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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland räumt Luftangriff ein
       
       > Nach dem Angiff auf ein Einkaufszentrum steigt die Zahl der Toten auf 20.
       > Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen eines möglichen
       > Kriegsverbrechens aufgenommen.
       
   IMG Bild: Rettungsmaßnahmen nach dem Brand im Einkaufszentrum in Krementschuk
       
       ## Scholz will weiter mit Putin reden
       
       Das US-Finanzministerium gibt neue Sanktionen gegen Russland bekannt. Unter
       anderem werden Goldimporte aus Russland verboten und das staatliche
       Verteidigungskonglomerat Rostec ins Visier genommen. Weiter betroffen sind
       diverse Banken.
       
       Kanzler Olaf Scholz will weiter mit Russlands Präsident Wladimir Putin
       reden. „Es ist keins (Gespräch) vereinbart, aber dass miteinander geredet
       wird, selbst wenn man vollständig unterschiedlicher Meinung ist, das ist
       notwendig, das sage ich ausdrücklich“, sagt er den Sendern RTL/ntv. „Da bin
       ich mir auch mit sehr vielen einig.“ (rtr)
       
       ## Erdogan mit Spitzen Schwedens und Finnlands zusammengetroffen
       
       Unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Madrid sind die Spitzen Schwedens und
       Finnlands mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan
       zusammengekommen. Ein schwedischer Regierungsvertreter bestätigte am
       Dienstag den Beginn des Treffens in der spanischen Hauptstadt. Bei dem
       Gespräch unter Vermittlung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
       wollten die beiden nordischen Länder die [1][türkischen Vorbehalte gegen
       ihren Nato-Beitritt] ausräumen.
       
       Finnland und Schweden hatten im Mai unter dem Eindruck des russischen
       Angriffskriegs gegen die Ukraine die Aufnahme in die Nato beantragt. Ankara
       blockierte aber überraschend den Prozess. Die Türkei wirft den EU-Ländern
       insbesondere vor, [2][Mitgliedern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans
       (PKK)] Schutz zu gewähren.
       
       An dem Gespräch mit Erdogan nahmen die schwedische Ministerpräsidentin
       Magdalena Andersson und der finnische Präsident Sauli Niinistö teil. Sollte
       der Konflikt ungelöst bleiben, will am Mittwoch US-Präsident Joe Biden
       bilateral mit dem türkischen Staatschef in Madrid zusammentreffen. Auch
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron plant ein Gespräch mit Erdogan.
       
       Die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Länder kommen am Dienstagabend
       auf Einladung des spanischen Königs Felipe VI. zu einem Dinner im
       Königspalast zusammen. Der eigentliche Gipfel beginnt am Mittwoch. Als Gast
       soll der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Mittwochvormittag
       dazugeschaltet werden. (afp)
       
       ## Giffey will mit echtem Klitschko sprechen
       
       Nach einer [3][Fake-Videoschalte am vergangenen Freitag] will Berlins
       Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nunmehr zeitnah mit ihrem
       echten Kiewer Kollegen Vitali Klitschko sprechen – und sich dabei
       zusätzlich gegen eine erneute Manipulation wappnen. Geplant sei ein
       Videoanruf, vor dem es einen wie auch immer gearteten Test auf Echtheit des
       Gesprächspartners geben werde, kündigte die SPD-Politikerin am Dienstag an.
       „Wir werden das ganz eng mit der (ukrainischen) Botschaft abstimmen.“
       Angedacht sei das Gespräch noch vor ihrem Urlaub, also „in den nächsten
       Tagen“ bis Mitte Juli. Verabredet sei, es auf deutsch zu führen.
       
       Am vergangenen Freitag hatte Giffey per Video mit einer Person gesprochen,
       die zwar wie Klitschko aussah, aber nicht Klitschko war. Nach einiger Zeit
       waren ihr wegen verschiedener Fragen ihres Gegenübers Zweifel gekommen, ob
       sie mit dem echten Kiewer Bürgermeister verbunden war. Das Gespräch endete
       dann vorzeitig.
       
