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       # taz.de -- Gaskrise und soziale Verwerfungen: Ein Deckel für die Energiepreise
       
       > Die hohen Kosten für Heizung und Strom treffen die Mitte der
       > Gesellschaft. Der Staat muss die Preise deckeln – sonst drohen arge
       > soziale Verwerfungen.
       
   IMG Bild: Wer wenig Geld hat, fürchtet sich vor dem kommenden Winter
       
       Die Lage ist sehr ernst: Städte bereiten Wärmehallen vor für Menschen, die
       sich das Heizen im Winter nicht mehr leisten können. Das ist keineswegs
       übertrieben. Denn das Grundbedürfnis zu erfüllen, in der eigenen Wohnung
       nicht zu frieren, könnte in Deutschland in wenigen Monaten für viele nicht
       mehr finanzierbar sein. Wenn sich die Energiepreise verfünf-, versieben-
       oder gar verzehnfachen, wird Heizen zum Luxus. Schon jetzt ist die Lage für
       Menschen mit wenig Geld angesichts der bereits erhöhten Kosten prekär. Der
       Staat muss Energieversorgern das Abstellen von Heizung und Strom wegen
       nicht beglichener Rechnungen verbieten. Das ist überfällig, reicht aber
       nicht.
       
       Die zu erwartenden explodierenden Preise treffen die Mitte der
       Gesellschaft. Der Staat kann sie mit Zuschüssen allein nicht auffangen, er
       muss an das Grundproblem: den Preis. Die Bundesregierung muss so schnell
       wie möglich einen Preisdeckel für Energie auf den Weg bringen. Dass der
       Staat viel Geld in die Hand nehmen muss, um die Folgen der Preisexplosion
       zu dämpfen, ist keine Frage. Er sollte es klug machen und nicht einfach nur
       versuchen, die Auswirkungen abzufedern. Es gibt genug überzeugende
       Vorschläge wie den der DGB-Vorsitzenden Yasmin Fahimi, wie ein Gas- und
       Strompreisdeckel funktionieren kann: zum Beispiel mit einem festgelegten,
       preisgedeckelten Grundbedarf. Wer mehr verbraucht, muss die exorbitanten
       Preise zahlen.
       
       Ohne einen Deckel riskiert die Bundesregierung soziale Verwerfungen, wie es
       sie seit der Nachkriegszeit nicht mehr gegeben hat. Die einen müssen ihre
       Rücklagen aufbrauchen, andere gehen verschuldet aus der Krise. Hinzu kommt
       die Inflation, die durch hohe Energiekosten angefacht wird – und eben durch
       eine Preisgrenze in Schach gehalten werden kann. Wenn der Bäcker extrem
       hohe Energiekosten nicht weitergeben muss, wird auch das Brot nicht teurer.
       
       Aber: Die Bundesregierung lehnt bislang einen Preisdeckel ab. Der grüne
       Wirtschaftsminister Robert Habeck sagt, eine Deckelung wäre ein falsches
       Signal, weil die Menschen dann nicht sparsam wären. Das ist ein absurdes
       Argument von einem Minister, dessen Regierung gerade einen Tankrabatt fürs
       Autofahren zahlt. Vor allem ist es zynisch, denn auch mit einem Preisdeckel
       wird es für alle teurer. Die Botschaft, dass Energie ausgesprochen kostbar
       und deshalb sorgsam zu handhaben ist, ist mit der Anhebung der
       Abschlagszahlungen für Strom und Gas in den meisten Haushalten doch längst
       angekommen.
       
       Wer wenig Geld hat, denkt mit großer Furcht an die Energieabrechnung im
       Herbst – und da geht es noch gar nicht um das, was zu astronomischen
       Preisen im Winter verbraucht wird.
       
       11 Jul 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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