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       # taz.de -- Mehr Methan in der Erdatmosphäre: Kein Waschprogramm fürs Klima
       
       > Immer mehr vom Klimakiller Methan in der Luft: Eine Studie aus Singapur
       > hat nun eine Erklärung dafür: Es fehlt das „Waschmittel der Atmosphäre“.
       
   IMG Bild: Wo ist das Methan? Forscher untersucht Gasproben an der Uni Kiel
       
       Berlin taz | Die Konzentration des Treibhausgases Methan in der
       Erdatmosphäre nimmt rasant zu. Eine neue Studie der [1][Nanyang
       Technological University] in Singapur hat eine Erklärung dafür: Methan
       reagiert viermal stärker auf die Erderwärmung als vorher gedacht. Neben CO2
       zählt [2][Methan] zu den stark klimaschädlichen Gasen. Das größte
       natürliche Methanvorkommen liegt in Sumpf- und Moorlandschaften.
       
       Etwa 60 Prozent der Methan-Emissionen stammen allerdings aus Lecks bei der
       Erdgas-Förderung, [3][Massentierhaltung] oder Mülldeponien. In den letzten
       zwei Jahren ging der Ausstoß aus menschlichen Quellen zwar zurück,
       insgesamt zog die Methankonzentration in der Erdatmosphäre an.
       
       Wie kann das sein? Die Studienautor:innen stellten sogenannte
       „Rückkopplungsschleifen“ durch den Klimawandel fest. Bereits bekannt ist,
       dass steigende Temperaturen Permafrostböden zum Schmelzen bringen, unter
       denen große Mengen des Treibhausgases tausende Jahre eingeschlossen war.
       
       Die Erdatmosphäre besitzt zwar die Fähigkeit, das Gas wieder abzubauen.
       Dafür benötigt sie aber das „Waschmittel der Atmosphäre“ genannte
       Hydroxyl-Radikal „•OH“. So bezeichnete es Simon Redfern, Forscher und Autor
       der Studie, im Guardian.
       
       ## Der nicht endende Teufelskreis
       
       Der Stoff werde aber derzeit nicht ausreichend gebildet. Hinzu komme, dass
       er schneller mit Kohlenstoffmonoxid reagiere, das gerade durch
       hitzebedingte Waldbrände vermehrt in die Atmosphäre gelangt. Somit bleiben
       nicht genug Radikale für die Reaktion mit Methan übrig – zu wenig
       Waschmittel für zu viel Schmutz.
       
       Vereinfacht gesagt treffe die Waschmittel-Metapher zu, sagt Markus
       Reichstein vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Das Hydroxyl-Radikal
       reagiere mit dem klimaschädlichen Methan und entschärfe es – „reinige“ also
       die Atmosphäre. „Die Befürchtung ist jetzt natürlich, dass der Teufelskreis
       nicht endet“, sagt der Wissenschaftler. Die Erde erwärmt sich weiter, mehr
       Methan wird freigesetzt, es wird durch den Treibhauseffekt noch wärmer, und
       noch mehr Methan strömt in die Atmosphäre.
       
       10 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ntu.edu.sg/news/detail/study-finds-climate-change-stronger-driver-of-methane-than-expected
   DIR [2] /Klimakiller-Methan-aus-Gasinfrastruktur/!5850958
   DIR [3] /Methanemissionen-in-der-Landwirtschaft/!5861407
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gina La Mela
       
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