       Offen bleibt, um welche Art der Manipulation es sich genau handelte und
       welches Motiv dahintersteckt. Die Berliner Senatskanzlei hatte am Freitag
       mitgeteilt, allem Anschein nach habe es sich um ein Deep Fake gehandelt.
       Dabei geht es um einen Medieninhalt, der mit Techniken künstlicher
       Intelligenz (KI) manipuliert wurde.
       
       Inzwischen wurde bekannt, dass auch die Bürgermeister von Wien, Madrid,
       Budapest und Warschau auf ähnliche Weise hereingelegt wurden wie Giffey.
       Die Berliner Regierungschefin sprach am Dienstag von einer völlig neuen
       Dimension. „Das bedeutet eine massive Veränderung von Kommunikation und von
       Prüfnotwendigkeiten, ob diejenigen, die an solchen Gesprächen teilnehmen,
       wirklich die sind, die sie vorgeben zu sein.“ Das habe Auswirkungen auf die
       Demokratie und „auf die Art, wie wir kommunizieren“. (dpa)
       
       ## Russland räumt Luftangriff auf Krementschuk ein
       
       Das russische Militär hat nach der Zerstörung eines Einkaufszentrums in der
       Ukraine eingeräumt, für den folgenschweren Luftangriff auf die Stadt
       Krementschuk verantwortlich zu sein. Die Attacke habe mehreren Hallen
       gegolten, in denen aus Europa und den USA gelieferte Waffen und Munition
       gelagert worden seien, teilte das russische Verteidigungsministerium am
       Dienstag in Moskau mit. Die Detonation der Munition habe dann einen Brand
       in dem nahegelegenen Einkaufszentrum ausgelöst. Zwar behauptete das
       Ministerium, das Gebäude sei nicht mehr in Betrieb gewesen – doch Einträge
       örtlicher Geschäfte in sozialen Medien und auf Online-Plattformen legen das
       Gegenteil nahe.
       
       Nach Darstellung der ukrainischen Behörden wurde das Einkaufszentrum von
       einem russischen Langstreckenbomber mit Luft-Boden-Raketen beschossen und
       zerstört. Mehr als 20 Menschen seien getötet und rund 60 verletzt worden.
       Laut der Stadtverwaltung hatte das Management des Einkaufszentrums
       angeordnet, den Luftalarm zu ignorieren – weswegen das Gebäude nicht
       geräumt worden sei. Nun liegt es komplett in Trümmern – und angesichts von
       offiziell 36 Vermisstenmeldungen könnten die Opferzahlen weiter steigen.
       
       Die ukrainische Seite sprach von einem Terrorakt und die Staatsanwaltschaft
       nahm unterdessen Ermittlungen wegen eines möglichen russischen
       Kriegsverbrechens auf. Generalstaatsanwältin Irina Wenediktova sagte, dass
       dieses Verbrechen vom Internationalen Strafgerichtshof geprüft werden
       könne. Moskau hingegen bestreitet trotz offensichtlicher Zerstörungen in
       seinem Angriffskrieg gegen das Nachbarland immer wieder, zivile Ziele in
       der Ukraine anzugreifen – oder behauptet, dass diese nicht mehr genutzt
       würden. Diese und andere Angaben zum Kriegsgeschehen lassen sich von
       unabhängiger Seite oft nicht überprüfen. (dpa/taz)
       
       ## Lyssytschansk weiter umkämpft
       
       Im Osten der Ukraine gehen derweil die Kämpfe um die strategisch wichtige
       Stadt Lyssytschansk weiter. Russische Truppen stürmten die Siedlung
       Wowtschojariwka südwestlich der Stadt, teilte der ukrainische Generalstab
       mit. Russische Einheiten stünden im Süden bereits am Stadtrand. Gekämpft
       werde zudem an einer Ölraffinerie. Lyssytschank ist die letzte große Stadt
       in der Region unter ukrainischer Kontrolle und wird nach Angaben aus Kiew
       auch mit russischer Artillerie, Mörsern und Luftangriffen attackiert.
       Mehrere Tausend ukrainische Soldaten sollen noch dort stationiert sein.
       
       Nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten sind Russlands
       Invasionstruppen infolge schwerer Verluste inzwischen „zunehmend
       ausgezehrt“. Beim Kampf um Sjewjerodonezk etwa seien die Hauptkräfte sechs
       russischer Armeen zum Einsatz gekommen, mit der Einnahme der
       ostukrainischen Stadt habe das Militär aber nur ein kurzfristiges Ziel
       erreicht. Die russische Truppenführung akzeptiere derzeit „ein Niveau
       verminderter Kampfkraft, das sich wahrscheinlich als nicht tragfähig
       erweisen wird“, hieß es weiter im täglichen Lagebericht des britischen
       Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg vom Dienstag.
       
       Für die Beendigung des Angriffskriegs hat sich Russlands Staatsführung nach
       eigenen Angaben keine Frist gesetzt. Auf die Frage eines Journalisten, ob
       es einen ungefähren Zeitrahmen für den in Moskau offiziell als
       „militärische Spezial-Operation“ bezeichneten Krieg gebe, antwortete
       Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge: „Nein.“
       
       Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski laut
       Teilnehmerkreisen beim G7-Gipfel in Bayern gesagt, er hoffe auf ein Ende
       der Invasion noch in diesem Jahr. Er verwies dabei auf die Härten des
       Winters, die Gefechte erschwerten. (dpa)
       
       ## 15 Tage Haft für russischen Oppositionellen
       
       Ein Moskauer Gericht verurteilt den Kreml-Kritiker [4][Ilja Jaschin] zu 15
       Tagen Haft. Das teilt der Oppositionelle auf seinem Telegram-Kanal mit. Er
       sei wegen der Verbreitung seiner politischen Sichtweisen verhaftet worden.
       Jaschin hatte zuvor den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt.
       Nach offiziellen Angaben war eine Gehorsamsverweigerung gegenüber einem
       Polizeibeamten der Grund für seine Verhaftung am Montag. (rtr)
       
       ## Kreml fordert Kapitulation der Ukraine
       
       Russland würde seine Offensive gegen die Ukraine nach Kreml-Angaben im Fall
       einer Kapitulation Kiews sofort beenden. „Die ukrainische Seite kann alles
       noch vor dem Ende des heutigen Tages stoppen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri
       Peskow am Dienstag in Moskau vor Journalisten. Dafür sei „ein Befehl an die
       nationalistischen Einheiten“, „an die “ukrainischen Soldaten zur
       Niederlegung ihrer Waffen„ notwendig. Kiew müsse zudem alle russischen
       Bedingungen erfüllen. “Dann wäre alles binnen eines Tages vorbei.„
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte von den G7-Staaten am
       Montag eine Kraftanstrengung gefordert, um den Konflikt in seinem Land noch
       dieses Jahr zu beenden. Peskow sagte dazu am Dienstag, Russland habe sich
       keine Zeitpläne oder Fristen gesetzt. „Wir orientieren uns an den Aussagen
       unseres Präsidenten.“ Der „militärische Spezialeinsatz“ verlaufe
       „planmäßig“, sagte der Kreml-Sprecher. (afp)
       
       ## Litauens Parlament verbietet russische Gasimporte
       
       In Litauen hat das Parlament in Vilnius den Import von Gas aus Russland
       verboten. Die Volksvertretung Seimas beschloss am Dienstag einstimmig
       gesetzliche Änderungen, die Lieferanten aus Ländern, die als Bedrohung für
       die nationale Sicherheit gelten, den Zugang zum litauischen
       Gastransportsystem verwehren. Auch das Flüssiggasterminal in Klaipeda kann
       nicht von ihnen genutzt werden. Ausnahmen gelten für Lieferanten, die Gas
       über Litauen in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad transportieren.
       
       Das baltische EU- und Nato-Land hatte seine Energieimporte aus Russland
       nach eigenen Angaben [5][vor gut einem Monat vollständig gestoppt]. Mit der
       Regelung soll das Gas-Embargo nach Angaben von Energieminister Dainius
       Kreivys auch de jure festgeschrieben werden. „Wir brauchen dieses Gesetz,
       um es auf Dauer zu erhalten“, wurde er in einer Parlamentsmitteilung
       zitiert.
       
