärmsten Provinzen in diesem durch 40 Jahre
       Krieg gebeutelten Land, kaum eine Infrastruktur gibt, ist auch Resultat
       des [3][Gesamtversagens der USA und ihrer Verbündeten]. Gerade dort
       priorisierten sie die Jagd auf die Taliban, anstatt sich auf einen
       stabilisierendem Wiederaufbau zu konzentrieren. Eine Entwicklung hat dort
       kaum stattgefunden.
       
       Es muss jetzt genau darauf geachtet werden, wie die Taliban in dieser
       Katastrophensituation reagieren: beispielsweise, ob sie internationale
       oder im Land gesammelte Hilfe veruntreuen; ob sie verletzte Frauen nicht
       behandeln lassen, wenn keine Ärztin zur Verfügung steht (in Paktika gibt es
       keine einzige Ärztin); ob sie sich in interne Angelegenheiten der
       Hilfswerke, etwa die Rekrutierung – auch von Frauen – einmischen.
       
       Vielleicht erweist es sich, wie schon bei der Bekämpfung von Covid-19, dass
       man mit den Taliban in praktischen Dingen durchaus kooperieren kann. Das
       könnte auch Möglichkeiten bieten, langfristig an der Überwindung der
       generellen Armutskrise im Land zu arbeiten.
       
       Doch die Hilfe für die Erdbebenopfer politisch zu instrumentalisieren,
       zumal mit ethnorassistischen Tönen („Paschtunen = Taliban“) ist
       unangebracht und schäbig. Die Regierungen der Geberländer sollten trotz
       ihrer begründeten Ablehnung des Taliban-Regimes jetzt alle Hilfe
       mobilisieren, die benötigt wird.
       
       24 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Naturkatastrophe-in-Afghanistan/!5859758
   DIR [2] /Erdbeben-in-Afghanistan/!5862992
   DIR [3] /Scheitern-des-Westens-in-Afghanistan/!5794073
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Ruttig
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Taliban
   DIR Erdbeben
   DIR Naturkatastrophe
   DIR EU-Türkei-Deal
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Flucht aus Afghanistan: Die Mauern werden höher
       
       Die Türkei wird zur Falle für aus Afghanistan geflohene Menschen. In
       Abstimmung mit den Taliban wird nach Afghanistan abgeschoben.
       
   DIR Opposition in Afghanistan: Nadelstiche gegen Taliban
       
       In Afghanistan gibt es Widerstand, aber er bleibt zersplittert und schwach.
       Das liegt an Kriegserschöpfung und der Korruption der Vorgängerregierung.
       
   DIR Humanitäre Not in Afghanistan: Geldmangel nach dem Erdbeben
       
       Nach dem Erdbeben in Afghanistan mit bis zu 5.000 Verletzten fehlen laut
       Uno Milliarden Dollar für Hilfe. 3.000 Familien brauchen Notunterkünfte.