       Litauens Parlament hatte die Regierung in Vilnius im März angesichts des
       Ukraine-Kriegs dazu aufgefordert, den Import und Verbrauch von russischen
       Energieressourcen so schnell wie möglich zu stoppen. Nach Parlamentsangaben
       bezog Litauen jährlich Öl, Gas und Strom im Wert von mehr als drei
       Milliarden Euro aus Russland. (dpa)
       
       ## Ukrainische Armee verteidigt weiterhin Lyssytschansk
       
       Nach der Einnahme der ost-ukrainischen Großstadt [6][Sjewjerodonezk] durch
       russische Truppen verteidigt die ukrainische Armee laut Behördenangaben
       weiterhin die Nachbarstadt Lyssytschansk. „Lyssytschansk setzt die
       Verteidigung fort“, erklärte Regionalgouverneur Serhij Hajdaj am Dienstag
       im Onlinedienst Telegram. Russische Truppen versuchten weiterhin,
       Lyssytschansk einzukreisen und die Autobahn zwischen Bachmut und
       Lyssytschansk unter ihre Kontrolle zu bringen.
       
       Von den ursprünglich 95.000 Einwohnern harren laut Gouverneur Hajdaj noch
       etwa 15.000 in der Stadt aus. Die gesamte Region Luhansk liege nach
       wochenlangen russischen Angriffen inzwischen in „Ruinen“. Die Zerstörung in
       den Dörfern sei „katastrophal“.
       
       Am Montag waren in Lyssytschansk acht Menschen getötet und 21 weitere
       verletzt worden. Bei mehreren Verletzten waren laut dem Gouverneur
       Amputationen nötig.
       
       Lyssytschansk ist das nächste wichtige Ziel der russischen Truppen, nachdem
       sie die Nachbarstadt Sjewjerodonezk nach wochenlangen Gefechten am
       Wochenende gänzlich eingenommen hatten. Die Region Luhansk, eine der beiden
       Teilregionen des Donbass, steht damit nahezu vollständig unter russischer
       Kontrolle.
       
       Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie
       anschließend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbass-Teilregion
       Donezk ins Visier nehmen. Slowjansk ist ebenfalls bereits Ziel heftiger
       russischer Luftangriffe. (afp)
       
       ## Iran will zu Russland und China in den Brics-Club stoßen
       
       Das Öl- und Gas-Förderland Iran will sich dem Club der
       [7][Brics-Schwellenländer] anschließen, denen auch Russland und China
       angehören. Eine Mitgliedschaft Irans berge Vorteile für beide Seiten, sagte
       ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran am Dienstag. Russland und
       China wollen den Bund, dem neben ihnen auch Brasilien, Indien und Südafrika
       angehören, zu einer Alternative zu westlich geprägten Vereinigungen
       ausbauen.
       
       Iran ist Russland zufolge nicht der einzige neue Bewerber: Auch Argentinien
       wolle sich Brics anschließen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums
       in Moskau. Dies zeige, dass westliche Versuche, Russland nach dem Einmarsch
       in der Ukraine zu isolieren, zum Scheitern verurteilt seien. Russland ist
       am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Danach haben die USA, die EU
       und ihre Verbündeten Sanktionen beschlossen. (rtr)
       
       ## Moody's stellt Zahlungsausfall Russlands fest
       
       Die Ratingagentur Moody's hat bestätigt, dass Russland zum ersten Mal seit
       einem Jahrhundert mit Auslandsschulden in Verzug gerät, nachdem
       Anleihegläubiger keine Zinszahlungen in Höhe von 100 Millionen Dollar
       erhalten haben. Bloomberg hatte zuvor berichtet, dass Russland seine
       Auslandsschulden nach Ablauf der Schonfrist am Sonntagabend mit Zinsen in
       Höhe von etwa 100 Millionen Dollar nicht mehr begleichen konnte, was den
       ersten Zahlungsausfall dieser Art seit der bolschewistischen Revolution im
       Jahr 1918 darstellen würde.
       
       Der Kreml wies am Dienstag Berichte zurück, wonach Russland am Montag mit
       seinen Auslandsschulden in Verzug geraten sei. Laut Kreml-Sprecher Dmitri
       Peskow, die Zahlung sei im Mai in Fremdwährung erfolgt. „Die Tatsache, dass
       die Gelder nicht an die Empfänger überwiesen wurden, ist nicht unser
       Problem“, sagte Peskow gegenüber Reportern in Moskau.
       
       🐾 Die [8][taz hatte bereits Anfang März darüber berichtet], dass der
       russische Staat wegen der harten Sanktionen bald zahlungsunfähig sein
       könnte. Unter einer Pleite würden auch deutsche Investoren leiden. In der
       Eurozone spielen die russischen Banken eine wichtige Rolle für die
       Liquidität. Bislang galt der [9][17. August 1998] als der schwärzeste Tag
       in der Wirtschaftsgeschichte des modernen Russlands, als die Regierung
       wegen knapper Kassen die Bedienung der Binnenschulden einstellen und den
       Rubel zur Abwertung freigeben musste. (taz)
       
       ## Russland untersagt Bidens Frau und Tochter die Einreise
       
       Als Reaktion auf westliche Sanktionen hat Russland weitere Einreiseverbote
       gegen Amerikaner verhängt, darunter gegen die Familie von US-Präsident Joe
       Biden. Dessen Frau Jill und Tochter Ashley dürften nicht mehr nach Russland
       reisen, teilte das Außenministerium am Dienstag in Moskau mit. Der
       Präsident selbst und Außenminister Anthony Blinken sowie Hunderte
       Mitglieder des US-Repräsentantenhauses stehen bereits auf dieser Liste.
       
       Neu aufgenommen wurden demnach weitere Mitglieder des US-Senats und mehrere
       Professoren von Hochschulen. Sie seien für einen „russophoben Kurs“ in den
       USA verantwortlich, hieß es aus dem russischen Außenamt.
       
       Die USA und Kanada hatten im Zuge von Russlands Krieg gegen die Ukraine
       auch zwei erwachsene Töchter von Kremlchef Wladimir Putin auf ihre
       Sanktionsliste gesetzt. (dpa)
       
       ## Angriff auf Krementschuk – Ziel war Waffendepot
       
       Das russische Militär hat den Angriff auf die ukrainische Stadt
       [10][Krementschuk] bestätigt – zugleich aber bestritten, dass das in Brand
       geratene Einkaufszentrum in Betrieb gewesen sei. Es habe einen Luftangriff
       auf Hallen gegeben, in denen aus den USA und Europa gelieferte Waffen und
       Munition gelagert worden seien, teilte das russische
       Verteidigungsministerium am Dienstag in Moskau mit. Die Detonation der
       Munition habe dann einen Brand „in einem nicht mehr betriebenen
       Einkaufszentrum“ in der Nähe ausgelöst.
       
       Die Ukraine hatte dagegen von einem Raketenangriff auf das Einkaufszentrum
       gesprochen und Russland dafür verantwortlich gemacht. Nach jüngsten Angaben
       der ukrainischen Behörden wurden mindestens 18 Menschen getötet und 60
       verletzt. Am Dienstagvormittag war von 36 Vermissten die Rede. Das Gebäude
       wurde zu großen Teilen zerstört.
       
       Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte sollen bei dem Angriff
       Luft-Boden-Raketen des Typs X-22 eingesetzt worden sein. Diese seien von
       Tu-22-Langstreckenbombern aus dem russischen Gebiet Kursk abgefeuert
       worden, hieß es.
       
       Trotz offensichtlicher Zerstörungen bestreitet Russland in dem seit mehr
       als vier Monaten andauernden Krieg immer wieder, zivile Ziele in der
       Ukraine anzugreifen – oder behauptet, dass diese nicht mehr genutzt werden.
       So sorgte beispielsweise Mitte März ein Angriff auf eine Geburtsklinik im
       südukrainischen Mariupol für Entsetzen. Russland erklärte damals, das
       Gebäude habe zu dem Zeitpunkt nur noch als Rückzugsort für ukrainische
       Kämpfer gedient. Die Ukraine sowie die Vereinten Nationen hingegen
       betonten, zum Zeitpunkt der Attacke seien dort Patienten behandelt worden.
       (dpa)
       
       ## Ukraine vor Nato-Gipfel – Raketenabwehrsystem dringend benötigt
       
       Vor dem Hintergrund des Nato-Gipfels in Madrid weist der ukrainische
       Präsident Wolodimir Selenski in einem Telefongespräch mit
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf die Notwendigkeit eines
       Raketenabwehrsystem für dessen Land hin. Mit einem leistungsfähigen System
       sollten Angriffe verhindert werden, schreibt Selenski auf Twitter. In den
       letzten Tagen hat es ukrainischen Angaben zufolge vermehrt russische
       Raketenangriffe auf die Zivilbevölkerung gegeben. Russland bestreitet die
       Vorwürfe. (rtr)
       
       ## Letzte Stadt in Luhansk unter ukrainischer Kontrolle
       
       Im Osten der Ukraine gehen nach Angaben aus Kiew die Kämpfe um die
       strategisch wichtige Stadt [11][Lyssytschansk] weiter. Der „Feind“ stürme
       die Siedlung Wowtschojariwka südwestlich der Stadt, teilte der ukrainische
       Generalstab am Dienstagmorgen in seinem Lagebericht mit. Russische
       Einheiten stehen im Süden bereits am Stadtrand. Gekämpft werde zudem an
       einer Ölraffinerie. Diese Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite
       überprüfen.
       
       Der „Feind“ gebe zudem die Hoffnung nicht auf, eine wichtige Straße
       zwischen Lyssytschansk und der weiter westlich gelegenen Stadt Bachmut zu
       kontrollieren, hieß es weiter in dem Lagebericht. Auch dort habe es
       Artillerieangriffe gegeben.
       
       Lyssytschank ist die letzte große Stadt in der Region unter ukrainischer
       Kontrolle. Dort sollen noch mehrere Tausend ukrainische Soldaten
       stationiert sein. Nach ukrainischen Angaben haben russische Truppen neben
       dem Einsatz von Mörsern und Artillerie auch Luftangriffe in Richtung der
       Stadt geflogen. (dpa)
       
       ## CDU-Chef Merz – Ukraine braucht mehr Waffen
       
       CDU-Chef Friedrich Merz fordert mehr Waffenlieferungen an die Ukraine. „Die
       Ukraine braucht mehr militärische Unterstützung“, sagt Merz im
       ZDF-Morgenmagazin. „Der Verlauf des Krieges zeigt ganz eindeutig, dass die
       ukrainische Armee nicht in der Lage ist, dieser russischen Aggression
       militärisch hinreichend zu begegnen.“ Russland mache Geländegewinne und die
       Ukraine sei kaum in der Lage, Territorium zurückzuerobern. Merz befürwortet
       zudem die Pläne der Nato, die schnelle Eingreiftruppe von 40.000 auf
       300.000 aufzustocken. „Es geht ja nicht nur um einen Angriff auf das
       Territorium der Ukraine, sondern es ist ein Angriff auf unsere Freiheit.“
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin und sein brasilianischer Amtskollege
       Jair Bolsonaro haben telefonisch über die weltweite Lebensmitttelversorgung
       gesprochen. Beide Länder hätten außerdem vereinbart, [12][ihre strategische
       Partnerschaft] auszubauen, teilte das russische Präsidialamt mit.
       
       Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplante
       Inbetriebnahme von mindestens zwei [13][LNG-Terminals] bis Jahresende
       könnte sich verzögern. „Bislang kennen wir nur von einem dieser
       schwimmenden LNG-Terminals mit Wilhelmshaven eine klare
       Umsetzungsperspektive. Die geplanten stationären Terminals haben weiterhin
       keine abschließenden Investitionsentscheidungen. Hier und bei einigen
       weiteren regulatorischen Fragen benötigt die Branche endlich Klarheit,“
       sagte Timm Kehler, Vorstand des Verbandes Zukunft Gas, zu „Bild“. Um im
       kommenden Jahr eine Kapazität von 13 Milliarden Kubikmetern Erdgas über die
       LNG-Terminals zu erreichen, müsse beim Auf- und Ausbau der Kapazitäten
       weiter Tempo gemacht werden, sagte Kehler. (rtr)
       
       ## Angriff auf Einkaufszentrum: Zahl der Toten steigt auf 18
       
       Nach dem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der Ostukraine ist die
       Zahl der Toten auf mindestens 18 gestiegen. Das schrieb der Gouverneur des
       Gebiets Poltawa, Dmytro Lunin, am Dienstagmorgen im Nachrichtendienst
       Telegram. Die Rettungs- und Aufräumarbeiten in der Stadt Krementschuk
       liefen in der Nacht weiter. Bei dem Angriff am Montag wurden rund 60
       Menschen verletzt. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft berichtete
       zudem am Montag von mehr als 40 Vermisstenmeldungen.
       
       „Die Besatzer haben mit [14][Raketen auf ein Einkaufszentrum] geschossen,
       in dem mehr als tausend Zivilisten waren“, schrieb Präsident Wolodymyr
       Selenskyj bei Telegram. In einem Video, das unter anderem Selenskyj
       verbreitete, war das brennende Gebäude mit dicken dunklen Rauchwolken zu
       sehen. Am Montagabend wurde der Brand örtlichen Behörden zufolge gelöscht.
       
       Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte zufolge sollen bei dem Angriff
       Luft-Boden-Raketen des Typs X-22 eingesetzt worden sein. Diese seien von
       Tu-22-Langstreckenbombern aus dem russischen Gebiet Kursk abgefeuert
       worden, hieß es. (dpa)
       
       ## Nato-Gipfel beginnt heute Abend in Madrid
       
       Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel: Mit einer Abschlusserklärung und einer
       Pressekonferenz von Gastgeber Olaf Scholz geht heute das dreitägige
       Spitzentreffen der sieben wichtigsten demokratischen Industriestaaten auf
       Schloss [15][Elmau] zu Ende. Und direkt im Anschluss werden der
       Bundeskanzler, US-Präsident Joe Biden und andere Regierungschefs weiter
       nach Madrid reisen. Dort tagen bis Donnerstag die Staats- und
       Regierungschefs der 30 NATO-Staaten. Auch dieser Gipfel wird ganz unter dem
       Eindruck der russischen Invasion in die Ukraine stehen: In der spanischen
       Hauptstadt will das Militärbündnis ein neues strategisches Konzept
       beschließen. (dpa)
       
       ## Russischer Oppositionspolitiker Jaschin festgenommen
       
       Die russische Polizei hat einen der letzten sich noch in Freiheit
       befindenden Oppositionellen festgenommen. [16][Ilja Jaschin] wurde in
       Moskau festgenommen, wie sein Anwalt Wadim Prochorow am Dienstag im
       Online-Netzwerk Facebook mitteilte. „Nach den mir vorliegenden
       Informationen wird er des Ungehorsams gegenüber polizeilichen Anordnungen
       beschuldigt“, schreib er weiter – ein Vergehen, das mit 15 Tagen Gefängnis
       bestraft werden kann. Prochorow wies darauf hin, dass er seinen Mandanten
       nicht sehen durfte.
       
       Die mit Jaschin befreundete Journalistin Irina Bablojan schrieb im
       Messengerdienst Telegram, der Oppositionelle sei bei einem gemeinsamen
       Spaziergang in einem Moskauer Park festgenommen worden. Angaben, wonach
       Jaschin die Polizisten bei der Festnahme beschimpft haben soll, wies sie
       zurück. Laut Prochorow könnte ein Moskauer Gericht am Dienstag über das
       Schicksal Jaschins entscheiden – Haft, offener Vollzug, Freilassung oder
       Hausarrest.
       
       Jaschin wurde in Russland vor allem während der Protestbewegung gegen den
       Kreml in den Jahren 2011 bis 2012 bekannt. Er stand dem Kreml-Kritiker
       Alexej Nawalny, der zurzeit eine neunjährige Haftstrafe verbüßt, sowie dem
       2015 ermordeten Boris Nemzow nahe. Heute ist er Kommunalabgeordneter in
       einem Moskauer Stadtbezirk und verurteilt die Militäroffensive Russlands
       gegen die Ukraine.
       
       Seit der Militäroffensive gegen die Ukraine hat die Repressionen gegen
       Regierungskritiker und unabhängige Medien in Russland zugenommen. Einem
       neuen Gesetz zufolge drohen bei Kritik an der Offensive bis zu 15 Jahre
       Haft. (afp)
       
       28 Jun 2022
       
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